Cloud-Markt in Bewegung

Rückenwind für europäische Clouds

8. Mai 2025, 10:30 Uhr | Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Rechenzentrum als Wärmelieferant

Ebenfalls noch Wegstrecke vor sich hat Yorizon, ein Joint Venture Start-up von Hochtief PPP Solutions und Thomas-Krenn, das im Herbst letzten Jahres gegründet wurde. Hier treffen Expertise aus dem Infrastrukturbau und aus der Serverherstellung zusammen. Co-CEO Gernot Hofstetter stellt im Gespräch gegenüber connect professional fest, dass er eine solche Kombination so noch nicht gesehen habe. Yorizon selbst soll künftig nachhaltige Cloud-Computing- und Green-IT-Lösungen anbieten und ein wachsendes Netzwerk von Edge-Rechenzentren in Europa etablieren.

Das erste Cloud-Rechenzentrum steht schon in Heiligenhaus im Niederbergischen Land. Im Sommer dieses Jahres wolle man dort live gehen, berichtet Hofstetter auf dem Cloudfest. Dass eine Kleinstadt mit gut 26.000 Einwohner:innen zwischen Düsseldorf, Wuppertal und Essen zum Rechenzentrums-Standort geworden ist, liege daran, dass man mit maximal fünf Megawatt auf einer Netzebene unterwegs sei, die es erlaube auch jenseits der Großstädte, die mit hoher Stromproduktion aufwarten, aufzuschlagen. Zudem seien im Zusammenhang mit kommunaler Wärmeplanung zunehmend Wärmekonzepte gefordert innerhalb derer Rechenzentren einen Beitrag leisten können. Hofstetter schätzt, dass je nach Auslastung des Rechenzentrums und bezogen auf die erste 2MW-Ausbaustufe, sechs bis zehn Gigawattstunden Abwärme pro Jahr geliefert werden können, beispielsweise um Wohn- und Geschäftsgebäude zu beheizen.

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Gernot Hofstetter bringt Channel-Erfahrung aus seiner Zeit beim Telekommunikationsanbieter Nfon für seine Arbeit bei Yorizon mit. Das Channel- und Partner-Konstrukt will er in den Cloud-Computing-Bereich übertragen: „Das kommt gerade bei den Partnern sehr gut an.“
© Yorizon

Ähnlich sei es bei einem zweiten von Yorizon geplanten Rechenzentrum – Anfang April war dafür in Bad Lippspringe bei Paderborn Spatenstich. Auch dort soll die Abwärme genutzt und in die kommunale Energieplanung integriert werden. Die Fertigstellung sei für Sommer 2026 anvisiert. Der Bürgermeister von Lippspringe, Ulrich Lange, kommentiert angetan: „Wir waren im Rathaus hocherfreut darüber, als wir von der Planung für dieses hochmoderne und innovative Rechenzentrum erfahren haben. Gerade mit Blick auf unsere kommunale, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wärmeplanung wird die geplante Kooperation mit den neuen Projektpartnern zu einer echten Win-Win-Situation führen.“ Durch die Abwärme, die ins geplante Fernwärmenetz fließen solle, sei das Rechenzentrum „ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer autonomen Energieversorgung für unsere Badestadt.“

Das alles hat nun im ersten Schritt noch nicht so viel mit dem Cloud-Markt an sich zu tun, doch es scheint ein gutes Beispiel für die oben beschriebene Aufbruchstimmung der Szene zu sein. Damit einher gehen meist auch innovative Ansätze, die über den eigenen Tellerrand hinausgehen. Ein solcher Ansatz ist die Einbindung der Abwärme der Rechenzentren in die Wärmeversorgung der Region.

Offenheit ist ohnehin immer eine gute Geisteshaltung, wenn es darum geht, Neues zu schaffen. Das gilt auch für den Open Source-Ansatz, der die Angebote von Yorizon als Cloud-Service-Provider bestimmen soll. „Das iPhone ist groß geworden, weil viele Entwickler auf einer Plattform Apps entwickelt haben und das zu einem Wachstumsschub geführt hat“, macht Hofstetter einen Blick über den Cloudrand hinaus. Somit sehe er eine Mischung aus Offenheit und Transparenz sowie gemeinschaftlichem Arbeiten als ein Erfolgskonzept. Bei Yorizon suche man dafür aber durchaus noch Vertriebs- und Technologiepartner. Dabei dürfte Hofstetter zugutekommen, dass er Channel-Erfahrung aus seiner Zeit beim Telekommunikationsanbieter Nfon mit- und einbringt. So wolle er das Channel- und Partner-Konstrukt immer mehr in den Cloud-Computing-Bereich übertragen: „Das kommt gerade bei den Partnern sehr gut an.“

Was ist also der Sachstand im deutschen Cloud-Markt 2025? Es herrscht Aufbruchstimmung, die durch die jüngsten geopolitischen Ereignisse, nur noch verstärkt wurde und somit tragen dürfte. Es gibt (schon länger) Konzepte, die cloudtechnisch eine Loslösung der US-Dominanz als Prämisse haben – auch wenn der Weg dorthin noch lang sein wird. Doch wie es aussieht, hat die Cloud-Community richtig Bock, diesen Weg zu gehen und zu gestalten.


  1. Rückenwind für europäische Clouds
  2. Schnell mal die Cloud wechseln?
  3. Rechenzentrum als Wärmelieferant

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