Für viele Betriebe fungiert sie als die Kommunikations-Schaltzentrale schlechthin: die Telefonanlage. Welche On-Premises-Lösungen speziell für kleine und mittlere Unternehmen am Markt existieren, greift funkschau in einem aktuellen Überblick auf.
Damit die Erreichbarkeit jederzeit sichergestellt ist, bedarf es eines zuverlässigen und robusten Systems. Einfache Verwaltung und Flexibilität sind weitere Aspekte einer guten TK-Anlage, wobei sich laut Benedikt Kantus, Leiter Produktmanagement bei Starface, heute niemand mehr mit einer simplen TK-Anlage zufriedengeben sollte. „Auch ein KMU ist gut beraten, in eine zeitgemäße UCC-Plattform zu investieren, um von den Möglichkeiten moderner Business-Kommunikation zu profitieren“, rät er und führt weiter aus: „Das System sollte alle Medienkanäle am Desktop bündeln, auch unterwegs auf dem Mobiltelefon verfügbar sein und zeitgemäße Collaboration unterstützen. Dann ist die Pflicht erfüllt. Die Kür wäre es, zusätzlich eine tiefe Integration der Telefonie in die Geschäftsprozesse zu ermöglichen – etwa durch die Einbindung von Kundendatenbanken oder die Umsetzung branchenspezifischer Szenarien.“ Speziell bei kleineren und mittleren Unternehmen sei zudem darauf zu achten, ob die gewählte Lösung in die vorhandene Infrastruktur passe, merkt Frank Riepe vom Agfeo-Vertrieb an. „Da speziell in diesem Segment ein Budget oft doch recht schmal bemessen ist, ist dies ein wichtiger Faktor.“ Zudem spiele der Produkt-Support eine nicht unerhebliche Rolle, weshalb ein möglichst vor Ort agierender Fachhandel ein klares Argument darstelle. Carsten Samesch, Sales Manager DACH Communication Solutions bei Panasonic System Communications Europe (PSCEU), empfiehlt in diesem Zusammenhang, mit großer Sorgfalt ein Systemhaus auszuwählen, welches nicht nur verlässlich ist, sondern zudem über zertifizierte Techniker verfügt.
Käufer von TK-Anlagen sollten darüber hinaus ihr Augenmerk auf die Zukunftsfähigkeit der Anlage legen. „Die Kommunikationsbranche befindet sich in einem signifikanten Umbruch, sowohl auf der Infrastrukturseite als auch auf der Anwendungsseite“, mahnt Martin Bitzinger, General Manager Enterprise bei Mitel, an. Neue Technologien würden zu starken Veränderungen speziell im Bereich der UC-Applikationen und Contact-Center-Anwendungen führen. „Eine zukunftsfähige Strategie der Anbieter an dieser Stelle ist deswegen essentiell für den Werterhalt der gekauften Telefonanlage“, so Bitzinger.
