Auch Google will bei Smart Home mitmischen. Den Markteinstieg hat sich der Suchmaschinen-Gigant viel kosten lassen: Für das Start-up Nest Labs legte Google etwa 3,2 Milliarden US-Dollar auf den Tisch – die bis dato zweitgrößte Übernahme in der Geschichte des Unternehmens. Nest Labs produziert intelligente Heizkörperthermostate und Rauchmelder, die Google seit Dezember 2014 auch in Deutschland vertreibt. Google will mit einem eigenen Android-Betriebssystem namens Brillo den Markt erobern. Aber die Auswahl an Produkten ist noch eingeschränkt. Googles Wettbewerber Amazon verfolgt eine andere Strategie: Das Online-Versandhaus hat einen vernetzten Lautsprecher auf den Markt gebracht, der auf den Namen „Echo“ hört. Per Sprachsteuerung soll er zum Alltagsassistenten werden und Musik abspielen, Witze erzählen oder Einkauflisten anlegen. Kritiker sehen darin im Moment jedoch eher ein Einzelprodukt, denn auch hier ist die Liste kompatibler Geräte recht kurz. Datenschützer befürchten, dass hinter dem Engagment von Amazon, Google und Co. weniger das Bestreben nach einem nutzerfreundlichen Smart Home-Angebot liegt, sondern eher das Interesse an einem gläsernen Verbraucher im Vordergrund steht. Denn aus der Nutzung der einzelnen Geräte lassen sich leicht und sehr detailliert Rückschlüsse auf die Lebensgewohnheiten ihrer Nutzer schließen. Deshalb muss sichergestellt sein, dass Verbraucher stets Herr über ihre Daten bleiben und selbst bestimmen können, was mit ihnen geschieht.
Die Zukunft gehört übergreifenden Plattformen
Die Beispiele zeigen: Im vernetzten Zuhause ist längst ein Kampf darum entbrannt, wer den Standard setzt – für den Branchenverband VDE das größte Hindernis für eine dynamische Marktentwicklung. Experten rechnen damit, dass auch langfristig viele Systeme parallel existieren werden. Das Beratungsunternehmen Deloitte sieht deshalb die Zukunft von Smart Home in Plattformen, bei denen Verbraucher die Lösungen mehrerer Hersteller nutzen. „Je mehr Partnerunternehmen ihre Angebote auf einer solchen Plattform integrieren, desto eher findet der Kunde eine seinen Anforderungen entsprechende Anwendung“, erläutert Deloitte in der Studie „Licht ins Dunkel – Erfolgsfaktoren für das Smart Home“. „Aus Konsumentensicht sind offene Plattformen daher grundsätzlich vorteilhaft.“
Abhilfe könnte hier das Smart Home-Projekt der Eclipse Foundation schaffen, die mit mehr als 10.000 Programmierern eine der weltweit größten unabhängigen Developer Communities ist. Die Technologie ihres Smart Home-Projektes besteht in einer universalen, auf OSGi basierenden Java-Plattform. Da es sich um ein Open Source-Projekt handelt, könnte dies eine Grundlage sein, um ein echtes übergreifendes Angebot zu schaffen, das alle Smart Home-Sprachen spricht.
Frank Griesel ist IT-Autor mit Sitz in Köln