In der Praxis wird Breitband-DSL vor allem durch die Qualität der teilweise über 60 Jahre alten Kupfer-Telefonleitungen beeinträchtigt, über die DSL bereitgestellt wird. Die Folge ist, dass die potenzielle DSL-Geschwindigkeit aufgrund von Nebensprech-Effekten (Crosstalk) deutlich reduziert wird. Mit innovativen Halbleiterlösungen, die Konzepte wie Vectoring oder Bonding unterstützen, kann man den Limitierungen (Dämpfungen, Interferenzen, Rauschen) entgegenwirken und die DSL-Performance in Richtung der theoretischen Werte optimieren. Service-Provider wollen ihren Kunden anspruchsvolle Dienste in bestmöglicher Qualität anbieten und auch Mehrwert und damit weiteren Umsatz generieren.
Daher wurden unterschiedliche Verfahren entwickelt, um die Einschränkungen durch die Kupferleitungen bei der Bereitstellung dieser Dienste zu überwinden. Beispielsweise können durch VDSL2-Bonding, das heißt durch Kanalbündelung von zwei Kupferdoppeladern gemäß ITU-T G.998.1/2/3, die verfügbaren Datenraten und oder die Reichweite vergrößert werden. DSL-Pair-Bonding wurde früher meist eingesetzt, um über weite Entfernungen (mehr als einem Kilometer) noch gewisse Datenraten zu ermöglichen. Pair-Bonding, eingesetzt über kürzere Distanzen (unter 500 Metern), kann andererseits die Datenraten deutlich erhöhen. Das macht es Netzbetreibern möglich, sich mit Datenraten von bis zum 200 MBit/s im Downstream und 50 MBit/s im Upstream gegenüber Kabelanbietern zu positionieren. Im Unterschied zu Vectoring ist Bonding ein physikalisches Verfahren. Es benötigt nur zwei verfügbare Leitungspaare je Subscriber, was meist gegeben ist.
DSL-Vectoring geht auf eine Entwicklung der Bell-Labs von Alcatel-Lucent zurück. Im Gegensatz zu anderen DSL-Techniken betrachtet man dort nicht mehr ein Adernpaar in der Telefonleitung für einen Anschluss, sondern den gesamten Kabelstrang als Ganzes. Auf diese Weise waren sie in der Lage, auftretende Störungen mit effizienten, aber komplexen Algorithmen zu unterdrücken. Vectoring wurde in der ITU mit dem G.vector- oder G.993.5-Standard im März 2010 als eine Dynamic-Spectrum-Management-Level-3-Technik (DSM Level 3) verabschiedet, die die Signalstärke über mehrere Leitungen in Echtzeit unter Nebensprachen (Real-Time-Crosstalk) optimiert. Die Vorteile von Vectoring kommen allerdings nur voll zum Tragen, wenn alle Leitungen im Kabelbündel berücksichtigt werden – das heißt auf Systemebene.