Diese lassen sich jedoch aufgrund der Eigenheiten mobiler Systeme, aber auch wegen der hohen Anforderungen der Nutzer, nicht automatisch in die mobile Welt übernehmen. Klassische Testthemen wie Funktions- und Regressionstests, Performance- und Usability-Tests erscheinen hier in neuem Licht. Neue Herausforderungen für Qualitätssicherung und Testing entstehen vor allem durch zwei Mobility-spezifische Faktoren:
Gerätevielfalt
Auch wenn es mit iOS, Android und Windows Phone nur drei Betriebssysteme für mobile Geräte gibt, so ist durch herstellerspezifische technische Ausstattungen, unterschiedliche Display-Größen und -Auflösungen, Sensorik, RAM-Größe, Prozessorgenerationen und schließlich auch verschiedene Netzbetreiber eine fast unübersehbare Vielfalt von Varianten entstanden. Bei Android ist diese Fragmentierung besonders stark, hier gibt es derzeit etwa 19.000 verschiedene Geräte mit unterschiedlichen Software- und Hardwarekonfigurationen. Jedes technische Merkmal, zum Beispiel Beschleunigungssensor oder Fingerabdruckscanner, fügt eine weitere Dimension an Komplexität hinzu. Das Responsive Design, mit dem Apps automatisch auf unterschiedliche typisierte Konfigurationen reagieren können, verringert zwar den Entwicklungsaufwand, nicht aber zugleich auch den Testaufwand.
In der vollen Breite ist diese Vielfalt in Tests gar nicht abzudecken. Unternehmen müssen zur Priorisierung relevanter Konfigurationen daher zuerst einmal feststellen, welche Systeme ihre Kunden und Anwender in Mehrheit einsetzen. Hieraus lassen sich Gruppen der Abdeckung bilden: zum Beispiel zehn Gerätetypen, die 60 Prozent der Kunden verwenden und vielleicht weitere 20 Geräte, mit denen noch einmal 20 Prozent abgedeckt werden. Unternehmen müssen nun also auch aus Gründen der Test-Ökonomie ihre Kunden gut kennen. Der Rückgriff auf Software-Emulationen reicht in der Regel nicht aus, denn damit ließen sich allenfalls Basis-Funktionen überprüfen, die Herausforderung entsteht aber durch die Kombination echter Merkmale.
Geschwindigkeit
Die Mobility-Welt zeichnet sich außerdem durch extrem kurze Release-Zyklen aus. Zwei Releases pro Jahr, wie das in der herkömmlichen IT lange üblich war, sind hier nicht darstellbar. Einige Unternehmen, insbesondere solche, die in der Digital Economy fest verankert sind, bringen hier mitunter täglich oder in bestimmten Phasen sogar mehrmals täglich neue Versionen heraus. Auch wenn das Extremfälle bleiben mögen, sind kurzfristige Reaktionen auf Kunden-Anforderungen bei mobilen Lösungen unverzichtbar. Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen verändern sich schnell und wenn sich Apps darauf nicht zeitnah einstellen können, fallen die Unternehmen im Wettbewerb zurück. Um kurze Release-Zyklen nicht durch geringere Qualität zu erkaufen, sind standardisierte und, so weit wie möglich, automatisierte Testverfahren erforderlich.