Die Telekom blickt als hiesiger Netzriese auf ein gewaltiges Produktportfolio, das neben Mobilfunk- und Festnetzanschlüssen auch zahlreiche Business-Lösungen oft von verschiedenen Technik-Lieferanten umfasst. Und auch im Cloud-PBX-Bereich arbeiten die Bonner nicht nur mit einem, sondern gleich mit mehreren Anbietern zusammen. Neben Zoom zählt Atos dazu, dessen Lösung wiederum vom US-amerikanischen Unternehmen Ringcentral stammt. Der Kern des in diesem Test unter die Lupe genommenen Produkts „Cloud PBX 2.0“ basiert wiederum auf einer Cisco Broadworks-Anlage. Der Webex-Teil kommt zudem aus der Cisco Webex Cloud, die laut dem Unternehmen eng mit der Telekom-PBX-Produktion „verschaltet ist“. Sie nennt sich „Webex for Broadworks“. Cloud PBX 2.0 zeichnet sich durch einen großen Funktionsumfang aus, darunter eine mögliche Anbindung zu Cisco Webex Meetings und die Integration vielfältiger Collaboration-Funktionen.
Und auch fernab des Produktspektrums sind die Leistungen der Cloud PBX 2.0 insgesamt gut; sogar sehr gute Ergebnisse gibt es bei OnNet-Verbindungen. Hervorzuheben sind vor allem die Messwerte bei der Verbindungsaufbauzeit: Zusammen mit der Placetel-Lösung erreicht Cloud PBX 2.0 die schnellste Aufbauzeit (0,90 s) bei ankommenden Verbindungen von anderen Cloud-PBX-Anbietern und zudem die beste Aufbauzeit (0,71 s) bei abgehenden Verbindungen.
Und auch bei Sprachqualität und Sprachlaufzeit schlägt sich die Cloud PBX 2.0 des Bonner Netzbetreibers bei OffNet-Calls im Vergleich zu den anderen Lösungen besser als die Konkurrenz: zafaco hat hier die schnellste Sprachlaufzeit (75 ms) bei abgehenden Verbindungen zu anderen Cloud-PBX-Anbietern gemessen.
Nfon zählt zu den Cloud-Telefonie-Pionieren in Deutschland und mittlerweile betreuen die Münchner hierzulande rund 50.000 Kunden. Aber das Kernprodukt „Cloudya“ wird nicht nur vom Anbieter selbst, sondern auch von einigen anderen Unternehmen als OEM-Version genutzt. Darunter Telefónica mit „Digital Phone Business“, die Telekom mit „DeutschlandLAN“ oder seit Kurzem auch Versatel mit „1&1 Business Phone“. Und längst schreibt sich Nfon nicht mehr nur Telefonie auf die Fahne, sondern dank zahleicher Funktionserweiterungen wie „Cloudya Meet & Share“ auch immer mehr Collaboration-Features wie Videokommunikation und die Integration in verschiedene Drittanbieteranwendungen.
Aber auch mit Blick auf die Leistung weiß Cloudya zu überzeugen. Während die Gesamtwertung gut ist, kann die Cloud-PBX vor allem mit „sehr guten“ OnNet-Verbindungen vorlegen. Im Vergleich zu den anderen getesteten Produkten schließt die Nfon-Lösung hier am besten ab. Einziges Manko der Telefonanlage: Es gibt – wie bei fast allen Cloud-PBX-Produkten in diesem Test – Abstriche bei Sprachqualität und Sprachlaufzeit bei OffNet-Verbindungen. So zeigen sich bei Cloudya sowohl bei abgehenden als auch bei ankommenden Verbindungen zu anderen Cloud-PBX-Anbietern starke Überschreitungen der entsprechenden Schwellenwerte von Sprachqualität und Sprachlaufzeit.
Die Telefonanlage „Profi“ von Plactel verfügt über mehr als 150 Funktionen rund um die Business-Telefonie, darunter auch optionale Features wie native Mobilfunk-Integration oder eigene Placetel-SIM-Karten. Darüber hinaus lässt sich über den Anbieter Hardware zur monatlichen Miete beziehen, beispielsweise Tischtelefone, Headsets und WLAN Access Points. Hier hat Placetel den Vorteil, dass das Unternehmen seit einigen Jahren zu Cisco gehört und Zugriff auf das gewaltige Portfolio des ITK-Riesen hat. Über einen zentralen App Store können Anwender zudem Integrationen in unterschiedliche Business-Softwarelösungen (wie CRM-, Ticket- und Collaboration-Systeme) und andere Produkte buchen, darunter beispielsweise Microsoft Teams, Salesforce und Zendesk.
