Digitalpioniere

„AI und Robotik werden in Medizin und Pflege zu Game Changern“

12. Juni 2024, 8:00 Uhr | Michaela Wurm
© Sana Kliniken AG

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen gilt als große Herausforderung. In Kliniken, Praxen und Gesundheitseinrichtungen dominieren heterogene IT-Infrastrukturen mit einer Vielzahl von Altsystemen und proprietären Lösungen. Wie sie diese Probleme für Sana Kliniken löst, berichtet CTO Stefanie Kemp.

connect professional: Wie sieht Digitalisierung in Ihrem Unternehmen aus?

Steffi Kemp: Wir verfügen über eine große IT-Landschaft. Diese ist allerdings alles andere als homogen, modern, schnittstellenoffen und patienten- oder mitarbeiterzentriert. Dennoch müssen wir diese Systeme am Laufen halten. Gleichzeitig versuchen wir große Schritte nach vorne zu kommen. Die Stichworte lauten: Die Menschen in den Mittelpunkt stellen, Standardisierung, Plattformisierung, Cloud-Lösungen. Wir haben also eine doppelte Herausforderung: Einerseits müssen wir bei Tempo 120 weiter sicher geradeaus fahren, aber gleichzeitig den Motor wechseln.

connect professional: Was waren die größten Hindernisse bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsstrategie?

Kemp: Die Altsysteme sind ein großes Hindernis. Sie lassen keine Modernität in unserem Sinne zu. Für unsere Anforderungen haben wir am Markt kein Kernsystem fürs Krankenhaus gefunden, kein sogenanntes Krankenhausinformationssystem. Deshalb bauen wir jetzt mit Partnern eine auf uns zugeschnittene Data Workflow Engine. Neben der Technik gibt es weitere Faktoren, die uns ausbremsen: eine überbordende Regulatorik mit Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien. Gleichzeitig fehlen wichtige Rahmenbedingungen: Wohin geht es mit der Krankenhausreform? Wie geht es mit der Ambulantisierung weiter? Und last not least fehlen uns auch Fachkräfte.

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Steffi Kemp, Chief Transformation Officer (CTO) und Vorstandsmitglied der Sana Kliniken AG
Steffi Kemp, Chief Transformation Officer (CTO) und Vorstandsmitglied der Sana Kliniken AG
© Sana Kliniken AG

connect professional: Welche innovativen Technologien, wie beispielsweise AI, setzen Sie bereits in ihrem Unternehmen ein oder wollen Sie in absehbarer Zeit einsetzen?

Kemp: Es gibt in Deutschland eine gute MedTech-Szene, auch spannende Startups. Die Herausforderung ist es, aus der Technik wirtschaftlich wie medizinisch oder logistisch nachhaltige Cases zu entwickeln. Wir setzen etwa in Lübeck eine KI-basierte Anwendung ein, die in der Diagnostik im Rahmen bildgebender Verfahren unsere Neurologen sehr gut unterstützen kann. Aufgrund unserer heterogenen IT-Struktur können wir derartige Anwendungen leider noch nicht skalieren. Daran arbeiten wir. Ein anderes Beispiel: Es gib hervorragende Operationsroboter. Unter den aktuellen Kostenstrukturen lohnt es allerdings nicht, sie einzusetzen. Wir tun es trotzdem, um Erfahrungen zu sammeln und attraktiv zu sein. Insgesamt: AI und Robotik werden in Medizin und Pflege zu Game Changern. Noch sind wir aber dabei, die Grundlagen für deren sinnvollen Einsatz zu schaffen.

connect professional: Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad Ihrer Branche ein?

Kemp: Die Gesundheitsbranche hinkt dem Industriestandard etwa zwei Jahrzehnte hinterher. Und vergleichen wir das deutsche Gesundheitswesen mit den entwickelten Industrienationen, dann steht Deutschland am Ende der Skala. Gleichzeitig stehen wir vor riesigen Herausforderungen, künftig einfach nicht mehr ausreichend Personal zu haben. Bereits heute gibt es Lücken in der medizinischen Versorgung in Deutschland. Was tun? Es gibt drei große Stellschrauben: Bürokratielasten runter, bessere Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen und Effizienzgewinne durch Digitalisierung und Robotik.


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