Kaisers Kolumne

Hilfe, ich bin zu klein!

2. September 2024, 10:00 Uhr | Autor: Olaf Kaiser / Redaktion: Michaela Wurm
© Natallia Yaumenenka – shutterstock.com

Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen im IT-Channel sind KMU mit weniger als einer Million Euro Umsatz. Sind diese Firmen noch zukunftsfähig, fragt sich unser Kolumnist Olaf Kaiser – oder müssen sie sich ernsthaft die Frage stellen „bin ich zu klein“?

Laut statistischem Bundesamt sind 88 Prozent der ca. 22.000 Unternehmen im IT Channel KMU und machen weniger als 1 Million Euro Umsatz². Wie steht es um die Zukunftsfähigkeit dieser Unternehmen? Laut connect professional¹ gibt es gerade in dieser Gruppe überproportional viele Gewerbeabmeldungen. Hören wir also vielerorts den Ruf „Hilfe, ich bin zu klein“?

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Kaisers Kolumne: Olaf Kaiser berät CEOs von IT-Unternhmen
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Warum haben wir überhaupt so viele KMU in der IT?

Meiner Meinung nach, weil wir als IT-Channel damit auch die Kundensituation widerspiegeln. Deutschland ist das Land der KMU und diese suchen sich dann eben auch ein Dienstleister-Unternehmen, das so ist wie sie selbst. Und viel stärker als bei anderen Gewerken kommt noch hinzu, dass der Kunde weder seinen Bedarf noch die Leistung seines IT-Systemhauses fachlich beurteilen kann. Deshalb spielten die regionale Nähe und ein günstiger Stundensatz lange eine sehr wichtige Rolle bei der Kundenentscheidung.

Was ist die Konsequenz? Dieser defragmentierte Markt motiviert externe Investoren zur Bildung neuer Marken und Systemhaus-Gruppen. Das wäre in einem Markt mit 10 großen IT Service Playern so nicht passiert.

Für wen ist (fehlende) Größe ein Problem?

Für wen bin ich damit als kleines Unternehmen im IT Channel eigentlich zu klein? Für Kunden? Für Mitarbeitende? Für Hersteller? Für mich als Unternehmer?

Meiner Meinung nach ist die fehlende Größe am wenigsten aus Kundensicht kritisch.

Eine mittlere Kritikalität hat die Größe bei den Herstellern. Systemhaus-Chefs berichten mir, dass sie bei ihren Zulieferern kaum noch persönlich gehört werden. Das hat sicher etwas mit fehlender Relevanz zu tun und wird sich noch verstärken.

Doch das größte Problem haben die KMU bei der Gewinnung von kompetentem Personal. Das eigene Team beginnt zu überaltern und für junge, karrierebewusste Menschen ist ein KMU nun mal unspannend. Auch in der IT.

Und daraus resultiert der eigentliche Verlierer. Der IT-Unternehmer, der in seiner Situation gefangen scheint und bei Übergabe seines Unternehmens an seinen Nachfolger zu wenig Wertschätzung erfährt. Ganz davon zu schweigen, dass er vermutlich nie auf dem Radar der zukaufenden Gruppen erscheinen wird.

Was kann man als kleineres Unternehmen im IT Channel jetzt machen?

Muss man zwanghaft wachsen? Nein, muss man nicht!

Zuerst sollte man anerkennen, dass man den IT-Anforderungen seiner Kunden nicht mehr umfassend gewachsen ist. Ohne diese Haltung wird keine Veränderung erfolgreich sein.

Die anstehende Entwicklung des eigenen Unternehmens kann nur stärkenbasiert erfolgreich sein. Ein klarer Fokus gepaart mit Excellenz ist die Säule der Anziehung für neue Mitarbeitende. Dafür muss man im nächsten Schritt auch gar nicht formal größer werden, nur besser, wenn ich das so hart ausdrücken darf.

Wer diesen Weg gehen möchte, um nicht als KMU-Generalist einen schleichenden Bedeutungsverlust zu haben, kann sich mit diesen drei Schritten beschäftigen:

1. Maximal radikal von Nebenthemen trennen.

2. Ein stark erweitertes Partner-Ökosystem aufbauen.

3. Eine aktive Kundenansprache mit dem neuen Fokus umsetzen.

 

(1) https://www.connect-professional.de/software-services/das-ist-eine-dramatische-entwicklung.302616.html

(2) https://www.bitkom.org/Themen/Marktdaten/ITK-Konjunktur/Anzahl-ITK-Unternehmen#


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