Was macht eine digitale Gesellschaft verwundbar?
Iskander: Wie in der realen Welt ist auch die digitale Gesellschaft kriminellen Angriffen ausgesetzt. Insofern wird uns das Thema Cybersecurity zunehmend beschäftigen. Die größere Gefahr sehe ich jedoch darin, dass digitale Dienste nicht gleichermaßen für jeden zugänglich sind und wir mit der Digitalisierung in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gleiten. Dabei geht es nicht um den monetären Zugang, denn viele lebenswichtige Dienste werden nicht viel kosten. Es geht vielmehr um die Fähigkeit, die Funktionalität und Wirkungsweise digitaler Tools zu kennen, zu verstehen und anzuwenden. Der Vorsprung von Wissen und der Zugang zu Wissen werden entscheidend für existenzielle menschliche und unternehmerische Entscheidungen werden. Und das macht eine offene Gesellschaft verwundbar.
Blatt: Wachsende Datenmengen und deren ständige Abrufbarkeit stellen viele gesellschaftliche Bereiche, Unternehmen und Privatpersonen vor neue Herausforderungen. Vor allem Datenschutz und Cyberkriminalität sind zwei Aspekte, die in Zukunft noch besser beleuchtet werden müssen. In den Unternehmensreihen entstehen neue Fragestellungen, mit denen sich alle Beteiligten – auch wir – auseinandersetzen und die zudem eine strafrechtliche Prüfung sowie Überarbeitung benötigen. Auch in Bezug auf den bereits erwähnten Breitbandzugang gibt es Grenzen, denn ein weiterer Ausbau gestaltet sich aufgrund der nicht mehr gegebenen Wirtschaftlichkeit schwierig.
Bei objektiver Betrachtung der Digitalisierung steht jedenfalls fest, dass Effizienz und Erfolg nur gehalten werden können, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
Höhmann: Der blinde Glaube an eine Digitalisierung, die scheinbar alles ermöglicht und richtet. Digitalisierung macht uns stärker, wenn wir die damit verbundenen Chancen nutzen. Das gelingt am besten mit Umsicht, Sorgfalt und Planung. Denn nach wie vor müssen wir es sein, die bewusste und richtige Entscheidungen treffen. Wir dürfen uns nicht allein auf Algorithmen und Automatisierung verlassen. Je mehr Digitalisierung und Vernetzung zunehmen, desto höher ist die Verantwortung von Wirtschaft, Politik und Institutionen, wirksame Schutzstrategien zu implementieren und iterativ an die dynamische Entwicklung anzupassen.