Freie Wahl beim Bezugsmodell
„Kaufen oder leasen Sie ein Fahrzeug? Für jede Variante gibt es gute Gründe, die ganz individuell und situationsbedingt sind. Bei Telefonanlagen ist es ebenso“, nimmt Ingo Bordach, Leiter Softwareentwicklung bei Addix vorweg. So gut wie alle Hersteller bieten ihren Kunden daher sowohl On-Prem- als auch Cloud-Lösungen oder eine hybride Variante an. „Mit dem Wissen darum, wo das Innovationspotenzial im Markt liegt, kann ich im Kundenberatungsgespräch unmöglich On-Prem-Lösungen favorisieren“, konstatiert Uwe Lindmüller, Countray Manager DACH bei Wildix. „Ich muss jedem Kunden vielmehr eine Cloud-Anlage empfehlen, um nicht nur den Ist-Zustand abzudecken, sondern auch einen Schritt in die Zukunft zu setzen.“ Es gibt allerdings – muss auch Lindmüller zugestehen – Szenarien, wo eine On-Prem-Lösung noch zwingend notwendig ist. Denn Fakt ist, dass viele Unternehmen die Telefonanlage gerne noch vor Ort stehen haben, da eine On-Premises-Lösung die beste Sicherheit für die unternehmensinterne Kommunikation verspricht. Insbesondere garantiert sie eine hohe Ausfall- und Betriebssicherheit. Das kann unter Umständen an ländlichen Standorten mit derzeit noch geringer Internetbandbreite liegen. „Zum anderen lässt sich das angeschaffte ITK-System laut Afa finanziell abschreiben und darüber hinaus ergeben sich im Gegensatz zu gehosteten Lösungen normalerweise keine monatlichen Fixkosten“, ergänzt Regina Dettmer, Marketingmanagerin von Auerswald. „Auch wird häufig übersehen, dass einige Funktionen, zum Beispiel Gruppenfunktionen, bei Cloud-Lösungen extra in Rechnung gestellt werden, die bei lokalen ITK-Systemen zu den Standardfunktionalitäten zählen und im Lieferumfang enthalten sind. Unter dem Aspekt des Investitionsschutzes lassen sich vorhandene Endgeräte bei On-Premises-Lösungen weiterverwenden.“
Auf der anderen Seite ist jedoch der mitunter hohe Zeit- und Kostenaufwand von reinen On-Premises-Lösungen für Wartungen und Updates nicht zu unterschätzen. Anton Döschl, Architecture Lead Collaboration bei Cisco, verweist daher auf den Einsatz von Hybrid-Lösungen: „Grundlegende Kommunikationsfunktionen werden on-Premise bereitgestellt und es kann auf Cloud-Services zurückgegriffen werden, wenn neue Meeting- und Messaging-Services hinzukommen sollen.“
Der Digital Workplace als Kommunikationsarbeitsplatz
Hinsichtlich Digital-Workplace-Projekten kommt der TK-Anlage eine große Bedeutung zu, da die Telefonie fester Bestandteil von Arbeitsabläufen ist. Oder wie es Benedikt Kantus von Starface formuliert: „Gerade für Wissensarbeiter ist Kommunikation oft der wichtigste Teil der Arbeit – und der Digital Workplace damit in erster Linie ein Kommunikationsarbeitsplatz.“ Für kleine und mittlere Unternehmen erfordere die Einrichtungen eines solchen Kommunikationsarbeitsplatzes laut Alan Shen, CEO von Yeastar, die Einrichtung eines Systems, das ihre aktuellen dezentralen Anwendungen in ein zentrales System integriere.
Ein solcher Arbeitsplatz ermöglicht im Idealfall einen schnellen Austausch mit Kollegen und Kunden und liefert die Schnittstelle für die Einbindung mobiler und ortsunabhängiger Arbeitsplätze. „UC- und CC-Anwendungen greifen dabei auf endgeräteunabhängige Clients zu und tragen damit zu effizienteren Arbeitsprozessen bei“, so Frank Kirsch, Head of Collaboration Solutions Germany bei Avaya. Die Herausforderungen in diesem Zusammenhang liegen laut Bintec Elmeg-Produktmanager Randolf Mayer insbesondere bei den Schnittstellen, mit denen die Telefonanlage eingebunden werden kann. „Die Anbieter unterstützen unterschiedliche Standardschnittstellen wie TAPI und CAPI, um möglichst flexibel und einfach integriert zu werden. „Hier ist es wichtig“, sagt Michael Trotz, Produktmanager Unify OpenScape Business bei Atos, „dass das Kommunikationssystem die passenden und offenen Integrationsschnittstellen bereitstellt, um zum Beispiel Geschäftsapplikationen des Kunden für einen vereinheitlichten Lösungsansatz im Rahmen eines Digital-Workplace-Projektes mit einzubinden.“ Als Kunde gilt es sich daher vorab zu informieren, welche Schnittstellen in dem Projekt benötigt werden, um eine reibungslose Integration zu gewährleisten.