Im Geschäftsalltag werden Daten oft über kostenfrei verfügbare Cloud-Dienste ausgetauscht. Doch Sicherheitsanforderungen sprechen in der Regel dagegen. Wolfgang Kleinertz, Associated Partner beim IT-Dienstleister Doubleslash, erläutert, wie Kollaboration und Datentransfer sicherer werden können.
funkschau: Herr Kleinertz, wie hat sich das Thema Kollaboration Ihrer Erfahrung nach in deutschen Unternehmen zuletzt entwickelt?
Wolfgang Kleinertz: Zunächst fällt der extreme Wandel auf, den wir in den letzten zwei Jahren erlebt haben. Corona hat da wie ein Katalysator gewirkt. Unternehmen, die sonst beim Einsatz von Kollaborationslösungen tendenziell verhalten sind, hatten plötzlich keine andere Wahl, wenn sie ihren Betrieb aufrechterhalten wollten.
Tools der ersten Generation wie E-Mail oder Online-Kalender hatten bereits eine hohe Akzeptanz. Ebenso Angebote der zweiten Generation wie Instant Messaging, Projektmanagement-Tools, Desktop Sharing, Whiteboards und Online Meetings. Angebote der dritten Generation wie Social Software, Blogs und soziale Netzwerke hatten sich in einigen Bereichen – getrieben durch Internationalisierung und Optimierungsdruck – durchgesetzt. Corona hat einen starken Impuls zur Digitalisierung auf breiter Front gebracht.
Allerdings: Mit den einfach bereitzustellenden Cloud-Angeboten wurden vielfach hastig Fakten geschaffen und dabei Bedenken in Richtung Datenschutz und Informationssicherheit gerne vernachlässigt. Derzeit sind noch immer viele Produkte auf dem Markt, die hinsichtlich der Sicherheit problematisch sind. Allen voran solche, die dem Cloud Act in den USA unterliegen. Betroffen sind davon viele namhafte und sehr beliebte Produkte.
funkschau: Die Weiterentwicklung von Unternehmens- und Digitalisierungsprozessen lebt aber vor allem vom Datenaustausch. Inwieweit können sich Unternehmen öffnen, ohne dass sie die Kontrolle verlieren?
Kleinertz: Wir müssen die sprichwörtliche „German Angst“ überwinden, die Chancen der Digitalisierung erkennen und diese in die Hand nehmen. Auf Dauer wird sich nicht die Frage stellen, ob oder ob nicht, sondern nur wie. Wichtig ist: Der Wandel muss gewollt und wohl geplant sein. Dabei ist die Tool-Frage nur ein Teil der Herausforderung. Generationenkonflikte müssen berücksichtigt, Medienkompetenz bei den Mitarbeitern aufgebaut und der damit einhergehende Kulturwandel darf nicht außer Acht gelassen werden.
funkschau: Einige Datenschutzbeauftrage der Länder warnen aus Datenschutzgründen ausdrücklich vor dem Einsatz verschiedener Collaboration-Lösungen. Wie lässt sich die Nutzung vor allem von in der Pandemie so wichtig gewordenen Videokonferenzplattformen mit den Anforderungen der Unternehmen an Datenschutz und Informationssicherheit verbinden?
Kleinertz: Aktuell ist eine vollständige Abkopplung von marktbeherrschenden Produkten vor allem von US-Anbietern kaum vorstellbar. Selbst wenn man ein sichere Videokonferenzplattform gefunden hat, wird man mit ziemlicher Sicherheit im nächsten von extern organisierten Online-Terminen mit einer unsicheren Plattform konfrontiert.Das muss allerdings nicht immer ein Problem darstellen. So ist nicht alles gleich schützenswert. Was zu schützen ist und was nicht, dafür müssen die Mitarbeiter sensibilisiert werden. Und es gilt, praktikable Alternativen für schützenswerte Inhalte bereitzustellen. Gegebenenfalls kann man dafür private Cloud- oder sogar On Premise-Lösungen in Betracht ziehen. Wichtig ist, bei der Lösungssuche die konkreten Anforderungen zu berücksichtigen. Außerdem sollte man die Informationsangebote der Landesbeauftragten für Datenschutz nutzen und in Sachen Informationssicherheit die Empfehlungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) berücksichtigen.