Auch die Organisationsstruktur der Landesgesellschaften wurde umgebaut. Das Herzstück ist nach wie vor das Werk in Bocholt dort ist auch das Headquarter. In den wichtigsten Ländern Italien, Frankreich, Benelux, Österreich, Nordics gibt es noch kleine Landesbüros für das lokale Vertriebsgeschäft.
Gigaset sei jetzt wieder „back on track“, so Lueb. Die Produktion sei nahezu wieder auf Vor-Corona-Niveau und fast alle Geschäftspartner und B2C-Verkaufsshops noch da. Auch die rund 10.000 B2B-Reseller in Europa seien weiter an Bord. Für Lueb keine Überraschung, denn Gigaset sei bei DECT-Telefonen in Europa Marktführer, in einigen Ländern mit einem Marktanteil von 40 bis 60 Prozent.
Auch alle Distributoren haben dem DECT-Pionier die Stange gehalten und laut Lueb im zum 1. April 2024 gestarteten ersten Fiskalquartal wieder Bestellungen platziert.
Die Weiterführung des B2B-Portfolios war von Anfang an gesetzt, auch im Kerngeschäft B2C werde das gesamte Sortiment weitergeführt. B2C macht noch den größeren Anteil am Geschäft aus. B2B wachse jedoch deutlich stärker, meint Lueb.
Bei DECT-Telefonen für Endverbraucher ist Gigaset in Europa die Marke. Die neue Konzernmutter Vtech ist mit Telefonen in den USA eine große Nummer. Ihre Vertriebskanäle möchte Lueb nutzen, um im US-amerikanischen Markt Fuß zu fassen. Da die Vtech-Telefone In Deutschland nur in Online-Kanälen vertreten seien, sieht er keine Gefahr, dass sich beide Marken kannibalisieren.
Schwieriger wird das Geschäft mit Smartphones, die ebenfalls in Bocholt produziert werden. Und auch bei B2B gibt es starke Konkurrenten, wie D-Link und Yealink und nicht zuletzt auch Snom. „Wir adressieren den gleichen Markt und die gleichen Zielgruppen“, räumt Lueb ein. Beide Marken gehen zweistufig über Distribution und Reseller an Firmenkunden. Eine Zusammenlegung der Vertriebskanäle und Marken sei aber noch kein Thema. „Das macht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn. Snom und Gigaset bleiben getrennt“, betont Lueb. Die Channels würden sich ergänzen. Snom sei nur stark in Deutschland, Gigaset aber europaweit.
Zugpferd „made in Germany“
Gigasets Hoffnungen ruhen auf der Produktion in Deutschland, die Vtech explizit mitgekauft hat, und dem Gütesiegel „made in Germany“ - laut Lueb ein „vertriebliches Zugpferd". Die Fabrik habe einen hohen Automatisierungsgrad und könne Software passgenau aufspielen. Spezialkonfigurationen sind ab Stückzahl eins möglich
Auch beim Thema Nachhaltigkeit könne man punkten. Die Geräte seien reparierbar, wie es ab 2025 in der EU gefordert wird. Die Standardakkus können getauscht werden. In Bocholt gibt es zudem ein eigenes Repair Center. Das sei für viele Firmenkunden wichtig. Gerade im Alarm-Messaging-Bereich in Krankenhäusern und Industriebetrieben müssten die Geräte funktionieren.