funkschau lud Experten zum Carrier-Ethernet-Roundtable in die Räumlickeiten der Redaktion nach Haar: Repräsentanten der Hersteller Alcatel-Lucent, Brocade, Ericsson, Juniper und RAD, den regionalen Carrier M-Net sowie das European Advanced Network Test Center. Technisch, so der Tenor der funkschau-Diskussion, ist Carrier-Ethernet im elften Jahr der Standardisierung robust implementiert und weit verbreitet – es gibt mehr als 75 zertifizierte Hersteller und ebenso viele Serviceanbieter.
n Deutschland zeigt sich der Erfolg der Technologie am zunehmenden Marktanteil von Carrier-Ethernet-Verbindungen, derzeit hauptsächlich in zwei Marktsegmenten: Den Verbindungen zu Basisstationen im Mobilfunk („Mobile-Backhaul“) und dem Geschäft zwischen Netzbetreibern, die für überregionale und globale Kundenverbindungen miteinander kooperieren („Wholesale“). In kleinen Umfang wird Carrier-Ethernet aber auch schon zur Datacenter-Verbindung und zur Unternehmensvernetzung eingesetzt.
Vielschichtige EinsatzbereicheWilfried Hanselmann von Ericsson: „Für Mobile-Backhaul-Verbindungen ist Carrier-Ethernet heute eine der am meisten genutzten Technologien. Backhaul ist prinzipiell auch ein Wholesale-Thema: Mobilfunknetzbetreiber mieten Carrier-Ethernet-Dienste von anderen Service-Providern an.“ Einige der vertretenen Gerätehersteller realisieren im Mobile-Backhaul-Geschäft bisher die größten Stückzahlen.
Volker Bendzuweit von RAD sieht die Fähigkeit zur Taktsynchronisation von Carrier-Ethernet als Wettbewerbsfaktor: „Synchrones Ethernet ist das Brot-und-Butter-Geschäft. Zusammen mit dem Standard IEEE 1588 bietet Carrier-Ethernet eine qualitativ hochwertige Synchronisation auch für die zukünftigen LTE-Technologien.“
Taktsynchronisation ist aus Sicht des Testlabors kein triviales Problem. Das EANTC sieht im Markt ein starkes Gefälle. Einige Hersteller beherrschen das Thema sehr gut, während andere noch Baustellen bei Skalierbarkeit oder Performance verzeichnen. Der IEEE-1588-Standard bietet viele Optionen, die in der Praxis gegebenenfalls zu Problemen führen. Demnach besteht Handlungsbedarf vor allem bei LTE-Advanced sowie bei Small-Cells. Hier müssen die Systeme nach allgemeiner Ansicht viel besser skalieren als in der Vergangenheit.
Für die gegenwärtigen Bedürfnisse lässt sich eine Taktsynchronisation heute erreichen, bei LTE-Advanced gibt es aus Sicht der Teilnehmer noch unterschiedliche Interpretationen. Notwendig sind hier allerdings auch großflächige Investitionen, weil das Thema Synchronisation mit der derzeit eingesetzten Hardware im Netz vielfach nicht zu machen ist.
Für Unternehmensanwendungen beschreibt Franz Appelt aus Sicht von M-Net: „Wir sind diejenigen, die diese Dienste anbieten und müssen uns Gedanken machen, wie wir sie am besten positionieren. Derzeit ist der klassische Punkt-zu-Punkt-Service das, was der Markt überwiegend nachfragt. Mit ENNI (External-Network-Network-Interface) sind die Carrier-zu-Carrier-Kopplungen in den letzten drei Jahren von SDH auf Ethernet migriert. In diesem Bereich sehen wir Carrier-Ethernet mittlerweile als konkurrenzlos im Festverbindungsbereich. Layer-2-Verbindungen können flexibel als Vorprodukt beispielsweise für Layer-2- oder Layer-3-VPN-Lösungen verwendet werden.“