Mark Heyen/3kubik im funkschau Interview

"Die IT verfolgt keine offenen Lösungsansätze"

17. April 2019, 11:44 Uhr |
Mark Heyen, CEO und Gründer von 3kubik
© 3kubik

Im Gespräch mit funkschau erklärt Mark Heyen, CEO und Gründer von 3kubik, warum die IT-Abteilung nicht der passende Ansprechpartner für Transformationsfragen sein soll und das Konzept Digital Workplace noch viel zu klein gedacht ist.

funkschau: Herr Heyen, was macht 3kubik genau?
Mark Heyen: Wir sind eine Beratungsagentur mit aktuell sieben Mitarbeitern. Wir begleiten unsere Kunden auf dem Weg der Digitalisierung, definieren individuelle Strategien, wie unsere Kunden mit den Mitteln und Methoden der digitalisierten Welt ihre Unternehmenssziele erreichen und konzentrieren uns dabei auf Kommunikation und Kollaboration. Wir sind keine Techniker, sondern eher Mittler zwischen Anwender und Technik.

funkschau: Sie haben selbst einige Zeit bei einem IT-Dienstleister gearbeitet. Wie kam es zur Abkehr von den reinen Technikthemen?
Heyen: Ich wollte wieder glücklich sein mit dem, was ich tue. Zuvor habe ich gesehen, was ich nicht machen möchte. Ich musste als IT-Berater immer wieder Lösungen verkaufen, hinter denen ich nicht stand. Letztlich hat ja jedes Systemhaus ein Set aus Skills. Wenn der Kunde die Lösung für ein Problem sucht, bieten Systemhäuser eben das an, was sie können. Und nicht unbedingt das, was die beste Lösung wäre. Häufig ist die Lösung eben auch gar keine technische.

funkschau: Eine kritische Einschätzung. Ähnlich haben Sie sich bereits zuvor in Hinblick auf die IT-Abteilungen der Unternehmen geäußert, ihnen eine leitende Rolle im Zuge der Digitalisierung abgesprochen…
Heyen: Die In-House-IT tickt oft wie ein internes Systemhaus, das ebenfalls über eine Reihe an Fähigkeiten verfügt. Die Digitale Transformation geht aber meist über diese hinaus und stellt damit einen Mehraufwand dar, für den diese Abteilungen nie konzipiert wurden. Grundsätzlich hat die IT ein anderes Verständnis von Transformation. Die Digitale Transformation stellt einen radikalen Wandel dar, die IT sucht aber oftmals gar nicht offen nach neuen Strategien, verfolgt keine offenen Lösungsansätze, sondern bleibt halt in den Scheuklappen ihrer Systemlandschaft.

funkschau: Sicherlich verstehen sich viele IT-Abteilungen und -Leiter als treibende Kräfte der Digitalisierung. In Ihren Projekten scheinen Sie hingegen nicht die zentralen Ansprechpartner im Unternehmen zu sein.
Heyen: Wir treten im ersten Schritt direkt an die Fachabteilungen oder das obere Management heran. Natürlich wollen wir auch die IT-Abteilung so früh wie möglich mit an Bord holen, hier sitzen aber für uns nicht die Entscheider, nicht die passenden Ansprechpartner mit Blick auf die Strategie. Ich habe noch keinen klassischen ITler gesehen, in dessen Jobbeschreibung steht, dass er die Digitalisierung vorantreiben solle. Sicher gibt es Unternehmen, in denen sich die IT bereits in diese Richtung entwickelt – das sind aber Ausnahmefälle. Wir haben hier also ein organisatorisches Problem: Die IT-Abteilungen und ihre Prozesse müssten viel flexibler sein, es bräuchte Mitarbeiter mit anderen Fähigkeiten. Eine solche Veränderung macht aber Angst und führt eher zu Protektionismus denn zu Aufbruchstimmung.


funkschau: Worin besteht also die Aufgabe der IT im Transformationsprozess, wenn nicht darin, diesen zu leiten?
Heyen: Die IT-Abteilung ist ein interner Dienstleister, sie ist Herr der Systeme, aber nicht Entscheider über Prozesse. Sie muss die technischen Rahmenparameter gewährleisten, Performance und Sicherheit der Infrastruktur sicherstellen. Die IT kann aber nicht über die Organisationsstruktur und die Bedürfnisse der Fachabteilungen entscheiden, da sie oft nur in den Grenzen dessen denkt, was aktuell im Unternehmen im Einsatz ist. Das war schließlich bisher auch ihre Aufgabe. Zwar muss sich die IT-Abteilung im Zuge der Digitalen Transformation ebenfalls zu einem agileren Dienstleister entwickeln. Um die Transformation aber im gesamten Unternehmen voranzutreiben, ist jemand nötig, der einerseits die Sprache der IT spricht und ihre Sorgen kennt, aber gleichzeitig sagt, wo die Entwicklung hingehen soll. Das Wichtigste ist, klare Ziele zu kommunizieren und diese mit allen Bereichen des Unternehmens erarbeitet zu haben.

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