„Es gibt nicht den einen Arbeitsplatz der Zukunft“, so Andreas Wilker. Schließlich ist jedes Unternehmen individuell. Auch erfordern einzelne Aufgabengebiete unterschiedliche Lösungen. Und natürlich gibt es vom akribischen Planer über den Zauderer bis hin zum Perfektionisten verschiedene Menschentypen.
Daher essenziell: erst einmal eine gemeinsame Vision des Arbeitsplatzes der Zukunft zu schaffen. Ein zeitnahes Ziel zu setzen, ist dabei ideal: zum Beispiel „Arbeitsplatz 2020“. Nach der Ermittlung des Status quo und der Entwicklung einer Strategie empfiehlt der Bechtle-Manager Aufgabengebiete zu definieren sowie fiktive Anwender, sogenannte Personas. In einem Musterraum lassen sich dann Produkte im Anwendungsfall testen und einzelne Szenarien durchspielen. Wichtig sei es, eine „Kultur des Annehmens“ zu schaffen, so Wilker. Das Management muss dabei sein, Vorgesetzte als Vorbild fungieren. Die Neuerungen sollten mit Maßnahmen des Projektmarketings begleitet werden, wie Tutorials, Webinaren, E-Learnings, Videos. Sind alle an Bord, könne durch effizienteres und effektiveres Arbeiten die Produktivität gesteigert werden. Reisekosten lassen sich beispielsweise durch Videokonferenzen einsparen. Und nicht zuletzt wird ein modernes Arbeitsumfeld geschaffen: ein Aspekt, der für die Motiva-tion der Mitarbeiter relevant ist und bei der Mitarbeitergewinnung immer wichtiger wird.
Digitalisierung und Unternehmenskultur – Henne oder Ei?
„Digitalisierung: Die Kultur macht’s“ war der kurze und knackige
Titel des Vortrags des Referenten-Duos Barbara Graf-Detert und
Jessica Calaminus von Culture in company rocks. Die Unternehmenskultur dürfe keinesfalls unterschätzt werden, schließlich sei sie entscheidend für den Unternehmenserfolg. Gerade in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung sei ein Umdenken gefragt. Der Kulturwandel fußt dabei auf drei Grundsätzen, erklären die Coaches: 1. Menschen befähigen 2. Die Kultur sichtbar machen 3. Hundertprozentige Partizipation.
Besonders der Aspekt der Partizipation könne nicht genug betont werden: Mitarbeiter gehen meist intuitiv mit Digitalisierung um und sind viele Tools aus dem privaten Umfeld gewohnt. Verantwortliche sollten also den direkten Austausch mit ihren Mitarbeitern suchen, schließlich wissen diese am besten, woran es bei ihrem Daily Business fehlt. Auch Tests mit einzelnen Teams oder Freiwilligen sind denkbare Methoden, um die eigene Unternehmenskultur fit für den Arbeitsplatz der Zukunft zu machen. Wichtig ist dabei auch, im Gespräch mit den Mitarbeitern etwaige Ängste zu nehmen.
„Digitalisierung und Kultur – ein Henne oder Ei Problem also?“ Mitnichten, sagen Graf-Detert und Calaminus, vielmehr sei Henne und Ei angesagt: Der Kulturwandel und die Digitale Transformation gehen Hand in Hand und müssen gleichzeitig passieren.
Der moderne Arbeitsplatz als Wettbewerbsfaktor
Jörg Petter gab in seinem Vortrag einen Einblick in die Microsoft-Deutschland-Zentrale. Allein die Zahlen zeigen, dass der Bau in München-Schwabing ungewöhlich ist: So arbeiten am Standort 1.900 Mitarbeiter, es gibt dort aber nur 1.100 Arbeitsplätze.
Es können also nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig vor Ort sein. Durch Geschäftsreisen oder Home-Office sei das möglich. „Arbeit und Büro entkoppeln sich“, so Petter. Das Büro sei für das Arbeiten nicht mehr zwingend notwendig. Das kommt gerade jüngeren Menschen entgegen. So wurden feste Abteilungen durch agilere Strukturen ersetzt. Es gibt vier Arbeitsbereiche, die jeweils die richtige Umgebung für unterschiedliche Arbeitssituationen bieten: der Accomplish und der Think Workspace für konzentriertes Arbeiten. Im Share and Discuss sowie im Converse Workspace steht der Austausch im Vordergrund. Hier suchen sich die Mitarbeiter täglich einen Platz. Abends packt dann jeder seine Sachen in eine Rollbox. Zudem gibt es Bereiche, in denen die Mitarbeiter über längere Zeit einen festen Sitzplatz haben. Und um die Belegschaft für das Bürokonzept zu begeistern, wurden sie in die Gestaltung mit eingebunden.