Grammarly-Vorhersagen

KI: Von der Hype-Phase zum Daily Business

10. Januar 2024, 15:00 Uhr | Autor:innen: Matt Rosenberg, Heidi Williams und Suha Can / Redaktion: Diana Künstler
© bmf-foto.de/AdobeStock

Vom unkoordinierten Einsatz der generativen Technologie über die Personalisierung KI-generierter Texte und der Gleichberechtigung im Beschäftigungsverhältnis bis hin zum ROI sowie Bedrohungen und Chancen: Drei Grammarly-Experten beleuchten Aspekte der KI-Entwicklung für das Jahr 2024.

Der prognostizierte globale Umsatz im Bereich „Künstliche Intelligenz“ in den Anwendungsfeldern Hardware, Software und IT-Services für das Jahr 2024 deutet darauf hin, dass dieser sich auf über 550 Milliarden US-Dollar belaufen1 könnte. Dieser Boom wird voraussichtlich sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen vielfältige Möglichkeiten bieten. Mit dem Übergang von der „Hype-Phase“ hin zum „Daily Business“ werden jedoch auch Herausforderungen in den Vordergrund rücken. So etwa die Notwendigkeit strategischer Entscheidungen, um den ROI von Investitionen in KI-Tools zu maximieren und Sicherheitsrisiken zu minimieren.

Darüber hinaus werden auch Herausforderungen im Umgang mit KI sichtbar, da laut aktuellen Studien2 40 Prozent der Angestellten nicht wissen, wie sie generative KI am Arbeitsplatz effizient nutzen können. Drei Expert:innen des KI-Schreibassistentenwicklers Grammarly untersuchen im Folgenden, welche konkreten Herausforderungen – aber auch Chancen – hinsichtlich der Technologie 2024 auf Privatpersonen und Unternehmen zukommen.

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2024 dreht sich alles um die Optimierung der KI

Matt Rosenberg, Grammarly
Matt Rosenberg, Chief Revenue Officer bei Grammarly
© Grammarly

Der koordinierte und effektive Einsatz generativer KI wird eine unternehmensweite Strategie erfordern

Die willkürliche Einführung generativer KI wird zu erheblichen Problemen bei der Nutzung der Technologie durch Arbeitnehmer und -geber führen. Beinahe acht von zehn Führungskräften (C-Level) berichten vom Einsatz der Künstlichen Intelligenz3 in ihren Unternehmen, jedoch fehlt den meisten Arbeitnehmern das Verständnis für ihren Einsatz. Gleichzeitig bringen Angestellte oft ihre eigenen bevorzugten KI-Tools mit zur Arbeit4, obwohl ihre Arbeitgeber diese Technologie noch nicht eingeführt haben. Diese Dynamik wird 2024 darin gipfeln, dass Unternehmen dazu gezwungen werden, den Einsatz diverser Tools zu koordinieren. Unternehmen, die von Anfang an eine koordinierte Strategie verfolgt haben, werden einen Vorsprung haben – während andere auf ein kostspieliges Chaos zusteuern. Sie werden viele, nicht miteinander verbundene Tools in ein verwaltbares und nachvollziehbares Ökosystem integrieren müssen, was wiederum enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand bedeuten kann.

Im kommenden Jahr wird der Return on Investment für den KI-Einsatz in den Vordergrund rücken

Ein Jahr nach der allgemeinen Zugänglichkeit zu generativer KI und angesichts anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten erhöhen Führungskräfte ihre KI-Investitionen5 und stehen gleichzeitig unter Druck6, zu beweisen, dass sie mehr als „nur ein Hype“ sind. Während bislang von der Akzeptanz vom Einsatz generativer KI die Rede war, wird sich 2024 alles um die Optimierung drehen: Sobald der Boom nachlässt, werden Führungskräfte strategische Vorteile und einen ROI aus KI erzielen wollen. Die zunehmende Kontrolle solcher Investments wird zur Folge haben, dass die glänzenden Gimmicks von nachhaltigen Tools getrennt werden, um den messbaren Erfolg vorzuweisen.