Die Messwerte bescheinigen Profi von Placetel gute Leistungen bei der Gesamtbetrachtung aller Ergebnisse – sowohl OnNet als auch OffNet. Hervorzuheben sind die schnellen Ruf- und Verbindungsaufbauzeiten bei ankommenden Verbindungen von anderen Cloud-PBX-Anbietern: Placetel Profi verfügt im Vergleich über die schnellste Verbindungsaufbauzeit (0,90 s) zusammen mit der Telekom-Lösung „Cloud-PBX 2.0“ sowie die schnellste Rufaufbauzeit (0,75 s).
Erwähnenswert ist laut zafaco aber, dass die Sprachqualität der Placetel-Telefonanlage in den Abendstunden sinkt, was laut den Benchmarking-Experten an der Peering-Kapazität des Anbieters zu bestimmten Internetprovidern liegen könnte. Hier raten die Tester, diese Entwicklung im Blick zu behalten und die entsprechenden Kapazitäten gegebenenfalls aufzustocken.
Telefónica mit Sitz in München ist neben Telekom und Vodafone einer der drei großen (Mobilfunk-)Netzbetreiber in Deutschland, der viele Millionen Kunden betreut – und mit „Digital Phone“ (hier getestet im Business-Tarif) auch eine Cloud-Telefonanlage im Produktportfolio hat. Es handelt sich jedoch nicht um eine reine Eigenentwicklung, sondern um eine OEM-Variante der „Cloudya“-Lösung von Nfon. Daher verwundert es kaum, dass diese beiden Testkandidaten technisch sehr nahe beieinander liegen, beispielsweise bei den OnNet-Call-Messergebnissen (Verbindungen innerhalb der Cloud-PBX-Anlage). OffNet gibt es mit Blick auf die Lauf- und Verbindungszeit sowie die Sprachqualität hingegen klare Unterschiede zwischen den beiden Produkten. Denn unter anderem nutzt Telefónica zur Anbindung in das öffentliche Telefonnetz einen eigenen SIP-Trunk.
Aber auch darüber hinaus schnürt der Netzbetreiber ein ganz eigenes Leistungspaket rund um die Cloud-PBX, das unter anderem eine Telefon-Flat ins deutsche Mobilfunk- und Festnetz beinhaltet (Allnet-Flat). Viele weitere Features können Unternehmen mitunter gegen einen geringen monatlichen Aufpreis je Nutzer hinzubuchen (zum Beispiel Integration von Fax, Microsoft Teams oder auch eine Sprachverschlüsselung).
Mit Blick auf die Testergebnisse punktet Digital Phone Business von Telefónica bei den OnNet-Verbindungen mit sehr guten und OffNet mit guten Leistungen und liegt damit bei den Messergebnissen von zafaco auf einem ähnlich hohen Niveau wie die Lösungen von Telekom, Placetel und Nfon.
Das Kölner Telekommunikationsunternehmen Plusnet bietet ein eigenes bundesweites Sprach-Daten-Netz und zählt über 25.000 Geschäftskunden. Seit 2019 ist man Tochter des EnBW-Konzerns. Das Energieunternehmen hatte Plusnet im Juni 2019 von QSC gekauft.
Die von funkschau und zafaco getestete Telefonanlage zeichnet sich durch zahlreiche Telefonie-Basisfunktionen aus, die meist gegen Aufpreis um viele weitere Optionen ergänzt werden können. Dazu zählen unter anderem Call Center Services für ein „intelligentes Anrufmanagement“ , Collaboration-Funktionen, Soft- und Videophone sowie Anwendungsintegrationen in andere Lösungen wie unter anderem ERP- und CRM-Systeme.
Die qualitativen Leistungen der Plusnet-Lösung sind insgesamt gut; sehr gute Ergebnisse erreicht die Cloud-PBX besonders bei OnNet-Verbindungen. Beim Aufbau von abgehenden Verbindungen zu anderen Cloud-PBX-Anbietern gibt es hingegen Abstriche zu verzeichnen: Hier hat Tengo Centraflex von Plusnet die langsamste Rufaufbauzeit (2,87 s) sowie die langsamste Verbindungsaufbauzeit im gesamten Testumfeld (3,07 s).
