Kaisers Kolumne

Wenn das Strategiekonto im Minus ist

17. Dezember 2024, 10:44 Uhr | Autor: Olaf Kaiser / Redaktion: Michaela Wurm
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Einstürzende Brücken, Schlagloch-übersäte Straßen, ausfallende Züge – Deutschlands Infrastruktur leidet schwer an Sanierungsstau. Unser Kolumnist Olaf Kaiser hat sich darüber Gedanken gemacht, was „Infrastrukturschulden“ für ein IT-Unternehmen bedeuten können.

Infrastrukturschulden sind ein wichtiges Thema in Deutschland. In den letzten Jahren haben viele Experten darauf hingewiesen, dass die Investitionen in die öffentliche Infrastruktur nicht ausreichen, um deren Bestand und Ausbau weiter zu sichern.

Übertragen wir also diesen Gedanken der Infrastrukturschulden einmal auf uns selbst als IT-Unternehmen.

Was meine ich damit? Als IT-Unternehmer weißt du sehr genau, dass du vor vielen Herausforderungen stehst. Ich will hier gar nicht zu ausführlich werden, die Steigerung wiederkehrender Erlöse, der Aufbau eines erfolgreichen Vertriebs, die Organisation der Technik für effektive Prozesse, das Binden und Gewinnen der richtigen Fachkräfte und in Summe die positive Entwicklung des Unternehmenswertes sind dir bekannte Herausforderungen.

Und wenn es bei diesen Themen nur eine unzureichende Weiterentwicklung gibt, dann baust du Strategieschulden auf, deren unangenehme Auswirkung du in der Zukunft bemerken wirst und auch hier wahrscheinlich mit einem verstärkenden Zinseffekt.

Ein gutes Finanzergebnis ist nicht alles

Und es gibt eine Stelle, die mir meiner Erfahrung nach eben nicht aufzeigt, ob Du Strategieschulden hast, und das ist Dein Kontostand und deine Jahresbilanz. Das ist ein ganz anderes Konto als dein Strategiekonto und die Kontostände bei beiden können extrem unterschiedlich sein.

Du kannst einen mit deinen Zielen verglichenen guten EBIT haben und doch würdest Du bei einer externen Unternehmensbewertung vermutlich vor Augen geführt bekommen, dass du Strategieschulden hast.

Ein gutes Finanzergebnis ist kein Ausweis einer positiven Zukunft und Wachstumsfähigkeit, sondern einer erfolgreichen Vergangenheit.

Und das ist aller Ehren wert, denn eine erfolgreiche Vergangenheit unterstützt eine erfolgreiche Zukunft, nur enthebt sie den Unternehmer und die Führungskräfte nicht davon, weiter am Unternehmen und an strategischen Fragen für die Schuldenvermeidung zu arbeiten.

Wie erkenne ich nun als IT-Unternehmer, ob ich Strategieschulden habe?

Das ist keine reine Kennzahlenfrage, auch wenn diese etwas weiterhelfen. Du kannst Dich auf der KPI-Ebene fragen, ob du

o         Mehr als 10.000 Euro EBIT pro Mitarbeitendem machst?

o         Dein monatlich wiederkehrender Umsatz mehr als 30 Prozent der Erlöse ausmacht?

o         Du in den letzten Jahren in der Regel um jährlich 10 Prozent gewachsen bist, das ist übrigens der Mittelwert des Wachstums von IT-Dienstleistern in Deutschland?

o         Deine Fluktuation unter 10 Prozent liegt, in der IT sind 22 Prozent der deutsche Mittelwert laut Statista?

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Kaisers Kolumne: Olaf Kaiser berät CEOs von IT-Unternhmen
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Das sind Beispiele, die wichtige Elemente deiner Entwicklung und Wachstumsfähigkeit beschreiben. Darüber hinaus ist sicher wichtig, ob du eine klare und kommunizierte Vision hast, ob du die Prozesse professionalisiert und automatisierbar hast und vieles mehr.

Dein Unternehmen ist ein komplexes System und keine deterministische Formel in einem Excel-Sheet. Jeder Eingriff kann mit einer unvorhersehbaren Reaktion beantwortet werden, die nur der systemische und ganzheitliche Blick mit einer offenen Wahrnehmung für alles, was sich zeigt, liefert.


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