Vectoring ist eine weitere, kurzfristige Zwischentechnologie, die besonders in Deutschland den Rollout von zukunftssicherer Glasfaser weiter verzögern wird. Glasfaser bis zum Haushalt bietet hohe garantierte Bandbreiten sowohl im Down- als auch im Upload. Dabei sind Geschwindigkeiten von 1 GBit/s schon heute möglich – als das Zehnfache von dem, was Vectoring unter besten Laborbedingungen bieten kann. Hinzu kommt, dass Endkunden auch bei Vectoring weiterhin mit irreführenden „bis zu“-Bandbreitenangaben leben müssen, die in vielen Fällen nichts mit der tatsächlichen Geschwindigkeit des Internetzugangs zu tun haben.
Alle diese Einschränkungen bringen für Deutschland die Gefahr mit sich, nicht nur die Ziele der Digitalen Agenda für Europa 2020 zu verfehlen, sondern auch im globalen Wettbewerb zurückzufallen. Während in Asien die ersten Gigabit-Nationen entstehen und in den USA die Gigabit-Städte von Google den Ausbau von Glasfaser vorantreiben, herrscht in Deutschland Stillstand.
In den letzten Wochen wurde viel Zeit und Energie in die Diskussion der Regulierung von Vectoring investiert. Würden die Verantwortlichen mit derselben Verve nachhaltige Lösungen für die zukünftige Breitbandinfrastruktur aufwenden, könnte Deutschland es vielleicht doch noch schaffen, im weltweiten Ranking der Glasfaser-Breitbandnationen zumindest vertreten zu sein. Denn bislang sind hierzulande noch nicht einmal ein Prozent der Haushalte an die einzig zukunftssichere Breitbandinfrastruktur angeschlossen.
Das FTTH Council Europe hat in einer kürzlich präsentierten Studie gezeigt, dass der Glasfaserausbau in Deutschland durchaus bezahlbar ist. Und eine Studie des WIK zeigte erneut, dass die 100 MBit/s der Digitalen Agenda für Konsumenten in Deutschland schon bald nicht mehr ausreichen werden. Anstatt also auf kurzfristige Notlösungen zu setzen, sollte der Breitband-Fokus auf die Umsetzung von zukunfts- sicherer Telekommunikations-Infrastruktur liegen.