Telekom-Unternehmen und Ausrüster arbeiten derzeit an der nächsten Mobilfunk-Generation, mit der die bisherige Datengeschwindigkeit um ein Vielfaches übertroffen werden kann. Das sogenannte 5G-Netz soll dabei Surfgeschwindigkeiten von bis zu 10 GBit/s ermöglichen. Damit sei es etwa 20-mal so schnell wie LTE (4G). Die 5G-Netze sollen unterscheiden können, ob Daten von einem Auto oder anderen vernetzten Geräten kommen, oder von Menschen, die im Internet surfen. Auch soll 5G kaum merkliche Latenzzeiten aufweisen, also blitzschnelle Reaktion im Netz ermöglichen und dabei weniger Strom benötigen. Bis der LTE-Nachfolger wirklich nutzbar ist, wird es allerdings noch ein wenig dauern. Die Anbieter rechnen um 2020 herum mit den ersten 5G-Netzen. Die Frage, die sich nun durchaus überspitzt formuliert, stellt: Wird 5G WLAN ablösen?
Die Antwort darauf fällt in der Teilnehmerrunde erwartungsgemäß einstimmig aus: Nein. „Gefährlicher wird es eher bei den Technologien, die um 5G buhlen wie LTE-A-A. Oder überall dort, wo Mobilfunkprovider Interesse daran haben, das 5G-Netz zu nutzen“, sagt Martin Krebs. Die Frage „Entweder-oder?“ stellt sich nicht, so Axel Simon. Vielmehr wäre eine Koexistenz vorstellbar und wünschenswert wie sie beispielsweise im industriellen Umfeld bereits Anwendung findet (siehe auch Abschnitt „WLAN im industriellen Umfeld“). Simon: „Die Lösung könnte eine konsolidierte Lösung aus Pico Cell und Access Point sein, wobei ich solche Projekte in der Art im Office-WLAN nicht sehe.“ Wahl ergänzt: „Pico- beziehungsweise Femtozellen haben sich bisher nicht wirklich durchsetzen können, obwohl sie in bestimmten Einsatzfeldern wie Krankenhäusern einen guten Ersatz für physikalische Netze darstellen. Da ist der Betreiber in der Regel ein Netzbetreiber.“
Planung ist das A und O
Wenn es beim WLAN – egal ob im Business- oder im industriellen Umfeld – irgendwo hapert, dann ist die Ursache meist eine fehlerhafte Planung. Darin ist man sich einig. Martin Krebs: „Hier hilft nicht nur eine theoretische Planung, sondern auch eine praktische Austestung. Da können sich Sys-temhäuser durch Know-how und zufriedene Kunden profilieren.“ (siehe auch channelXpert-Kasten) Hinzu kommt, dass WLAN beim Endnutzer mittlerweile eine ähnliche Erwartungshaltung auslöse wie die Wasserversorgung. Auch Axel Simon meint: „Um WLAN wie Strom aus der Steckdose als Versorgungsleistung zu bekommen, brauchen wir eine vernünftige Ausleuchtung; eine WLAN-Technologie, die sicherstellt, dass man sich connecten kann.“ Mittel zum Zweck sei hier vor allem seitens der Betreiber, wegzukommen vom reinen Aufbau der Infrastruktur, hin zu der Frage: Was kann ich damit tun? Welche Mehrwerte lassen sich damit generieren? „Viele Organisationen sind jedoch noch nicht so weit, dass sie sich vom Infrastrukturbetrieb lösen können“, gibt der Chief Technologist zu Bedenken. Michael Fränkle von M-Net: „Hier muss ein neues Modell entstehen, damit es mit Carrier Grade-Niveau betrieben werden kann. Selbst größere Institutionen haben heutzutage Schwierigkeiten, einen vernünftigen Service aufrecht zu erhalten.“
Michael Himmels von Devolo sieht in diesem Zusammenhang vor allem Connectivity als einen wichtigen Aspekt von WLAN als Zugangstechnologie: „Man vernetzt alle Geräte miteinander, dann kommt eine logische Ebene darüber. Wir sagen: Es trifft sich in der Cloud. Wobei die Cloud auch das lokale IT-Zentrum sein kann, in dem diese Sachen wieder zusammenlaufen, wo die Prozessintelligenz im weitesten Sinne abgebildet wird.“ Das wiederum berge jedoch, so Simon, auch Gefahren: „ Die ständige Nutzung mobiler Dienste in Verbindung mit Apps setzt voraus, dass ich ständige Konnektivität besitze, die über hohe Bandbreite verfügt und oft im Volumen auch nicht limitiert ist. Gerade weil sich Apps eben zunehmend der Cloud bedienen.“
Eine weitere Herausforderung ist der verwendete Client, das Endgerät, welches bisweilen aus dem Consumer-Umfeld kommend im Business eingesetzt wird. Anders als im industriellen Umfeld lassen sich die Endgeräte hier selten beeinflussen (siehe auch Abschnitt „WLAN im industriellen Umfeld“). Fränkle, technischer Geschäftsführer bei M-Net: „Wir liefern ja Premiumbandbreite an Konsumenten – die kommt üblicherweise über die TAE oder übers Glas. Hier gibt es die Herausforderung: Wie bringe ich die Premiumbandbreite an das Endgerät? Das ist ein Schritt, den die Consumer-like Devices noch nicht gehen können. Da wird noch viel auf Hersteller-, Antennen- und Integrationsseite passieren.“ Hans-Dieter Wahl von Bintec Elmeg ergänzt: „Es hängt ein stückweit auch von der verwendeten Hardware ab. Viele Consumer-Geräte können nur 2,4 GHz oder wenn sie 5-GHz-Kanäle können, dann nur die die Non-DFS-Kanäle. Ein professionelles Gerät hingegen hat DFS-Kanäle (Anm. d. Red.: Dynamic Frequency Selection oder auch automatischer Kanalwechsel) und die sind wesentlich freier. Das sind die x-tausend Euro, die ich bei der Zulassung investieren muss. Das Geld sparen sich viele Importeure von Consumer-Produkten einfach.“
Die Königsdisziplin in der Planung und in der Umsetzung sei Voice over WLAN (VoWLAN), konstatiert Martin Krebs. „Die Mittel sind da, aber es hängt von dem, der es macht ab, ob es ein Erfolg wird oder nicht.“ Axel Simon geht sogar einen Schritt weiter und sagt: „VoWLAN ist ein Begriff aus der Vergangenheit. Was jetzt eine Rolle spielt, ist Mobile UC. Bei uns im Unternehmen haben wir haben keine Telefonie mehr, sondern machen UC – Sprache, Video, Screensharing – nur noch mit UC über WLAN. Mobile UC ist auf dem Vormarsch.“