Der US-amerikanische UCaaS-Anbieter Ringcentral hat in den vergangenen Jahren von sich reden gemacht. Nicht nur stärkt das Unternehmen die Präsenz der eigenen Marke im europäischen Markt, ist seit zwei Jahren auch in Deutschland vertreten, sondern stellt seine Technologie mittlerweile auch zahlreichen anderen Kommunikationsanbietern wie Atos, Avaya, Alcatel-Lucent Enterprise, Mitel sowie Deutsche Telekom, Vodafone und Ecotel zur Verfügung. Ein guter Grund, die Lösung „Phone“ genauer unter die Lupe zu nehmen.
Sie sticht vor allem durch ihren großen Leistungsumfang heraus. Unternehmen, die hohe Anforderungen an Schnittstellen und Individualisierungsmöglichkeiten haben, könnten bei Ringcentral fündig werden. Zu diesem Spektrum gehören sowohl über 300 mögliche Integrationen in Business-Anwendungen als auch die Option, neue Funktionen und Lizenzen flexibel zu aktivieren und zu buchen. Zudem setzt der US-amerikanische Anbieter für hiesige Kunden auf ein lokales Rechenzentrum in Frankfurt am Main. Während Phone bei Pricing und Leistungsumfang klar punkten kann, gibt es im technischen Test jedoch an verschiedenen Stellen Abstriche zu verzeichnen.
Im Gesamtergebnis schneidet die Cloud-PBX zwar ebenfalls insgesamt gut (On- und OffNet) ab, aber gerade bei der Sprachlaufzeit und bei Verbindungen von und zu anderen Cloud-PBX-Anbietern gibt es klar Luft nach oben: So zeigt sich beispielsweise eine starke Überschreitung (59,82 Prozent) der Sprachlaufzeit (>150 ms) bei abgehenden Verbindungen zu anderen Cloud-PBX-Anbietern. Das kann Kunden in der Praxis laut zafaco durchaus negativ auffallen. Eine mögliche Ursache könnte laut den Experten ein spezieller Test-Server außerhalb Europas sein (siehe auch „Besonderheiten beim Testen“). Zudem zeigt sich bei Ringcentral Phone eine starke Überschreitung (18,32 %) der Verbindungsaufbauzeit (>2,5 s) bei ankommenden Verbindungen von anderen Cloud-PBX-Anbietern. Das macht sich laut zafaco wiederum für alle Nutzer bemerkbar, die bei der Ringcentral-Cloud-PBX anrufen.
Die Cloud-Telefonanlage „Team“ von Sipgate bietet mehr als 150 Funktionen, unter anderem können Kunden über sie auch SMS und Faxe verschicken. Und wer gar einen größeren Funktionsumfang nutzen möchte – wie zum Beispiel eine inkludierte Festnetz- und Mobilfunkflatrate oder eine Warteschleifenfunktion –, für den bietet der Hersteller aus Düsseldorf über das Standardpaket „Business S“ hinaus die Optionen „Business L“ und „Business XL“ an. Hier sind unter anderem eine Deutschland- beziehungsweise eine EU-Allnet-Flatrate sowie zusätzliche Features enthalten. Besonders spannend ist zudem die Integration von mobilen Endgeräten, die bei Sipgate nicht etwa über eine App, sondern über eine eigene SIM oder eSIM erfolgt. Laut dem Anbieter nutzen die Cloud-PBX derzeit über 20.000 Unternehmen täglich.
Und bei der Gesamtbetrachtung aller Testergebnisse hat Team von Sipgate mit guten Leistungen abgeschlossen – vor allem mit Blick auf die OnNet-Verbindungen. Bei Verbindungen von und zu den Lösungen von anderen Cloud-PBX-Anbietern zeigten sich jedoch Schwächen vor allem in der Rufaufbau- und Verbindungsaufbauzeit (jeweils langsamste Zeiten bei ankommenden Verbindungen von anderen Anbietern). Die Leistung bei Sprachqualität und -laufzeit bei Verbindungen von und zu anderen Cloud-PBX-Anbietern war ausreichend, was Team im Vergleich zu den anderen Produkten eine der hinteren Positionierung beschert. Erwähnenswert ist laut den Experten von zafaco zudem, dass die Sprachqualität in den Stunden, in denen die Nutzung am stärksten ist (von circa 8 Uhr bis 16 Uhr), sinkt. Die erhobenen Messwerte bewegen sich aber nach wie vor in einem Rahmen, den Nutzer in der Praxis kaum wahrnehmen dürften. Allerdings geben die Tester zu bedenken, dass sich dies gegebenenfalls in Zukunft, sollte die Zahl der Kunden steigen, ändern könnte.