Eine allgemeingültige Vorlage für den Digital Workplace gibt es nicht. Das ging aus den zahlreichten Vorträgen des Digital Workplace Forum 2018 der funkschau hervor, das am 18. Oktober im Veranstaltungsforum Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck bei München stattfand. Die inhaltlichen Quintessenzen.
Die über 130 Teilnehmer des Events erhielten in zahlreichen Vorträgen, Workshops und Gesprächen einzigartige Einblicke in laufende Projekte, Strategien und nicht zuletzt Technologien, die den Arbeitsplatz der Zukunft prägen werden. Dabei zeigte sich schnell: Auf technischer Ebene sind kaum mehr Grenzen gesetzt, die große Herausforderung ist es hingegen, die Lösungen am Nutzer auszurichten und ihn für diesen teils massiven Umbruch zu gewinnen.
Im Folgenden finden Interessierten einen Rück- und Einblick in die Vorträge des Digital Workplace Forum 2018. funkschau bedankt uns an dieser Stelle bei allen Teilnehmern, Speakern, Sponsoren und Partnern der Veranstaltung und freuen uns auf das Digital Workplace Forum 2019, das im kommenden Jahr am 17. Oktober in Fürstenfeldbruck stattfinden wird.
„Es gibt den Digital Workplace nicht als install.exe“
Der Weg hin zum digitalen Arbeitsplatz ist gepflastert mit Stolpersteinen, die Campana & Schott-Director Boris Ovcak in seinem Vortrag eingehender beleuchtete: Allem voran die Erkenntnis, dass der digitale Arbeitsplatz – wie fälschlicherweise oft angenommen – nicht nur die IT betrifft. Vielmehr gelte es, relevante Stakeholder wie Business und HR mit einzubinden. Auch sei es eminent wichtig, in Use Cases zu denken und den Nutzen für Mitarbeiter und Organisation herauszuarbeiten. Ein Problem in dem Zusammenhang: Allzu oft wird der Digital Workplace mit einem Produkt gleichgesetzt. „Will man beispielsweise die Zusammenarbeit im Unternehmen fördern, führt man Microsoft Teams ein“, veranschaulicht Ovcak. Vielmehr handele es sich jedoch um eine Plattform mit vielen verschiedenen Services. „Der digitale Arbeitsplatz ist ein Stück weit auch ein Prozess. Man muss daher auch mit dem digitalen Reifegrad mitwachsen“, so der Director. Dafür brauche es einen mittelfristigen Bebauungsplan, eine Art Orientierungsrahmen, der zudem flexibel genug ist, um eine Fehlerkultur zuzulassen. In Sachen Unternehmenskultur rät Ovcak noch: „Change Management ist sehr wichtig. Trainings ebenfalls. Aber noch wichtiger ist: Permanentes Messen, was es bringt.“
Kommunikation ist der Key
Machen Cloudspeicher glücklich? Wenn man nach den Mitarbeitern von Rehau geht, lautet die Antwort heute eindeutig „Ja“. Doch dieser Aussage gingen viel Arbeitszeit, Planung und zahlreiche Nutzerbefragungen voraus: Bei 20.000 Mitarbeitern und rund 170 Standorten stand Angela Molterer vor großen Herausforderungen bei der Umsetzung des Digital-Workplace-Konzeptes im eigenen Unternehmen. Die Basis bildete eine Online-Umfrage mit 2.650 ausgefüllten Fragebögen aus 46 Ländern im Mai 2016, mit der die wichtigsten Kriterien für eine Auswahl von Lösungen für den digitalen Arbeitsplatz identifiziert wurden. Die Strategie war schlussendlich laut der Head of Digital Workplace Strategy ein voller Erfolg. Der Produzent von Kunststoffen und Polymer-Lösungen setzte in einem vor allem durch Microsoft dominierten Bereich ungewöhnlicher Weise zu großen Teilen auf den Cloudspeicher Dropbox. Das Ergebnis: 4.100 aktive Nutzer, eine bessere interne und externe Kommunikation sowie 21 Minuten pro Woche Zeiteinsparung je Mitarbeiter. Der entscheidende Erfolgskniff: Im Fokus stand nicht die Technologie, sondern der Nutzer: „Frage deinen Kunden, dann wird alles gut!“, rät Molterer.
Work-Drive-Balance
Mehr als 15 Prozent der Fahrzeugflotte von BridgingIT sind mittlerweile elektrifiziert. Eine Expertise, die das Beratungshaus gerne an Kunden weitergibt. Bei insgesamt fünf Stufen des autonomen Fahrens – von Level 0/Driver Only bis Level 5/Fahrerlos – befinden wir uns Stand heute auf Level 2: Teilautomatisierung. Das System übernimmt Längs- und Querführung in einem spezifischen Anwendungsfall, allerdings muss der Fahrer es dauerhaft überwachen und nach deutschem Recht alle 20 Sekunden das Lenkrad anpacken.
Bis zum fahrerlosen Fortbewegen ist es also noch ein weiter Weg; die Funktion wäre schon da, aber an den rechtlichen Rahmenbedingungen scheitert es noch. Dabei seien potenzielle Use Cases für das Auto als Arbeitsplatz schon heute gegeben: Powerpoint-Slideshow im Stau ansehen, Videokonferenz und Screensharing bei stockendem Verkehr, E-Learning bei Ladepausen, das Laden der Adressdaten von Kundenterminen in das Navigationssystem des Fahrzeugs sowie der Zugriff auf das CRM und ERP über das Corporate Fleet Portal. Letzteres hat BridgingIT selbst entwickelt; es lässt sich als Web-Applikation einfach über den Browser auf dem gesplitteten 17-Zoll-Display des Teslas anzeigen. Wimmer resümierte: „Das Überdenken von Arbeitszeitmodellen, Home- beziehungsweise Remote-Arbeit, Mobilität und Technologie, sowie die verstärkte Nutzung technischer Möglichkeiten zur Realisierung solch einer Work-Drive-Balance, sind von zentraler Bedeutung für die Menschen. Und diesen hohen Stellenwert im Mindset können wir nutzen, auch für die technologische Transformation. Denn wie heißt es doch so passend: Mindset rules Skillset. Und ein Skillset fordert auch ein entsprechendes Toolset.“
Das Beratungshaus BridgingIT verfügt nach eigener Aussage über die größte Langstrecken-E-Flotte in Deutschland mit inzwischen mehr als zwei Millionen gefahrenen Kilometern. Beim Forum fuhr der Marketing-Experte für Smart Mobility deshalb mit dem firmeneigenen Tesla Model S vor. Die neueste Generation des E-Autos bietet mit 29 Sensoren, 28 Kameras und Ultraschall-Sensorik bis zu acht Metern Abtastungsrate eine hochtechnisierte Individualverkehrslösung.