Ist das Management von Carrier-Ethernet in komplexeren Installationen kostengünstig und effizient genug? Auch bei anderen Technologien, wie IP-VPNs oder SDH, werden Geschäftskundendienste meist manuell provisioniert. Ein Hauptziel des MEF ist derzeit, die Provisionierungs- und Betriebsaufwände für Carrier-Ethernet-Dienste zu verringern.
Dazu hat das MEF, das Industrieforum für die Standardisierung und Zertifizierung von Carrier-Ethernet, im Juli dieses Jahres in Montreal das neue Service Operations Committee gegründet. Das SOC bildet neben den Technischen, Marketing- und Zertifizierungs-Komitees nun die vierte Säule der Organisation und soll die Prozesse für das Kaufen, Verkaufen, die Bereitstellung und den Betrieb von MEF-definierten Services rationalisieren und standardisieren. Dies wird auch im Zusammenhang mit SDN (Software-Defined-Networking), und speziell bei dem SDN-Unterthema Orchestration, immer wichtiger.
OAM zur Unterscheidung
OAM-Lösungen (Operations, Administration und Management) stehen auf Herstellerseite für Carrier-Ethernet schon seit langem zur Verfügung, nachgefragt werden sie von den Unternehmenskunden bisher allerdings nur wenig. Im Wholesale-Bereich entwickelt sich dieses Thema aber offenbar: Wenn ein Carrier von einem anderen Carrier Leistungen kauft, schaut er genauer nach, ob diese auch im Betrieb die zugesagten Eigenschaften erfüllen. Aber auch im Endkundenbereich entsteht zunehmend ein Markt – dort, wo gesicherte Bandbreite benötigt wird. Ethernet-OAM wird dabei zu einem Unterscheidungsmerkmal für Carrier. Unternehmen fragen darüber hinaus auch Lösungen nach, mit denen sie die Dienstgüte selbst überwachen können, unabhängig vom Provider.
Volker Bendzuweit von RAD: „Wir befinden uns hier in der Zwickmühle zwischen Layer-1 und Layer-3. Es gilt, Punkte zu finden, die den Layer-2-Service attraktiv machen. OAM ist hier eines der wichtigsten Themen.“ OAM-Lösungen müssen interoperabel sein, weil sie nur netzübergreifend Ende-zu-Ende sinnvoll sind. Thomas Ruban von Juniper: „Das Thema Reporting ist sicher ein bedeutsames, aber bedingt durch die Kombination unterschiedlicher Geräte von mehreren Herstellern kann es sich bei entsprechenden Tools kaum um herstellerspezifische Lösungen handeln.“ Gefragt seien vielmehr Lösungen von Dritt-anbietern, schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit. Bei herstellereigenen Tools können die Komponenten anderer Hersteller meist nicht ebenso elegant eingebunden werden wie die eigenen. Denn schließlich geht es um mehr als bunte Bilder, eben vielmehr um aussagekräftige Inhalte.
OAM kann aber, so die Experten, ein Added-Value für den Netzbetreiber sein. Wilfried Hanselmann von Ericsson: „Wir sehen herstellerübergreifende OAM-Lösungen durchaus als Herausforderung, die es nicht von der Stange gibt. Es müssen Systemintegrationslösungen mit dem Netzbetreiber zusammen generiert werden.“ Allerdings sind noch nicht überall die dafür notwendigen standardisierten Schnittstellen vorhanden, und zudem ist dies auch mit einem beachtlichen Kostenaufwand verbunden. Es gilt es im Einzelfall zu klären, wie sich der Business-Case darstellt. Zudem ist das Verständnis dafür, wie viel OAM leistbar ist, wohl noch nicht überall ausgeprägt.
Burkhard Germer von Alcatel-Lucent: „Die Standards sind da, allerdings fehlt es an guten Implementierungsmodellen. Viele Kunden haben OAM getestet, aber es stellt sich im Einzelfall manchmal noch als schwierig dar, eine generelle skalierbare Lösung zu finden. Das MEF hat dazu eine Reihe guter Initiativen entwickelt.“ In diesem Umfeld wird nach seiner Ansicht viel mehr Nachfrage entstehen.