In der groben Betrachtung zeigt sich, wie zu erwarten, eine Verschiebung der Nachfrage hin zu mobilen Geräten. Während der Absatz von Desktops 2020 um etwa ein Viertel einbrach, wurden gleichzeitig 25 Prozent mehr Notebooks verkauft. Da allerdings schon vorher etwa doppelt so viele mobile wie stationäre Rechner verkauft wurden, bedeutet das in absoluten Zahlen 25 Millionen verkaufte Desktops weniger, denen dafür 50 Millionen mehr Notebooks gegenüberstehen. Einerseits kaufen viele Unternehmen und Behörden mobile Geräte also zusätzlich, um mobiles Arbeiten zu ermöglichen, setzen im Büro aber weiterhin auf den Desktop. Andererseits gibt es aber auch eine völlig neue Nachfrage. Diese wird zu einem nicht unerheblichen Teil von Privatkunden und kleineren Unternehmen getrieben, die völlig andere Ansprüche als die großen Business-Kunden haben.
Ein zentrales Kriterium ist hier der Preis, wollen und können doch etwa Familien nicht für jedes Kind ein eigenes Notebook fürs heimische Lernen anschaffen. Fast ebenso wichtig sind jedoch die Flexibilität und der einfache Zugang zu Rechenleistung, auch für weniger versierte Nutzer. Eine Gerätekategorie, die dieses Bedürfnis nach »Easy Computing« treffend erfüllt, sind Tablets und Hybride oder Detachables, die Unternehmen zusätzlich vollwertige Docking- und Anschlussmöglichkeiten bieten. Zuletzt schon von vielen als Verlierer in der immer schmaler werdenden Nische zwischen Smartphones und den ultramobilen Geräten im Notebook-Segment abgeschrieben, erleben sie nun gerade aufgrund dieser Mischung aus hoher Mobilität und ausreichender Leistung für den Standard-Office-Einsatz einen unerwarteten zweiten Frühling. Im vergangenen Jahr wurden wieder 28 Prozent mehr Tablets verkauft als 2019, fast ein Drittel (52,8 Millionen) der insgesamt 160,6 Millionen Stück alleine im letzten Quartal. Ein Zuwachs um 54 Prozent und ein neuer Absatzrekord im Jahresendgeschäft.
Platzhirsch Apple konnte 2020 insgesamt 58,8 Millionen iPads absetzen, 24 Prozent und 11,5 Millionen Stück mehr als im Vorjahr. Rund ein Drittel davon (19,2 Millionen) ging alleine im letzten Quartal über die Theken. Samsung konnte seine Verkaufszahlen sogar über das ganze Jahr hinweg um 40 Prozent steigern und sich mit 31 Millionen Tablet-Verkäufen noch etwas näher an die Spitzenposition annähern. Weniger gut lief es hingegen für Huawei. Der durch die US-Sanktionen gebeutelte Konzern setzte mit 16,3 Millionen zwar 8 Prozent mehr Tablets ab als 2019, musste im Verlauf des Jahres allerdings zunehmend Federn lassen, sodass im Schlussquartal 24 Prozent weniger Verkäufe zu Buche standen. Genau gegenteilig lief die Entwicklung bei Amazon. Im Gesamtjahr konnte der Etailer 15,9 Millionen seiner Fire-Tablets an die Kunden ausliefern, eine Steigerung um 14 Prozent. Im Q4 allerdings wuchs der Absatz um mehr als 50 Prozent, sodass Amazon mit 6,5 Millionen Verkäufen erstmals Huawei überholen und sich auf den dritten Rang vorschieben konnte. Eine zunehmend wichtige Rolle spielt aber auch Lenovo mit einem Zuwachs von 70 Prozent auf 14,2 Millionen Tablets. Im Jahresendgeschäft schossen die Verkaufszahlen dann sogar um 125 Prozent nach oben.