Der Markt für SDV-Entwicklungen hat bereits ein Volumen von 35,6 Milliarden US-Dollar erreicht. Tendenz steigend. Damit das softwaredefinierte Auto jedoch Realität werden kann, bedarf es auf verschiedenen Ebenen noch weiterer Anstrengungen: von der Elektronik-Hardware bis zu den Applikationen.
Der Artikel liefert unter anderem Antworten auf folgende Fragen:
Software ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Nahezu in allen Bereichen des täglichen Lebens kommen Programme und die ihnen zugehörigen Daten zum Einsatz – Tendenz steigend. Auch der Mobilitätssektor ist im Zuge zunehmender Digitalisierung immer stärker von Software abhängig. Denn insbesondere im automobilen Bereich hat die Verbreitung integrierter Sensoren, Kameras und Lidar-Einheiten exponentiell zugenommen, was in der Konsequenz die Anforderungen an Bordnetze und beträchtlich gesteigert hat. Schließlich reicht es vielen nicht mehr, einfach nur von A nach B zu gelangen, sondern es sollte auch ein beeindruckendes multimediales Fahr- und Unterhaltungserlebnis geboten werden. Da das Auto noch immer das beliebteste und meistgenutzte Fortbewegungsmittel der Deutschen ist, konzentriert sich die Diskussion über eine automobile Zukunft deshalb zunehmend auf die wachsende Verbreitung softwaredefinierter Fahrzeuge (SDV). Denn das Auto der Zukunft benötigt, so das Urteil von Experten, eine komplett neue und hochverlässliche elektrisch-elektronische Architektur (E/E-Architektur). Andernfalls können die gestiegenen, technologisch anspruchsvollen Anforderungen an automobile Mobilität überhaupt nicht realisiert werden.
Bei der Simplifizierung von Steuergeräten, insbesondere im Hinblick auf kontinuierliche Updates und einer Monetarisierung über den gesamten Lebenszyklus hinweg, spielen E/E-Architekturen eine immer stärker werdende Rolle. Die installierte Software bildet inzwischen das Herzstück neuer Automobile, SDVs avancieren immer noch stärker zu mobilen Cloud-Umgebungen, die sowohl Industrieunternehmen als auch privaten Fahrzeugnutzern einige Vorteile bieten. Durch eine reduzierte mechanische Komplexität von Automobilen können zum einen Hersteller Kosten reduzieren und Belastungen für die Umwelt minimieren. Zum anderen bieten sie ein völlig neues Fahrerlebnis und aufgrund ihres intelligenten und hyperkonnektiven Aufbaus neue Optionen erweiterter Nutzungsmodelle.
Beispielsweise ist ein softwaredefiniertes Fahrzeug in der Lage, potenzielle Mitfahrer mit gleichem Reiseziel zu identifizieren, diesen eine Mitfahrgelegenheit anzubieten und – je nach Auslastung und Standort der letztendlich Mitfahrenden – die effizienteste Strecke berechnen. Die im Automobil installierte Software übernimmt nach Beendigung der Fahrt sogar selbstständig den Abrechnungs- und Abbuchungsprozess anteiliger Kosten.
Mithilfe von Technologien, die in der Lage sind, große, komplexe und sich schnell ändernde Datenmengen zu verarbeiten, könnten zukünftig sogar die Musikvorlieben einzelner Passagiere und die Steuergewohnheiten des Fahrers datenbasiert berücksichtigt werden. Kommt es zu Verhaltens- oder Präferenzveränderungen, werden diese automatisch identifiziert, in der Datenbank aktualisiert und entsprechende Anpassungen vorgenommen. So wäre das im Fahrzeug integrierte Infotainmentsystem dadurch in der Lage, nahtlos auf die Bedürfnisse aller Fahrgäste einzugehen und dem Fahrer ein individuell auf ihn angepasstes Steuererlebnis zu bieten.
Der Markt für SDV-Entwicklungen hat, wie Analysen des Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Precendence Research ergaben1, bereits jetzt ein Volumen von 35,6 Milliarden US-Dollar erreicht. Tendenz steigend. Bis zum Jahr 2032 soll – eine stabile jährliche Steigerungsrate von 19,47 Prozent vorausgesetzt – ein Wert von 210,88 Milliarden US-Dollar erreicht werden. Dagegen wird sich, so die Prognose von Fortunebusiness Insights2, das Marktvolumen von Fahrzeugsystemen im Zeitraum 2020-2027 lediglich von 21,64 Milliarden US-Dollar auf 24,76 Milliarden US-Dollar erhöhen. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von gerade einmal 1,9 Prozent.
Da die Architektur softwaredefinierter Fahrzeuge weitestgehend IT-basiert ist, reicht die Expertise von Automobilkonzernen und globalen Entwicklungspartnern häufig nicht aus. Um ein solches automobiles Konzept Realität werden zu lassen und ein breites Interesse für diese Art von Fahrzeugen zu schaffen, sind weitere Anstrengungen auf verschiedenen Ebenen nötig – von der Elektronik-Hardware über Middleware bis zu allen relevanten Applikationen. Für eine erfolgreiche Umsetzung aller Entwicklungsschritte müssen zusätzlich innovative „Tier 0.5“-Lieferanten – etwa ITTS – aus dem Elektronik- und IT-Bereich ins Boot geholt werden. Diese verfügen über einen großen Erfahrungsschatz in der Automobilindustrie und verfügen über eine breite Palette innovativer Mobilitätslösungen. Solche Partner, die sowohl nearshore als auch offshore tätig sind, stellen für große OEMs wichtige neutrale Helfer beim zügigen Auf- und Ausbau eines Eigenbestandes intelligenter Entwicklungen (Intellectual Property) dar. Sie unterstützen insbesondere bei der Bewältigung der vier vorrangigen Herausforderungen, mit denen sich Hersteller im Zuge einer umfassenden Realisierung des SDV-Konzepts konfrontiert sehen:
Die Digitalisierung hat insbesondere auch die Automobilentwicklung radikal verändert und völlig neue Möglichkeiten bei der Konzeption und Gestaltung von Fahrzeugen eröffnet. Die wachsende Rolle von Software in Automobilen – vom Fahren über die Wartung und das Infotainment bis hin zur Navigation – könnte schon bald zu einem neuen Meilenstein in der Geschichte der Mobilität werden. Vieles ist heute möglich, doch sollte der Fokus weiterhin primär auf den wirklich entscheidenden Faktoren – eine nahtlose Technologieintegration, umfassende Fahrersicherheit und größtmögliche Effizienz für den Endnutzer – liegen.
Shailendra Shrivastava, Chief Delivery Officer, L&T Technology Services
1 https://www.globenewswire.com/en/news-release/2023/03/30/2637435/0/en/Software-Defined-Vehicles-Market-is-Expected-to-Grow-19-47-Globally.html
2 https://www.fortunebusinessinsights.com/de/markt-f-r-fahrwerksysteme-104589