Die Lieferschwierigkeiten der Coronajahre sind zumindest bei Halbleitern noch keineswegs Geschichte. Wie eine aktuelle Bitkom-Umfrage zeigt, leiden deutsche Unternehmen nach wie vor unter gravierenden Chip-Engpässen.
Lieferengpässe gehörten zu den massivsten Problemen der Coronajahre. Vor allem die in nahezu allen Branchen unverzichtbaren Halbleiter waren für viele deutsche Unternehmen nur schwer zu bekommen. Und diese Probleme sind bei weitem noch nicht komplett verschwunden.
Das zeigt die aktuelle Bitkom-Umfrage unter Verantwortlichen von 404 deutschen Unternehmen aus verarbeitendem Gewerbe und ITK-Dienstleistungen mit mehr als 20 Beschäftigten, darunter 346 Unternehmen, die Halbleiter verwenden.
Der Mangel an Halbleitern ist danach in Deutschland immer noch ein gravierendes Problem. 9 von 10 Unternehmen (89 Prozent), die in diesem Jahr Halbleiter-Bauteile oder -Komponenten gekauft haben, hatten Schwierigkeiten bei der Beschaffung. Das sind sogar 8 Prozentpunkte mehr als 2021.
Lieferverzögerung bleiben auf hohem Niveau
Die Schwierigkeiten sind vielfältig (siehe Grafik 3): 97 Prozent der betroffenen Unternehmen machen Lieferverzögerungen zu schaffen, 93 Prozent Preiserhöhungen. Für 89 Prozent sind bestimmte Bauteile teilweise nicht verfügbar, bei 88 Prozent wurden die Liefermengen reduziert. Rund 5 Monate beträgt aktuell die durchschnittliche Lieferverzögerung bei Halbleiter-Bauteilen bzw. Komponenten in Deutschland. Damit bleibt die Verzögerung auf hohem Niveau. Vor zwei Jahren auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie waren es 6,5 Monate.
Zwei Drittel (68 Prozent) dieser Unternehmen rechnen damit, dass die Lieferverzögerungen 2024 sogar noch zunehmen werden.
Dabei sind Halbleiter für weite Teile der deutschen Wirtschaft unverzichtbar. „Ohne Chips geht in der deutschen Wirtschaft nichts. Halbleiter sind die Basistechnologie der digitalen Wirtschaft“ betont Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst und fordert, „Deutschland und Europa müssen einseitige Abhängigkeiten bei Halbleitern beenden.“
39 Prozent der Unternehmen wissen allerdings gar nicht, woher ihre Halbleiter überhaupt kommen (Grafik 1). Laut Bitkom dominiert Asien als Produktionsstandort. Jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) bezieht seine Halbleiter-Bauteile aus China, 17 Prozent aus Taiwan, 10 Prozent aus Südkorea. In den USA kaufen 21 Prozent der deutschen Kunden ihre Halbleiter-Bauteile und -Komponenten. Nur jeder zwanzigste Käufer (5 Prozent) gibt Deutschland als Produktionsland an.