Unternehmer, Manager, Fachkraft oder vielleicht ganz was anderes? Und was ist, wenn Unternehmer und Geschäftsführer dieselbe Person sind? Unseren Kolumnisten Olaf Kaiser beschäftigt diesmal die nicht ganz unproblematische Frage, welche Rolle der Geschäftsführer im Unternehmen spielen sollte.
Der Chef macht alles und ohne ihn geht wenig. Oder der Chef hat sich aus vielem rausgezogen und keiner weiß mehr, wann man ihn fragen soll.
Vermutlich ist keine der beiden Situationen hilfreich, auch wenn sie durchaus verbreitet sind.
Als Lösungsweg aus diesem Zustand wird häufig auf das „UMF“-Modell geschaut, das zwischen Unternehmer, Manager und Fachkraft als Archetypen der Rollen unterscheidet.
Aus diesem Modell kommend drängt sich aber eine Frage auf: Wo findet sich der Geschäftsführer wieder?
Der Geschäftsführer ist das unbekannte Wesen in diesem Modell.
Dass dieser Aspekt problematisch ist, wird unter anderem dann spürbar, wenn ein Unternehmen an einen Nachfolger übergeben wird und es danach eine klare Rolle Geschäftsführer benötigt, die losgelöst vom Unternehmer ist.
Es braucht die Klarheit, dass der Geschäftsführung eine eigene Rolle zwischen dem Unternehmer – also den Gesellschaftern – und den Managern – also den Führungskräften – zukommt. Das ist auch dann hilfreich, wenn Unternehmer und Geschäftsführer dieselbe Person sind, um Spielraum für Weiterentwicklungen auf allen Managementebenen zu schaffen.
Nur wenn diese Sichtbarkeit einer differenzierten Rolle der Geschäftsführung gegeben ist, können auch alle wesentlichen Aufgaben zwischen Unternehmer, Geschäftsführung und Management als Verantwortung klar zugeordnet werden.
Da wir in der IT ja Abkürzungen liebgewonnen haben, können wir uns bestimmt auf „UGMF“ für Unternehmer, Geschäftsführer, Manager, Fachkraft als Aufgabenbündel einlassen.
Die emotionale Komponente nicht vergessen
Und ich wage mich an eine zweite These hinsichtlich der Unsichtbarkeit der Rolle des Geschäftsführers. Neben der hier ausgeführten rationalen Sicht gibt es eine emotionale Komponente. Wenn der Chef Klarheit für seine Rollen herstellen will, müsste er sich vielleicht auch von liebgewonnen Vorrechten für seine eigene Person und von einigen seiner Eigenheiten trennen.
Denn der Unternehmer ist zwar fast immer die treibende positive Kraft der Unternehmensentwicklung, vor allem in frühen Unternehmensphasen, und gleichzeitig ist er auch bei den meisten Unternehmen für das Scheitern verantwortlich.
Die Unternehmen im IT Channel stehen seit dreißig Jahren vor immer neuen und gravierenden Herausforderungen. Das bezieht technologische Entwicklungen ein und auch Führungsfragen und persönliche Einstellungen.
Wenn das Unternehmen wächst, hat der Unternehmer zwei Möglichkeiten: Entweder wächst er mit oder sein Unternehmen wächst ihm über den Kopf und kommt in schwere Gewässer.
Welche Schritte helfen nun aus diesem Dilemma des unsichtbaren Geschäftsführers?
Aus meiner Sicht bedarf es einer dokumentierten Klarheit in Form einer eigenen Rolle und Verantwortung für den Geschäftsführer, die vom Unternehmer und den weiteren Führungskräften abgegrenzt ist.
Und es bedarf der parallelen Arbeit an der eigenen Persönlichkeit. Denn jedes Unternehmen ist letzten Endes von der Unternehmerpersönlichkeit geprägt.