Herzog ist für das PC-Geschäft von Extra Computer dennoch optimistisch. Denn zu den Endkunden gehören viele Praxen, Kanzleien und Handwerksbetriebe und die haben nach wie vor stationäre PCs im Einsatz. Für sie sei Mobility nicht das Thema.
Deshalb will er jetzt vor allem Extras Portfolio vervollständigen. Das sei schon sehr groß und reiche von drei mit Igel abgestimmten Thin Clients über einen Intel-NUC und den 1-Liter-PC „Slim“ über Tower-PCs und AiOs bis zu Workstations. Letztere lagen über die letzte Zeit brach, aber im Herbst sollen neue Geräte gelauncht werden. Gaming sei kein Thema – „wir müssen nicht alles machen“, meint Herzog. Aber den Markt für Creator-Rechner finde er sehr spannend.
Sein Ziel sei es, ein durchgängiges Portfolio mit einheitlichem Look & Feel anzubieten und zwar jeweils Linien in schwarz und weiß. „Das brauchen unsere Händler“, so Herzog, und andere B-Brands könnten das nicht bieten.
Fertigung „made in Germany“
Ein großer Vorteil von Extra Computer ist die Fertigung in Deutschland mit kurzen Lieferzeiten und direkten Ansprechpartnern. Der Hersteller kann auch deutlich flexibler agieren als ein global tätiger Volumenhersteller.
Extra Computer assembliere nicht nur zugekaufte Barebones. Die Hauptlinie werde zusammen mit dem Board-Hersteller entwickelt und mit Komponenten von Markenherstellern wie Asus und Gigabyte gefertigt, versichert Herzog. Produziert werden nicht nur Standardmodelle, sondern auch Geräte mit kundenspezifischer Anpassung (BTO) schon ab Stückzahl 1.
Das funktioniert auch deshalb so gut, weil die Fertigung in Giengen vollständig digitalisiert ist, mit einer Assemblierungslinie und einem großen Kleinteilelager. Hier wurden im letzten Jahr 50.000 Geräte gefertigt. Möglich wären 60.000 und mit etwas mehr Automatisierung sogar 70.000, bevor die Anlage aufgestockt werden müsse, berichtet Herzog. Hier konnte der Hersteller auch davon profitieren, dass Fujitsu seine Produktion in Augsburg aufgegeben und sich aus dem PC-Geschäft ganz zurückgezogen hat. Etliche gut ausgebildete und motivierte Ex-Fujitsu-Mitarbeiter konnte Extra Computer seitdem für sich gewinnen.
„Unsere Computer sind keine Massenware. Viele Kunden haben individuelle Anforderungen und entwickeln die Systeme mit uns zusammen“. Dabei seien dann natürlich keine Margen wie bei Dell drin. Viele Händler schätzen dafür aber den Service, die kurzen Wege und die direkten, muttersprachlichen Ansprechpartner. Extra Computer habe fünf Mann im Support, die kennen ihre Kunden und können bei Problemen häufig schon telefonisch Hilfestellung leisten und schnell ein benötigtes Ersatzteil schicken, berichtet Herzog.