Angesichts der angespannten geo- und finanzpolitischen Situation hilft es Herstellern und Handel auch wenig, dass die Produktionsengpässe bei Halbleiter-Komponenten, die den Verkauf in den letzten Monaten immer wieder spürbar stocken ließen, nun weitgehend überwunden sind. Zumal die Logistik weiterhin weltweit stark beeinträchtigt ist und die zumeist in Asien gefertigten Bauteile und Geräte wegen der unzuverlässigen Lieferketten nur unzuverlässig und mit erheblichen Verzögerungen hier ankommen. Selbst wenn sich einzelne dieser negativen Einflussfaktoren in den nächsten Monaten abmildern sollten, etwa durch weitere Lockerungen der Covid-Regeln in Asien, bleibt die Aussicht insgesamt doch trüb. Dementsprechend bedrückend fällt auch die Prognose der Gartner-Analysten für die nächsten 12 Monate aus: Sie rechnen damit, dass die Absatzzahlen weiter sinken werden, insbesondere in den Ländern mit hoher Inflation.
Die Hersteller werden durch diese Gemengelage in einen unangenehmen Zwiespalt gedrängt. Einerseits müssten sie die Preise senken, um vorhandene Überkapazitäten noch in den angespannten Markt drücken zu können, andererseits sind die Spielräume dafür angesichts der steigenden Preise für Grundmittel der Produktion wie Energie, Rohstoffe und Logistik äußerst beschränkt oder überhaupt nicht vorhanden. Da sich die Kostensteigerungen aller Voraussicht nach fortsetzen werden und vor allem bei neuen Geräten wirken, droht die wachsende Preisschere sonst Kannibalisierungseffekte auszulösen. Zudem ist davon auszugehen, dass einige ihr Sortiment allgemein mehr in Richtung teurerer Computer verschieben werden, um die Verluste bei den Stückzahlen durch höhere Margen etwas auszugleichen.
Zwar bekommen alle drei Hersteller in der Spitzengruppe den Rückgang deutlich zu spüren, dennoch gibt es hier erhebliche Unterschiede. So lag etwa das Minus bei Lenovo nahezu genau auf dem Niveau des Gesamtmarktes. Im zweiten Quartal wurde der Spitzenreiter weltweit 17,9 Millionen PCs los, 12,5 Prozent weniger als im Vorjahr. HP hingegen verlor mit seinem starken Fokus auf Business-Kunden und seinem in den letzten Jahren gut ausgebauten Chromebook-Portfolio im Vergleich zu 2021 ganze 27,5 Prozent seines Absatzes und rutschte mit nur noch 13,5 Millionen PC-Verkäufen weiter zurück. Damit wäre der zweite Platz im globalen Verkaufsranking beinahe an Dell verlorengegangen, das 13,3 Millionen Verkäufe erreichte und damit nur ein moderates Minus von 5,2 Prozent zu verkraften hatte. Den zweitstärksten Verlust verzeichnet Gartner beim Fünftplatzierten Acer mit 18,7 Prozent weniger abgesetzten PCs (5,1 Millionen), während es beim Verfolger Asus nur 4,3 Prozent und damit noch 4,7 Millionen Verkäufe waren. In den USA verlor HP sogar 43,5 Prozent und Lenovo 21,9 Prozent, während die Verkäufe bei Dell lediglich um 2,8 Prozent nachließen. Damit konnte Dell dort die Spitzenposition erobern.
Ein Anbieter konnte sich indes völlig gegen den Trend stemmen und erheblich mehr PCs verkaufen als im Vorjahr: Apple wurde weltweit insgesamt knapp 6,4 Millionen Computer los, 9,3 Prozent mehr als 2021. In den USA kauften die Kunden sogar fast 20 Prozent mehr Macs als noch im Vorjahr. Ein wesentlicher Grund für diesen Erfolg ist der Wechsel auf die besonders effizienten eigenen Chips. Geräte mit dem M1-Prozessor wie die entsprechenden Macbooks und das Surface Studio. Und auch der Nachfolger M2 ist so verheißungsvoll gestartet, dass Apple auf der anderen Seite weiterhin mit größeren Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hat, als die meisten Mitbewerber.