Trends 2022

Zukunftsmusik, begleitet von Gegenwartstönen

21. Februar 2022, 7:00 Uhr | Autoren: Redaktion funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Citizen Development, Datenhygiene, Brain-Computer-Interfaces

Citizen Development oder die Selbstermächtigung der Fachbereiche

Ärmel hochkrempeln, etwas anpacken
© Adobe Stock / 18607476

Der Mangel an IT-Fachkräften beschäftigt viele Unternehmen – vor allem vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Eine Möglichkeit, diese Transformationslücke zu schließen, ist die Bereitstellung von Low-Code/No-Code-Entwicklungsplattformen. Mit ihrer Hilfe können Fachmitarbeiter – unabhängig von Vorkenntnis oder Programmierhintergrund – selbst Anwendungen erstellen. Man spricht in diesem Fall von sogenannten „Citizen Developern“. Im Gegensatz zum klassischen IT-getriebenen Ansatz sind derart erstellte Anwendungen in der Regel schneller operativ nutzbar und auch kostengünstiger als von Profis programmierte Software. Das Marktforschungsinstitut Gartner prognostiziert, dass Citizen Development bis 2024 für mehr als 65 Prozent der Anwendungsentwicklungen verantwortlich sein wird und die Zahl der „zivilen Entwickler“ bis 2023 somit viermal so hoch sein wird wie die der professionellen.

Inwiefern die Citizen Developer im Unternehmen tatsächlich unabhängig von der IT-Abteilung agieren, hängt von einigen Faktoren ab. Müssen beispielsweise datenschutzrechtliche oder regulatorische Anforderungen beachtet oder komplexe Datenintegrationen vorgenommen werden, brauchen die Citizen Developer beziehungsweise Fachbereichsentwickler entsprechende Unterstützung. (DK)

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Geschäftsentscheidende Datenhygiene

Auf Grundlage von Daten treffen Unternehmen zunehmend essenzielle Entscheidungen oder leiten relevante Kommunikations- und Serviceprozesse in die Wege. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen in Deutschland verzeichnet ein jährliches Datenwachstum zwischen 31 und 60 Prozent, weitere sechs Prozent sogar deutlich mehr, konstatierte IDC Anfang 2021. Dabei handelt es sich um Daten aus vorhandenen und neuen Workloads sowie aus der Nutzung zusätzlicher Datenquellen und Datentypen. Fragmentierte Daten, oft aus veralteten Systemen, liegen meist in unterschiedlichen Formaten, Metadaten, Formularen und nicht mehr zeitgemäßen Datenbanken vor. Deshalb gewinnt das Thema Datenqualität an Bedeutung. Im Kern geht es um die Vermeidung von „Dirty Data“, beschreibt es Oliver Rozić von Sage. Eine Voraussetzung für diese vorausschauende Form der Datenhygiene ist Data Governance. Immer mehr Unternehmen werden sich deshalb aller Voraussicht nach der Erstellung eines Regelwerks für den Umgang mit Daten widmen. Die EU ihrerseits hat jüngst mit dem Data Governance Act einen Rahmen geschaffen, der die gemeinsame Nutzung von Daten erleichtern soll. Im November 2021 einigten sich die Verhandlungsführer von Rat und Parlament vorläufig auf ein Datenaustauschmodell. (DK)

Fällt die Grenze zwischen Hardware und Wetware?

Software, Virtualisierung, Vernetzung
© Adobe Stock / ktsdesign

Es klingt wie Zukunftsmusik, Science-Fiction – und könnte doch bald gelebte, wenn auch aktuell sicherlich noch befremdliche Praxis werden: 2022 will Elon Musks Firma Neuralink in die Gehirne von menschlichen Patienten Chips implantieren, um Rückenmarksverletzungen zu behandeln, wie der Tech-Pionier im vergangenen Jahr verkündete. Die Technologie soll in der Lage sein, Gehirnaktivität aufzuzeichnen und zu stimulieren. Noch gibt es zwar berechtigte Zweifel daran, dass Neuralink den Termin halten kann, nichtsdestotrotz wäre selbst ein Gelingen in den kommenden Jahren nicht weniger als bahnbrechend. Bei „The Link“ handelt sich um ein sogenanntes Brain-Computer-Interface (BCI), also eine Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer. Diese Technologie könnte die Grenze zwischen Mensch und Maschine, zwischen Hardware und Wetware überwinden. Und Musks Neuralink ist längst nicht der einzige Player, der an entsprechenden Lösungen forscht. Es scheint also nur noch eine Frage der Zeit, bis erste Produkte Marktreife erreichen.

Doch es braucht zudem kaum Fantasie, um sich neben den gewaltigen Potenzialen weit über die Medizin hinaus auch die Risiken vor Augen zu führen. Diese reichen von technischen Fehlern über Manipulationsversuche bis hin zu Cyberangriffen und einer mutwilligen Schädigung des Gehirns. Es werden sich daher künftig ethische Fragestellungen ergeben, die heute noch kaum abzusehen sind und die die Diskussion um die Anwendung von Künstlicher Intelligenz geradezu in den Schatten stellen. Selbst wenn Neuralink also in diesem Jahr Musks straff gesetztes Ziel verpassen sollte, wird es dringend Zeit, den Diskurs rund um den vertrauensvollen, ethischen Einsatz von BCIs anzustoßen. (STA)


  1. Zukunftsmusik, begleitet von Gegenwartstönen
  2. Metaverse-Möglichkeiten, Green by Design, Data Fabric
  3. Geschäftsmodelle, Maschinen-Ethik, Cloud-Flickenteppich bändigen
  4. Citizen Development, Datenhygiene, Brain-Computer-Interfaces

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