20. Juni 2014, 10:24 Uhr |
Yvonne Nestler, IT-Autorin aus Köln
29 Prozent der deutschen Unternehmen möchten Cloud-Services nutzen. Doch wie funktioniert der Umzug von Daten, Anwendungen und Services in die Wolke?
Kartons packen, Möbel schleppen und dann alles wieder einräumen: Umziehen ist immer ein Kraftakt. Doch das nimmt man gerne in Kauf, wenn die neue Wohnung oder das neue Haus entscheidende Vorteile gegenüber dem bisherigen Domizil hat. Vor einer ähnlichen Situation stehen IT-Entscheider in Unternehmen, wenn sie planen, ihre Daten, Anwendungen und Server in externe Rechenzentren zu verlegen. Die Datenwolke verspricht Vorteile.
Laut „Cloud-Monitor 2014“ können Firmen damit ihre organisatorische Flexibilität erhöhen, IT-Leistungen schneller anpassen und den Administrationsaufwand für die IT verringern. Tatsächlich plant oder diskutiert laut „Cloud-Monitor“ fast ein Drittel der deutschen Unternehmen den Einsatz von Cloud-Lösungen. Doch wer sich für die Datenwolke entscheidet, stößt damit ein Umzugsprojekt an, das sorgfältige Planung und oft auch die Hilfe eines professionellen Dienstleisters benötigt.
Wichtige Entscheidungen
Daten und Anwendungen lassen sich nicht einfach in Umzugskartons packen und in die Cloud schicken. Vielmehr gilt es, alle Schritte für die Migration sorgfältig zu überlegen und zu planen. Denn geht etwas schief, können unternehmenskritische Daten verloren gehen oder das tägliche Geschäft steht im schlimmsten Fall sogar still. Deswegen müssen Unternehmen zunächst folgende wichtige Fragen klären.
Welche Cloud-Variante benötigt das Unternehmen? Flexible Speicher- und Rechenleistung (Infrastructure-as-a-Service), eine Plattform für Software-Entwickler (Platform-as-a-Service) oder schnell beziehungsweise mobil verfügbare Anwendungen (Software-as-a-Service)? Lösungen für Infrastructure-as-a-Service und Platform-as-a-Service lassen sich am leichtesten realisieren. Denn dabei ergänzt ein Dienstleister die bestehenden Unternehmenssysteme um Festplatten, Speicher, CPU oder eine Entwicklungsumgebung, ohne dass die Systeme selbst geändert werden müssen. Die Umstellung auf Software-as-a-Service ist anspruchsvoller, weil Anwendungen und Daten von firmeninternen Systemen in die Cloud transportiert werden müssen.
Möchte ein Unternehmen eine Public- oder eine Private-Cloud nutzen? Mit einer Public-Cloud kann ein Unternehmen seine Ressourcen beliebig erweitern und senkt seinen Administrationsaufwand. Weil sich das Unternehmen die Anwendungen oder Infrastruktur des Dienstleisters mit anderen Kunden teilt, sind jedoch individuelle Wünsche schwer zu erfüllen. In der Private-Cloud hingegen entscheidet das Unternehmen, in welchem Rechenzentrum seine Daten liegen und verarbeitet werden. Eigene Wünsche sind leichter zu erfüllen. Deshalb sind die Kosten höher. Manche Unternehmen entschließen sich auch aus Sicherheitsgründen zu einer Cloud im firmeninternen Rechenzentrum. Dann müssen sie die Administration aber weiterhin selbst leisten oder diese an einen externen Dienstleister auslagern.
Welche Daten und Anwendungen sollen migriert werden? Sollen zum Beispiel Datenbanken in die Cloud wandern, ist das ein etwas aufwändigeres Projekt. Denn dafür müssen die Verantwortlichen das alte System in der Cloud nachbauen. Das geht nur, wenn Firmen die Software genau kennen: Wer nutzt sie? Wie funktioniert sie? Und wie sieht ihre Datenbank aus? Je komplexer eine Software ist, desto aufwendiger ist es, sie in der Cloud nachzubilden. Wichtig ist auch zu bedenken, mit welchen anderen Anwendungen die Software kommuniziert. Wandert etwa ein Zeiterfassungssystem in die Cloud, brauchen die Kartenterminals die neue IP-Adresse des Servers. Generell gilt: Nicht jede Anwendung eignet sich für die Cloud. Eine Software lässt sich zum Beispiel nicht virtualisieren, wenn ihre Lizenz an Hardware-Kennungen wie eine MAC-Adresse gebunden ist oder Lizenzbeschränkungen dieses verbieten. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Kosten: Je mehr Informationen eine Software über das Internet austauscht, desto höher sind die Kosten für die Internetverbindung. Firmen müssen gegebenenfalls Bandbreite hinzukaufen.
Wie lange wird die Migration dauern und wann soll sie stattfinden? Beides hängt unter anderem von der Datenmenge ab, die ins Rechenzentrum übertragen werden soll. Im Optimalfall genügt dazu ein Wochenende. Reicht es nicht aus, muss die Übertragung über einen längeren Zeitraum Stück für Stück erfolgen. Bei Unternehmen, die im 24-Stunden-Betrieb arbeiten, lässt es sich nicht vermeiden, dass die Migration das Tagesgeschäft beeinflusst.