Technisch sind die Lösungen bei OAM großteils interoperabel, so hat es zumindest das EANTC ermittelt. Carsten Rossenhövel vom EANTC: „Das EANTC hat seit 2006 über 30 Lösungen für das Fault-Management erfolgreich getestet und die Tests 2011 auf der Herstellerseite erfolgreich abgeschlossen. Beim Performance-Monitoring müssen aber noch weitere Interoperabilitäts- und Leistungstests stattfinden.“ Dann soll nicht mehr, wie heute oft üblich, die Verfügbarkeit im Jahresmittel auf Basis der Störungsmeldungen des Kunden ermittelt werden, sondern es sollen sehr viel detailliertere Performance-Indikatoren wie aktuelle Paketverlustrate, Laufzeit und Jitter gemessen werden. Das können Service-Provider dann aber durchaus als Chance begreifen. OAM und Service-Monitoring lassen sich selbstverständlich auch als Verkaufsargument einsetzen.
„Bei Performance-Monitoring geht es um zwei grundlegende Fragen“, so Johannes Weingart von Brocade. „Erstens die Gewinnung der Daten und zweitens die Zugänglichkeit der Ergebnisse“.
Zur Gewinnung der Daten gibt es neben den von den Herstellern in ihre Geräte implementierten OAM-Funktionen so genannte NIDs (Network-Interface-Devices), die am Übergabepunkt zwischen Carrier und Kunde implementiert werden und dort OAM-Funktionen bereitstellen. Je nach Bedarf können diese Geräte sowohl vom Carrier zur Überwachung seiner gelieferten Dienste als auch vom Kunden zur Überwachung der erhaltenen Dienste eingesetzt werden. In der Praxis führt dies heute oft noch zum Einsatz mehrerer Demarkation-Units hintereinander durch Kunde, Carrier und gegebenenfalls auch noch durch den eingebundenen Last-Mile-Access-Carrier. Hier kann der Einsatz von Hybrid-NID-Lösungen (mehrere virtuelle NIDs in einem Gerät) oder der Einsatz von auf dem NFV-Ansatz (Network-Function-Virtualization) basierenden virtuellen NIDs helfen. Bei NFV-NIDs läuft eine NID-Software auf einer VM auf dem Server des Kunden, die ähnliche Datensätze wie bei einer Hardware-Lösung generieren kann.
Bei der Zugänglichkeit der Daten stehen neben dem Zugriff auf die Datensätze besonders die grafische Aufbereitung und die Speicherung der zum Teil sehr großen Datenmengen im Vordergrund. Hier werden zum Teil von den Netzbetreibern Portale eingesetzt über die deren Kunden aufbereitete aktuelle und historische Performance Daten abrufen können. Oft wollen Kunden diese Daten aber auch zu eigenen Dokumentationszwecken exportieren oder in Gänze selbst gewinnen.