Von Hyperpersonalisierung und Chancengleichheit

Heidi Williams, Grammarly
Heidi Williams, Engineering Director bei Grammarly
© Grammarly

Die nächste Phase der KI ist die „Personalisierung”

Viele generative KI-Tools sind noch nicht ausreichend personalisiert, um wirklich von Nutzen zu sein. In der ersten Welle der generativen KI lag der Fokus auf der schnellen Erstellung neuer Inhalte. In der nächsten Phase 2024 wird es jedoch darum gehen, diese Inhalte zu verfeinern, um über generische Texte hinaus maßgeschneiderte und relevante Ergebnisse zu erzielen. Es wird also eine deutliche Verschiebung der Investitionen hin zur Hyperpersonalisierung von KI geben, wobei dort der Kontext von Unternehmen, Personen und Kunden stärker berücksichtigt wird. Dies wird entscheidend sein, um den transformativen Wert von KI zu realisieren. Anbieter, die  Personalisierung mit einer verantwortungsvollen Haltung zu Sicherheit und Datenschutz verbinden, werden dabei deutlich Vorteile haben.

KI wird die Zukunft der Arbeit auch bezüglich der Gleichberechtigung beeinflussen

Die Demokratisierung der Künstlichen Intelligenz eröffnet neue Möglichkeiten auf Chancengleichheit. Seit dem Aufkommen des Internets hat keine andere Erfindung solche Gelegenheiten für den Zugang zu Informationen und somit zur Verbesserung von Fähigkeiten und Wissensgenerierung geboten. Allerdings spüren viele Arbeitnehmer immer noch einen Mangel an Fähigkeiten, um KI wirklich effektiv zu nutzen7. Dies birgt die Gefahr, dass eine Kluft zwischen KI-kompetenten Mitarbeitern und ihren Kollegen, die weniger versiert sind, zu erheblichen Ungleichheiten führt. Die gezielte Anwendung von KI-Tools wird daher zu einem klaren Unterschiedsmerkmal in der Belegschaft werden. Es wird an den Führungskräften liegen, bestehende und aufkommende Lücken zu schließen, um sicherzustellen, dass KI zu einer Triebfeder der Gerechtigkeit wird.

Neue Risiken für die Cybersicherheit

Suha Can, Grammarly
Suha Can, CISO bei Grammarly
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Die Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit generativen KI müssen 2024 deutlich verstärkt werden

Arbeitgeber müssen sich der neuen Realität stellen und akzeptieren, dass die generative KI nicht verschwinden wird. Durch den verstärkten Einsatz dieser Technologie entstehen jedoch neue Risiken für die Cybersicherheit. Vier ernsthafte Bedrohungen8 werden die Verantwortlichen daher zu Recht in Atem halten:

  1. Sicherheitsschwachstellen in großen Sprachmodellen (LLMs),
  2. Datenschutz- und Urheberrechtsfragen,
  3. Risiken bei der Verwendung unausgereifter LLM-Drittanbieter
  4. sowie die Qualität und Genauigkeit der erzeugten Ergebnisse.


Dass diese Gefahren die Schlagzeilen beherrschen werden, ist also 2024 abzusehen. Als Konsequenz dazu werden Arbeitgeber ihre internen Sicherheitsteams verstärken und ihre Mitarbeiter als zweite Verteidigungslinie ausrüsten müssen – unter anderem durch Entwicklung von einem Framework zur sicheren Integration der generativen KI9, Training von internen Experten für das Red-Team sowie der Bereitstellung klarer Richtlinien für den sicheren und verantwortungsbewussten Einsatz der generativen KI am Arbeitsplatz.

Matt Rosenberg ist Chief Revenue Officer, Heidi Williams ist Engineering Director und Suha Can ist Chief Information Security Officer bei Grammarly. Das Software-Unternehmen entwickelt einen KI-basierten Schreibassistenten, der Menschen dabei hilft, effizienter auf Englisch zu kommunizieren.

1 https://de.statista.com/statistik/kategorien/kategorie/15/themen/2604/branche/kuenstliche-intelligenz/#statistic1
2 https://www.salesforce.com/news/stories/generative-ai-skills-research/
3 https://www.ukg.com/about-us/newsroom/ai-work-its-here-and-its-working-whether-you-know-it-or-not
4 https://www.fishbowlapp.com/insights/70-percent-of-workers-using-chatgpt-at-work-are-not-telling-their-boss/
5 https://info.kpmg.us/news-perspectives/industry-insights-research/kpmg-ceo-outlook-2023.html
6 https://www.wsj.com/articles/pro-take-companies-emphasize-rapid-return-on-ai-tech-investments-8179ab78
7 https://www.salesforce.com/news/stories/generative-ai-skills-research/
8 https://www.grammarly.com/blog/gen-ai-threats/
9 https://www.grammarly.com/business/learn/minimizing-the-risk-of-generative-ai/


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