Die deutsche Digitalwirtschaft wächst stabil – aber nicht alle Bereiche. Das größte Wachstum verzeichnet laut Bitkom die IT, vor allem Software. Besonders ein Segment wächst hier überproportional. Auch das Geschäft mit Hardware erholt sich. Anhaltende Flaute dagegen bei Unterhaltungselektronik.
Zur Jahresmitte zeichnet sich für die digitale Wirtschaft in Deutschland ein stabiles Wachstum ab – allerdings profitieren nicht alle Unternehmen von dieser positiven Entwicklung. Für 2024 erwartet der Branchenverband Bitkom für die deutsche ITK-Branche ein Umsatzplus von 4,3 Prozent auf 224,8 Milliarden Euro. 2025 soll das Wachstum auf ähnlichem Niveau liegen: Plus 4,7 Prozent auf 235,4 Milliarden Euro.
Der von Bitkom und ifo Institut erstellte Digitalindex lag im Juni bei 7,9 Punkten und damit weiter über dem ifo Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft, der mit minus 6,3 Punkten im negativen Bereich verharrt. „Die Digitalbranche entwickelt sich 2024 in einem schwierigen Umfeld insgesamt stabil. Massive politische Eingriffe in den Markt, Krisen und ungelöste Fragen in der Ampel-Koalition sorgen allerdings für Verunsicherung“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
Die Prognose fällt jedoch nicht für alle Segmente positiv aus. Das größte Wachstum verzeichnet wie in den Vorjahren die Informationstechnik. 2024 werden mit IT 151,2 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht einem Plus von 5,4 Prozent. Am stärksten wachsen dabei die Umsätze mit Software (+9,8 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro).
Besonders stark legen laut Bitkom die Umsätze von Plattformen für die Entwicklung, das Testen und die Bereitstellung von Software zu (+12,8 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro). Künstliche Intelligenz wächst innerhalb dieses Segments massiv um 39,2 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Ebenfalls stark legen die Geschäfte mit Software für die Systeminfrastruktur von Unternehmen (+8,4 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro) zu. Sicherheits-Software steht dabei mit plus 12,7 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro an der Wachstumsspitze. Mit sonstigen Software-Anwendungen werden 23,5 Milliarden Euro erzielt, ein Plus von 8,8 Prozent. Überdurchschnittlich zulegen können in diesem Bereich Kollaborations-Tools, also Anwendungen zur Zusammenarbeit und zum mobilen Arbeiten, mit denen 1,3 Milliarden Euro umgesetzt werden, 15,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen steigen im laufenden Jahr um 4,5 Prozent auf 51,6 Milliarden Euro.
Geschäft mit Hardware dreht wieder ins Plus
Bei der IT-Hardware wird nach einem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr wieder ein leichtes Wachstum von 2,8 Prozent auf 53,0 Milliarden Euro erwartet. Allerdings gibt es im Hardware-Segment sowohl Bereiche, die sehr viel stärker wachsen als auch solche, die leicht schrumpfen. Starkes Wachstum gibt es insbesondere im Bereich Infrastructure-as-Service, also bei gemieteten Servern, Netzwerk- und Speicherkapazitäten. Nach einem schwächeren Jahr wieder zulegen können auch die Umsätze mit Wearables wie Smartwatches, die um 10,7 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro steigen.
Auch die Nachfrage nach Sicherheitstechnologien wächst weiter überdurchschnittlich, in diesem Jahr um 4,1 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Nach einem Wachstumsknick im Nachgang der Corona-Pandemie drehen jetzt auch die Umsätze mit PCs (plus 1,1 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro) und Workstations (plus 2,4 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro) wieder leicht ins Plus. Die Umsätze mit Servern sind einem leichten Minus von 0,3 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro noch nicht wieder im schwarzen Bereich. „Bei der IT-Hardware sehen wir immer noch die Auswirkungen des Nachfrageschubs während der Corona-Jahre, aber der Markt normalisiert sich zusehends“, so Wintergerst. „Die Integration von KI in die Hardware wird hier in den kommenden Jahren für zusätzliche Investitionen sorgen.“
Keine Trendwende gibt es bei der Unterhaltungselektronik. Auch in diesem Jahr werden die Umsätze weiter sinken. Für 2024 geht die Prognose von einem Minus um 7,5 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro aus. „Trotz EM- und Olympia-Jahr gibt es keine tiefgreifende Erholung bei der klassischen Unterhaltungselektronik“, so Wintergerst.
Telekommunikation mit moderatem Wachstum
Der Markt für Telekommunikation soll in diesem Jahr moderat um 2,0 Prozent auf 73,7 Milliarden Euro wachsen. Dabei wird nach der Bitkom-Prognose mit Telekommunikationsdiensten der Löwenanteil von 52,8 Milliarden Euro erzielt, das entspricht einem Plus von 1,8 Prozent. Noch etwas stärker kann das Geschäft mit Endgeräten zulegen, um 4,3 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro.
„Zwar nutzen die Menschen ihre Smartphones immer länger, auch weil die Hersteller die Geräte mit Funktions- und Sicherheitsupdates versorgen. Zugleich wächst die Bereitschaft, Premium-Geräte zu entsprechenden Preisen zu kaufen“, so Wintergerst.
Leicht rückläufig sind die Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur, die minimal um 0,3 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro zurückgehen.