Wolfgang Fehr, Solution-Manager Unified-Communication & Collaboration bei Computacenter: "Videokonferenzen mit Kollegen aus aller Welt, Instant-Messaging von unterwegs oder gemeinsames Arbeiten in virtuellen Projekträumen: Integrierte Kommunikationslösungen sind wesentlicher Bestandteil eines zeitgemäßen Arbeitsplatzes. Immer mehr Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern entsprechende UCC-Technologien zur Verfügung.
Für den erfolgreichen Einsatz von UCC-Lösungen ist eine durchgängige Strategie dringend notwendig, denn UCC eröffnet nicht nur Potenziale, sondern stellt auch hohe Anforderungen an die IT-Infrastruktur und die Kommunikationskultur. Der Aufwand hängt stark von der bestehenden Infrastruktur und deren Reifegrad ab, aber auch von der Mitarbeiter- und Unternehmenskultur sowie der gewünschten Lösung.
Eine geeignete UCC-Strategie sollte daher sowohl technologische als auch organisch-kulturelle Aspekte im Blick haben. Vor der Einführung einer UCC-Lösung ist es ratsam, einen umfassenden Planungs- und Entscheidungsprozess durchzuführen. Dieser sollte den Anwender in den Mittelpunkt stellen und die einzelnen Fachabteilungen von Beginn an mit einbinden. Welche Endgeräte werden genutzt und wie wird kommuniziert? Wo sehen die Mitarbeiter den größten Bedarf? Letztlich gilt es herauszuarbeiten, welche Anwendungen zu einem Unternehmen passen. Zu diesem Zweck haben wir gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO ein Analyse- und Beratungskonzept entwickelt, das wir bei unseren Kunden einsetzen. Denn erst auf Basis einer ausführlichen Vorplanung und Bedarfsanalyse kann im zweiten Schritt eine qualifizierte Technologieauswahl erfolgen."
Frage 1: UC beziehungsweise UCC sind im Enterprise-Bereich, beispielsweise bei DAX-Unternehmen, bereits gelebte Praxis. Woran scheitert bisher die Umsetzung von UCC-Konzepten bei KMUs beziehungsweise im Mittelstand?
Fehr: Das hängt häufig weniger mit Kostengründen als mit kulturellen und organisatorischen Aspekten in KMUs zusammen. Wir haben zudem festgestellt, dass in KMUs teilweise das Wissen über die Möglichkeiten und Technologien im UCC-Bereich fehlt. Passende UCC-Konzepte für KMUs müssen justierbar sein und ein klares Nutzenpotenzial für das jeweilige Geschäftsmodell aufzeigen.
Frage 2: Geschäftsführer, IT-Abteilung, Personalabteilung oder die Mitarbeiter – wer sind die Treiber für die Einführung von UCC-Arbeitsumgebungen in den Unternehmen?
Fehr: Das ist ganz unterschiedlich. Oft kommen die Anfragen aus den Fachabteilungen, die immer häufiger konkrete Vorstellungen von der für sie passenden IT-Ausstattung haben. Aber auch die HR-Abteilung ist im Zuge des „War for Talents“ daran interessiert, attraktive Arbeitsplätze zu bieten. Und zu guter Letzt ist es nach wie vor die IT-Abteilung, die den Einsatz moderner Technologien vorantreibt.
Frage 3: Wie viel beziehungsweise was hat UCC mit Unternehmenskultur zu tun und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den Erfolg von UCC-Projekten? Wo lauern organisatorische Probleme?
Fehr: Bei der Wahl der passenden UCC-Infrastruktur spielt die Kompatibilität mit der jeweiligen Unternehmens- und Kommunikationskultur eine zentrale Rolle. Wie wird im Unternehmen kommuniziert? Welche Geräte und Workstyles gibt es? Was gilt es bezüglich bestehender Hierarchien zu beachten? Wer diese Aspekte außer Acht lässt, gefährdet den Erfolg des UCC-Projektes.
Frage 4: Die Anforderungen von Unternehmen an die Kommunikation sind individuell und zum Teil branchenabhängig. Was ist beim Einsatz von UCC-Lösungen von der Stange – beispielsweise aus der Cloud – zu beachten?
Fehr: Wichtig ist vor allem die Compliance der verwendeten (Cloud-)Lösung mit den Anforderungen des Unternehmens. Der Aspekt Sicherheit spielt eine besondere Rolle, gerade wenn es um Kommunikation über Unternehmensgrenzen hinweg und das Teilen von Unternehmensdaten geht. Aber auch die Integration von UCC-Services in die vorhandene Applikationslandschaft wird in Zukunft wichtig sein.
Frage 5: UCC wird in der Regel in bestehende ITK-Umgebungen nachgerüstet. Ist bei der Auswahl einer Lösung der Best-of-Breed-Ansatz ratsam oder sollte man sich auf einen Hersteller konzentrieren?
Fehr: Es muss keine Entweder-oder-Entscheidung sein. Wichtig ist, welche Herstellerstrategie ein Unternehmen verfolgt und wie die bestehende IT-Infrastruktur aussieht. Eine einheitliche Strategie hat den Vorteil, dass sich die Komponenten aus Benutzersicht reibungsloser integrieren. Es kann aber durchaus auch sinnvoll sein, die Angebote verschiedener Hersteller zu kombinieren.