Ein Ansatz, um Sende-Infrastruktur komplett unsichtbar zu machen, ist es, diese hinter Verkleidungen zu verbergen. In diesem Bereich ist Raycap tätig. Die Verkleidungen des Unternehmens lassen Antennen in Kirchtürmen oder auf öffentlichen Gebäuden verschwinden. Dabei kommt das von Raycap auf Kunststoffbasis entwickelte Material „InvisiWave“ zum Einsatz. Das Material sowie die daraus gefertigte Verkleidungen haben besondere elektrische Eigenschaften; diese bewirken, dass „die Signalstärke im mm-Wellenlängenbereich nicht wesentlich“ beeinträchtigt werde, berichtet Volker Lange, Vice President Telecom Sales EMEA bei Raycap, gegenüber connect professional. „Die Übertragungsdämpfung im Bereich 28 GHz liegt bei 0,1 dB“, konkretisiert Lange. Damit setze sich das Material mitunter von herkömmlichen Verkleidungen ab, bei denen die Signalstärke bei höheren Frequenzen stark beeinträchtigt sei.
Da das Ganze mit einer Folie oder passenden Farbe versehen werde, ließen sich zudem Oberflächenstrukturen nachbilden. „So können Mobilfunkbetreiber auch in historischen Altstädten ohne Diskussionen und Beschwerden wegen optisch störender Technik die Antennen an funktechnisch idealen Standorten platzieren“, führt Lange aus.
Weitere Funktionen, wie den Schutz gegen Umwelt- oder Witterungseinflüsse habe das Material allerdings nicht – es diene lediglich als Sichtschutz. Es sei aber in die Baustoffklasse B1 eingestuft, wie Lange berichtet; darunter werden Stoffe charakterisiert, die „schwer entflammbar“ sind.
Nicht nur Dächer können verkleidet werden, sondern beispielsweise auch Straßenlaternen, Verteilerschränke, Blumenkübel, Reklametafeln, Briefkästen oder Sitzbänke. In diesen so genanten Small-Cell-Standorten komme das Material ebenfalls zum Einsatz. Vorreiter sei dabei die USA: Lange berichtet von Laternen in Los Angeles, „die zwei Funktionen erfüllen: Straßenbeleuchtung und 5G-Netzabdeckung“. Aber auch in europäischen und deutschen Innenstädten gebe es mittler-weile solche verkleideten Standorte.
Was den Genehmigungsprozess angeht, betont Lange, dass die Verkleidung selbst nicht genehmigungspflichtig sei; sie trage sogar eher dazu bei, dass verkleidete Sende-Infrastruktur rascher den Genehmigungsprozess absolviere. In jedem Fall sei es einfacher „eine Genehmigung für einen Small-Cell-Standort in einer Straßenlaterne zu erhalten als beispielsweise auf einem denkmalgeschützten Gebäude oder gar auf einem Gebäude in Privatbesitz“, so Lange.
Und wenn ein bestehender Standort bereits verkleidet ist, jedoch mit einem Material, das sich negativ auf die Signalstärke auswirkt? In dem Fall wäre eine Nachrüstung beziehungsweise ein Austausch des relevanten Teils der bestehenden Verkleidung durch ein Panel aus InvisiWave möglich.
Es gibt somit jenseits des klassischen Sendemasts aus Stahl und Beton durchaus Möglichkeiten. Ästhetik und Nachhaltigkeit dürften wichtige Aspekte sein, um die Akzeptanz in der Bevölkerung weiter zu erhöhen. Denn es wird wohl noch eine ganze Weile bei dem Dilemma bleiben, das Lange so umreißt: „Die Menschen wollen gutes Mobilfunknetz, aber die Masten nicht sehen. Durch Verkleidungen wird beides geschafft.“