Ausreichend Sendemasten sind das A und O für zuverlässige Konnektivität. Doch nicht immer steht dort, wo Empfang gebraucht wird, ein Sendemast. Manchmal hakt es an der Akzeptanz der Bevölkerung. Drei Ansätze, wie sich die Verfügbarkeit von Konnektivität mit Akzeptanz verbinden lässt.
Mit den Mobilfunkmasten ist es ein bisschen so wie mit Windrädern. Da denkt so mancher: Windenergie ist schön und gut, solange ein Windrad nicht in Sichtweite der eigenen vier Wände aufgestellt wird. Mit Mobilfunk verhält es sich ähnlich: Der überwiegende Teil der Bevölkerung in Deutschland hat ein Smartphone. Laut Bitkom-Angaben vom Juni nutzen aktuell 78 Prozent der Deutschen ein solches Device. Ende des Jahres 2022 wurden laut Erhebungen der Bundesnetzagentur 104,4 Millionen SIM-Karten aktiv genutzt.
Bereits im Jahr 2020 hatte der Branchenverband Bitkom die Akzeptanz von Mobilfunkmasten abgefragt: Demnach sei die Bevölkerung beim Aufbau weiterer Masten gespalten: Laut Bitkom sprachen sich 48 Prozent für die Errichtung von Funkmasten aus, ebenso viele (48 Prozent) waren dagegen. 45 Prozent der Befragten fürchten Funkmasten als Quelle elektromagnetischer Strahlung und seien bereit, sofort eine Bürger-initiative zu gründen, wenn in der Nähe des eigenen Wohnsitzes eine solche Anlage errichtet würde. Einer der Bitkom-Vorschläge für mehr Akzeptanz des Mobilfunkausbaus lautet denn auch: „Vor Ort gilt es, frühzeitig kooperative Lösungen rund um neue Maststandorte zu finden und in einen professionell geführten Dialog mit den Kräften vor Ort einzutreten.“
Mobilfunkmasten sind meist aus Beton oder aus Stahlgitter-Konstruktionen. Einen anderen Weg zeigt Van-tage Towers auf. Das Unternehmen wurde 2020 gegründet und hat seinen Sitz in Düsseldorf. Vantage Towers fungiert als Infrastruktur-Betreiber. Das finnische Unternehmen Ecotelligent entwickelt, designt und produziert Masten – und zwar aus Holz.
Im Mai hatte Vantage Towers in Bechtolsheim den deutschlandweit ersten Funkmast in Holzbauweise in Deutschland errichtet, ein zweiter steht in Leiwen – beide Orte liegen im Bundesland Rheinland-Pfalz. Im September wurde der dritte Mast dieser Art angekündigt.
Er soll 2025 in Neunkirchen/Nordrhein-Westfalen errichtet werden – und dort am Rande der Bahnstrecke Neunkirchen-Burbach, um in der Region und an der angrenzenden Bahntrasse breitbandigen Mobilfunk zu ermöglichen. Auf Nachfrage von connect professional erläutert Kai Uebach, Managing Director von Vantage Towers Deutschland, womit man es bei diesen Holzmasten zu tun hat: „Die Ecopol-Masten bestehen aus einem nachhaltigen Holzwerkstoff auf Basis von Fichtenholz. Es handelt sich dabei um das gleiche Material, das beispielsweise seit mehreren Jahren in Skandinavien für hohe, mehrstöckige Holzbauten zum Einsatz kommt. Dabei werden mehrere Lagen Schichtholz kreuzweise verleimt, um den Masten besondere Stabilität zu verleihen. Um die erforderliche Tragfähigkeit zu erzielen, werden die Ecopol-Masten in Deutschland im Inneren zusätzlich mit einer Stahlstruktur verstärkt.“
Die voraussichtliche Lebensdauer eines solchen Holzmastes gibt Uebach mit über 30 Jahren an. Eine wetterbeständige Schutzschicht soll Umwelteinflüsse abmildern. Nun stellt sich die Frage, wie es sich bei Gewitter verhält: Im Hinblick auf Sicherheit und Brandschutz erläutert Uebach: „Die Ecopol-Masten erfüllen die hohen Anforderungen der europäischen Brandschutznorm für mehrstöckige Holzbauten. Im sehr unwahrscheinlichen Fall eines Brandes wirken die vielen Lagen des Schichtholzes als Wärmedämmung und schützen das darunter liegende, unbeschädigte Holz.“ Die Feuerbeständigkeit könne noch weiter verbessert werden, „durch die Verwendung von Brandschutzmitteln als Schutzanstrich“. Da dieser Schutz jedoch chemische Bestandteile enthalte, sei dieser nicht standardmäßig angebracht.
Der Bevölkerung scheinen die neuartigen Masten zu gefallen. „Das Feedback aus der Bevölkerung und den Gemeinden ist überwältigend“, berichtet Uebach. Darüber hinaus gebe es inzwischen auch Gemeinden, „die sich aktiv um die Errichtung eines Holz-Funkmasten bemühen“.
Neben einer möglicherweise optisch ansprechenderen Erscheinung mag noch ein anderer Aspekt die Akzeptanz steigern: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, ein Baum bindet während seines Wachstums CO2. „Im Gegensatz dazu ist die Herstellung von Stahl und Beton sehr energieintensiv“, so Uebach. Zugleich seien die Holzmasten im Hinblick auf die technischen Anforderungen mit herkömmlichen Masten vergleichbar. Auf den Masten könnten bis zu vier Mobilfunknetzbetreiber ihre Antennen anbringen. Was die Kosten angehe, solle es keine großen Unterschiede geben zwischen den Holzmasten und solchen aus Stahl oder Beton – „vorausgesetzt, dass die Masten in Holzbauweise in großen Stückzahlen produziert werden“, relativiert Uebach. Da das Holz wiederverwertbar sei, könne es nach dem Rückbau des Mastes unter anderem als Baugerüst verwendet werden.