Interview mit Green IT-Solution

„Manche Firmen lassen lieber schreddern“

31. März 2025, 11:18 Uhr | Michaela Wurm

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Windows-10-Support: „Hier könnte Microsoft von Apple lernen"

Alexander Jauns ist Geschäftsführer der Green IT Solution GmbH
Alexander Jauns ist Geschäftsführer der Green IT Solution GmbH
© Felix Finger

Welchen Anteil haben IT-Remarketing und refurbished Hardware am Gesamtgeschäft? 

Alexander Jauns: Wir konzentrieren uns vollständig auf gebrauchte Ware. Das bedeutet, 100 Prozent unseres Geschäfts entfallen auf IT-Remarketing und refurbished Hardware. Unser Schwerpunkt liegt auf der Aufbereitung von mobilen Endgeräten und Servern. Betrachtet man allerdings die gesamte Unternehmensgruppe, zu der neben der Green IT Solution GmbH auch die HCD Consulting GmbH gehört, verteilt sich der Umsatz hier in etwa hälftig. Während die Green IT Solution also vollständig auf Gebrauchtware setzt, liegt der Fokus der HCD Consulting auf Neuwaren und Beratungsleistungen im Bereich Enterprise Networking.

 

Sie sagen, dass nicht alle Unternehmen dazu bereit sind, ihre IT-Hardware wiederaufbereiten zu lassen und sie lieber vernichten. Was sind die Gründe dafür?

Jauns: Leider stellen wir immer wieder fest, dass manche Unternehmen dem Konzept des Refurbishments skeptisch gegenüberstehen. Das liegt auch daran, dass sich der Irrglauben hartnäckig hält, Daten könnten nicht revisionssicher gelöscht werden. Unternehmen haben dann Angst, es könnten noch vorhandene Daten auf ihrer refurbished Hardware in Umlauf geraten. Diesen Ängsten wirken wir entgegen: Wir garantieren unseren Kunden eine sichere Datenlöschung nach höchsten internationalen Standards, einschließlich BSI und NIST. Dank unseres zertifizierten Informationssicherheitsmanagementsystems nach ISO 27001 sind unsere Prozesse zuverlässig und effizient. So stellen wir sicher, dass sensible Daten vollständig und unwiderruflich gelöscht werden, während die gesamte Informationssicherheit umfassend gewährleistet bleibt.

Ich würde mir hier noch viel mehr Aufklärung am Markt wünschen. Denn, wenn ich mir ansehe, wie viel CO2 bei jeder Herstellung eines neuen Laptops oder Smartphones anfällt, ist es einfach Wahnsinn, wenn Unternehmen aus einer ungerechtfertigten Sorge heraus lieber ihre Hardware schreddern lassen, anstatt sie so lange wie möglich nutzbar zu machen.

 

Wie ist denn die Bereitschaft von Unternehmen, wiederaufbereitete Hardware zu kaufen?

Jauns: Interessanterweise nimmt umgekehrt die Bereitschaft von Unternehmen, selbst refurbished Hardware zu kaufen, tatsächlich zu. Laut dem Bitkom-Verband hatten Anfang des Jahres bereits 15 Prozent der Unternehmen in Deutschland wiederaufbereitete IT im Einsatz. Zwei Jahre zuvor lag der Anteil der Unternehmen, die wiederaufbereitete IT-Assets nutzen, gerade einmal bei vier Prozent. Das ist auf jeden Fall eine positive Entwicklung, die hoffentlich weiter voranschreitet. Obwohl ein Anteil von 15 Prozent der Unternehmen im Verhältnis noch immer viel zu gering ist.

Was bedeutet das nahende Support-Ende von Windows 10 für das Geschäft mit Gebraucht-IT?

Jauns: Das Support-Ende von Windows 10 hat erhebliche Auswirkungen auf das Geschäft mit gebrauchter IT. Sobald ein Betriebssystem nicht mehr unterstützt wird, verlieren die Geräte erheblich an Wert, da Sicherheitsupdates und Kompatibilitätsgarantien fehlen. Das führt bei vielen Kunden zu Verunsicherung. Sie bevorzugen Geräte, die auf eine aktuelle Version wie Windows 11 aufgerüstet werden können. Für uns bedeutet das, dass wir den Fokus stärker auf Geräte legen müssen, die upgradefähig sind.
Ein längerfristiger Support durch Microsoft wäre natürlich wünschenswert, da dadurch der Nutzungszeitraum der Geräte verlängert werden könnte. Das käme nicht nur den Kunden zugute, sondern auch der Umwelt. Ich denke hier könnte Microsoft von Apple lernen. Denn das Unternehmen bietet für viele Geräte deutlich länger Software-Support an und steigert so die Lebensdauer der Hardware.
 

AfB-Geschäftsführer Daniel Büchle hat vor kurzem Alarm geschlagen, dass Millionen Computer auf dem Schrott landen könnten, weil sie nicht die Hardware-Voraussetzungen für Windows 11 erfüllen.  Sehen Sie das genauso oder bietet das Aus für Windows 10 auch Chancen?

Jauns: Zum einen teile ich die Einschätzung von Daniel Büchle: Viele Geräte, die die Hardware-Anforderungen von Windows 11 nicht erfüllen, könnten tatsächlich auf dem Schrott landen. Das ist ein massives Problem – sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht. Diese Geräte verlieren mit einem Schlag an Wert, und viele Unternehmen und Privatpersonen werden gezwungen sein, neue Hardware anzuschaffen. Das passt natürlich zur Strategie von Microsoft, mit Windows 11 und seinen KI-Features neue Marktpotenziale zu erschließen. Ob die Art und Weise, wie das durchgesetzt wird, optimal ist, ist – insbesondere aus Sicht der Nachhaltigkeit – fraglich.

Andererseits bietet diese Entwicklung auch Chancen. Die zunehmende Verbreitung von KI-Technologien wird zweifellos neue Möglichkeiten eröffnen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Wenn KI breiter verfügbar wird, könnte das sowohl für Unternehmen als auch für Endkunden erhebliche Effizienzgewinne und Innovationen bedeuten. Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack: Die Lebenszyklen von Geräten könnten verlängert werden, wenn Microsoft den Support für Windows 10 ein paar Jahre länger kostenlos angeboten hätte. Das hätte nicht nur den Kunden mehr Zeit verschafft, sondern auch die Umwelt geschont. Innovation ist wichtig, keine Frage, aber sie sollte nicht auf Kosten der Nachhaltigkeit gehen. Ein längerfristiger Support wäre hier sicherlich die sinnvollere Brücke gewesen.

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