Auch mit einer hohen Bild- und Tonqualität haben Unternehmen längst nicht alle Anforderungen erfüllt. Zusätzlich muss eine einfache, reibungslose und performante Bedienung gewährleistet sein. Dies gilt insbesondere für den Austausch und die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten und anderer Inhalte. Das Content-Sharing gewinnt schließlich zunehmend an Bedeutung und wird heute von den meisten Mitarbeitern schon als selbstverständlich angesehen. Diese Funktion bieten zwar sowohl Konferenzraumsysteme als auch Collaboration-Clients, doch die Verknüpfung der jeweiligen Systeme ist meist noch etwas komplexer als bei der Bild- und Tonübertragung.
Vergleichsweise einfach erfolgt dies bei den Systemen von Polycom und Cisco, da beide Hersteller das in RFC 4582 beschriebene Binary-Floor-Control-Protokoll (BFCP) zum Austausch von Inhalten verwenden. Dagegen muss zur Anbindung von Microsoft-Lync die Architektur um ein entsprechendes Gateway erweitert werden. Denn Microsoft verwendet für seine Technologien ausschließlich das proprietäre Remote-Desktop-Protokoll (RDP). Polycom bietet dafür eine Content-Sharing-Suite als Modul, um eine bidirektionale Nutzung der Dokumentenfreigabe zu ermöglichen.
Cisco unterstützt RDP derzeit noch nicht, will aber künftig Content-Sharing mit Microsoft-Lösungen ermöglichen. Der Hersteller aus Redmond hat seinerseits auf der Lync Conference 2014 den Video-Interoperability-Server (VIS) präsentiert, der mit Cisco-Raumsystemen funktionieren wird. Die kommenden Hardware- und Software-Versionen der beiden Anbieter dürften damit interoperabel sein. Bei bisherigen Systemen müssen die Kunden aber in der Regel individuelle Lösungen erstellen, damit sich Inhalte während der Videokonferenz anzeigen und bearbeiten lassen.
Was bringt die Zukunft?
Aufgrund der schnellen technologischen Entwicklung eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für eine verbesserte Zusammenarbeit über Geräte- und Herstellergrenzen hinweg. Zum Beispiel hat Cisco im vergangenen Jahr die Android-basierten Desktop-Collaboration-Lösungen Cisco DX80 und Cisco DX70 eingeführt. Sie ermöglichen – touchoptimiert – Webkonferenzen in HD-Video- und Highend-Audio-Qualität. Zudem enthalten sie einen Internet-Browser sowie diverse Business-Anwendungen.
Dieser Entwicklung ist auch der neue Videokompressionsstandard H.265 zuträglich, der die benötigte Bandbreite für das Abspielen von Videos auf die Hälfte reduziert – bei gleichbleibender Bildqualität. Echtzeitkommunikation mit einem Webbrowser ohne eigene Client-Software ermöglicht bereits der offene Standard WebRTC. So ist es durchaus möglich, dass in einigen Jahren der normale Webbrowser die Basis für globale Videokonferenzen bildet – mit 4K-Video- und HD-Audio-Qualität sowie Content-Sharing-Option.
Doch ist damit die Zeit für traditionelle Konferenzraumsysteme abgelaufen? Noch nicht, denn alleine der deutlich größere Bildschirm mit einer Anzeige der Gesprächspartner in Lebensgröße sowie der Ortswechsel in einen Meetingraum vermitteln das Gefühl eines persönlichen Treffens. In Zukunft ließe sich auch das eigene Notebook oder gar das Smartphone an den Monitor anstöpseln und damit ein virtuelles Meeting durchführen. Doch bis man in einem solchen Szenario sofort loslegen und sich mit hoher Qualität austauschen kann, dürfte noch etwas Zeit vergehen.