Nach der großen Übernahmewelle vor zwei Jahren hat Infinigate alle Zukäufe verdaut. Der VAD wächst zweistellig und dürfte daher genug Geld in der Kriegskasse haben. Infinigate sei wieder bereit für neue Akquisitionen, wie CEO Klaus Schlichtherle im Gespräch mit connect professional bestätigt.
Wenn es einen Produktbereich gibt, der auch im aktuell schwierigen Marktumfeld wächst, dann ist es Cybersecurity. Das kann Klaus Schlichtherle, CEO von Infinigate, nur bestätigen. Das Geschäft des Security-Spezialisten brummt besonders in Afrika und dem Mittleren Osten, wo derzeit große Infrastrukturprojekte realisiert werden. Die müssten alle abgesichert werden, so Schlichtherle im Gespräch mit connect professional. Und 70 Prozent der Projekte dort seien Government-Projekte. Das Geschäft in Saudi Arabien und Dubai sei quasi explodiert. Und hier sei Infinigate Marktführer, freut sich der CEO. Das ist Infinigate vor allem dank eines geschickten Zukaufs. Denn 2022 wurde hier mit dem Dubaier Distributor Starlink ein regionales Schwergewicht übernommen.
Aber auch in Europa und Deutschland verzeichne Infinigate aktuell zweistellige Zuwachsraten, berichtet der CEO. Nicht ganz so stark wie im Rekordquartal von Januar bis März 2022 als der gesamte Cybersecurit-Markt um 26 Prozent gewachsen sei – um dann bis Jahresende auf nahezu Null einzubrechen. Manche Firmen hätten damals nicht mal mehr 3-Jahres-Lizenen gekauft, weil sie nicht wussten, ob die Fabrik im nächsten Jahr noch in Deutschland laufe.
Aber jetzt zieht das Geschäft wieder kräftig an. Gerade hat Infinigates das 1. Quartal seines im April gestarteten Geschäftsjahres mit einem ordentlichen Umsatzplus von 16 Prozent beendet (connect professional berichtete). „April bis Juni 2024 war super“, so Schlichtherle. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass Security nicht Luxus, sondern Notwendigkeit ist.“ Auch wegen NIS2 bleibe Firmen auch einfach nichts anderes übrig, als hier zu investieren. Er gehe deshalb davon aus, dass sich die Geschäftssituation bis Jahresende weiter so gut entwickle.
Weitere Übernahmen auf dem Plan
Schlichtherle ist auch optimistisch, dass sich die wirtschaftliche Großwetterlage im Jahresverlauf wieder aufhellen wird. Infinigate könne jetzt richtig durchstarten. Auch weil die großen Übernahmen durch seien: „Wir können wieder Gummi auf die Straße bringen“, so der CEO.
2,3 Milliarden Euro Konzernumsatz erwirtschaftete der VAD im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24. Dieses Jahr dürften es 2,8 Milliarden werden, schätzt Schlichtherle. Dazu kommen noch die Umsätze der Neuakquisitionen, wie des im Juli übernommene Distributors Wavelink in Australien. Bis 2027 soll das Unternehmen 5 Milliarden Euro machen. Ein nicht unrealistisches Ziel, denn zu den Akquisitionen wachse Infinigate auch organisch. Und mit einigen Herstellern sei man noch nicht mal in allen Ländern vertreten. Da geht noch was.
Auch für weitere Akquisitionen ist Infinigate bereit. Denn die großen Übernahmen von 2022 – Starlink, Vuzion und Nuvias – seien verdaut. Bei Nuvias sei es etwas schwieriger gewesen, meint Schlichtherle. Speziell in Deutschland und Großbritannien hatten die Unternehmen doch so einige Überlappungen in der Struktur. „Es hat 2 Jahre gedauert, bis wir den Deckel draufhatten.“ Außerdem sei die Übernahme in einer Zeit mit starkem Wachstum erfolgt, das letztes Jahr dann aber massiv zurückging.
Jetzt aber habe Infinigate die nächste Welle losgetreten und mit Wavelink in Australien zugekauft. „Ein sehr großer und stabiler Markt“, so Schlichthere. Die Akquisitionen seien Teil der Wachstumsstrategie – „da kommt noch viel mehr“. Interessant finde er Regionen außerhalb von EMEA, speziell Asien. Ähnlich wie in Europa gebe es hier viele Länder mit unterschiedlichen Währungen und Rechtssystemen. „Da gehen Hersteller gerne über VADs.“