Noch ist es nur ein Entscheidungsentwurf zur Einführung der Vectoring-Technologie im Netz der Deutschen Telekom, den die Bundesnetzagentur veröffentlichte. Anlass für heiße Diskussionen bietet er jedoch genügend. Die entscheidende Frage: Wird dadurch der Breitbandausbau in Deutschland unterstützt oder behindert? Nach heutigem Stand – bis der Entscheid in Kraft tritt, kann sich noch einiges ändern – wird der Breitbandausbau der Deutschen Telekom davon profitieren. Im Rahmen seiner integrierten Netzstrategie für Glasfaser und Vectoring will das Unternehmen insgesamt sechs Milliarden Euro investieren – allerdings sind in diesem Investitionsvolumen auch Beträge für LTE enthalten.
Im Gegensatz zur Deutschen Telekom sehen die alternativen Netzbetreiber den Entwurf zum Teil sehr skeptisch. Ihr zentrales Argument: Der Entwurf gewährt dem Bonner Carrier einen Vorteil, denn anders als bisher hätten die Breitbandplanungen der Telekom Vorrang, selbst wenn dann später nicht gebaut wird. Es steht damit zu befürchten, dass Wettbewerber ihren Netzausbau aufgrund der möglichen Blockade ganzer Anschlussbereiche oder aber verzögerter Bereitstellungsverfahren seitens der Telekom nicht mehr weiterführen werden. Den Wettbewerbern fehlt die Planungssicherheit. Und dies würde vor allem den Breitbandausbau in kleineren Städten und im ländlichen Raum treffen.
Egal, wie der endgültige Entscheid der Bundesnetzagentur aussieht: In Deutschland wird die Diskussion um Vectoring so schnell nicht abebben. In anderen Ländern dagegen kommt Vectoring schon zum Einsatz, nämlich dort, wo Netzbetreiber über eine eigene Infrastruktur verfügen, die sie nicht mit anderen Providern teilen müssen. Ein großer südamerikanischer Netzbetreiber etwa hat bereits die Vectoring-Controller-Karte von Keymile im Einsatz und wird auf dieser Basis zum Jahresende bis zu 2,5 Millionen VDSL2-Ports anschließen.