Ist das Internet der Dinge inzwischen erwachsen geworden? Was die Vielzahl der existierenden vernetzten "Dinge" angeht, vielleicht. Was die Sicherheit und das Umsetzen wirklich strategischer Projekte angeht eher nicht, argumentieren Lancen LaChance und Thomas Lemaitre von GlobalSign.
Während Consumer-IoT einen festen Platz in der täglichen Berichterstattung hat, wird aller Voraussicht nach der tatsächliche Mehrwert des IoT im industriellen Sektor liegen. Dort, wo besonders kritische Vermögenswerte betroffen und die potenziellen Folgen schlechter Sicherheitsvorkehrungen gravierend sind, wird man sich auch rascher als anderswo darum bemühen, Sicherheitslösungen zu implementieren.
Bedrohungsvektoren, die sich derzeit auf herkömmliche IT-Endpunkte fokussieren, werden sich in Zukunft vermehrt gegen OT-Assets (Operational Technology) richten. Das wird, will man einen Blick in die Kristallkugel riskieren, zu einer Konvergenz der wichtigsten Abteilungen innerhalb der Unternehmensstruktur führen und letztendlich IT- und OT-Funktionen zusammenführen. Das bringt auch für die IT-Sicherheit einen Paradigmenwechsel mit sich. Unternehmen werden sich dann nämlich nicht mehr so sehr darauf konzentrieren, Systeme zu schützen, sondern Vermögenswerte. Diese veränderte Sicht der Dinge wird dazu führen, dass Firmen einheitliche Lösungen auf Plattform- oder Ökosystemebene ansiedeln. Sicherheit ist dann quasi implizit überall gegeben und direkt implementiert. Und das schließt sämtliche Berührungspunkte mit diesen Systemen ein und wird die mit dem Internet der Dinge verbundenen Geschäftsprozesse erheblich beeinflussen.
Ein oft zitiertes Beispiel für einen erfolgreichen Vorreiter ist Rolls-Royce – ein Unternehmen, das sein Geschäftsmodell grundlegend umgekrempelt hat. Vorher verkaufte es seine Motoren kombiniert mit einer reaktiven Servicevereinbarung. Inzwischen ist die Umwandlung in ein komplett ergebnisorientiertes Modell geschafft. Rolls-Royce nutzt dazu eine Reihe zustandsorientierter Wartungs- und Reparaturservices. Sie überwachen nicht nur die Motoren, sondern sind auch in der Lage, die Konfiguration des Motors zu modifizieren, um die Standzeit zu erhöhen.
Das sogenannte Totalcare-Serviceangebot belohnt Zuverlässigkeit. Kunden, wie Boeing und Airbus setzen mit Rolls-Royce beispielsweise ein Modell um, das auf der Basis von Dollar/Motorflugstunden beruht. Rolls-Royce übernimmt die kompletten Time-On-Wing-Kosten sowie der Werkstattbesuche. Zuverlässigkeit und Time-on-Wing werden damit zu Gewinntreibern sowohl für den Kunden als auch für Rolls-Royce selbst.
Wenn in den vergangenen Jahren über die Monetarisierung im IoT gesprochen wurde, war die “Outcome Economy” - also eine ergebnisorientierte Wirtschaft - das am intensivsten diskutierte Konzept. Nun ist es ja nicht unbedingt überraschend, dass wirtschaftliches Handeln auf ein Ergebnis abzielt. Allerdings meint Outcome Economy nicht nur das Ergebnis des reinen Verkaufsprozesses. Unternehmen konkurrieren nicht mehr einfach, indem sie Funktionen, Produktvorteile oder bessere Dienstleistungen vermarkten. Vielmehr geht es darum, für den Kunden relevante Ergebnisse zu erzielen, die messbar sind und die zu einem überwiegenden Teil erst durch die Digitalisierung und die entsprechenden Technologien möglich wurden. Ein Kunde kauft sozusagen direkt ein Outcome, also eine messbare Verbesserung für sein unternehmerisches Handeln. Und diese quantifizierbaren Ergebnisse nutzen dann umgekehrt wieder dem Anbieter.