„Mehr Flexibilität, mehr Effizienz“

Wie Procilon mit SaaS-Lösungen in die Zukunft blickt

23. September 2024, 13:50 Uhr | Diana Künstler
Im Gespräch mit connect professional gibt Geschäftsführer und Gruppen-CEO der Procilon Group, Dirk Czepluch, genauere Einblicke in die Zukunftspläne.
© Procilon

Seit 1. Juli ist Dirk Czepluch CEO der Procilon Group. Schwerpunkt seiner Tätigkeit beim Leipziger Spezialisten für sichere Kommunikation und elektronische Signaturen ist die Organisations- und Strategieentwicklung. Ein zentraler Punkt: die Überführung in die SaaS-Welt.

Die Procilon Group befindet sich derzeit, aufgrund eines anhaltend starken Wachstums, in einer Phase des Umbruchs. Das Leipziger Unternehmen, das 2001 gegründet worden ist, hat sich insbesondere auf Softwarelösungen zur sicheren Kommunikation, digitalen Signaturen und Archivierung spezialisiert. Einer, der diese Phase des Wandels aktiv begleitet, ist Dirk Czepluch. Seit knapp zwei Monaten komplettiert er als CEO die Geschäftsführung der Procilon Group, bestehend aus CTO Armin Lunkeit und CRO Martin Oczko.

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SaaS-Fokus, Internationalisierung und Cross-Selling

Procilon ist im DACH-Markt bereits gut etabliert. Als starken Indikator für die Kundenzufriedenheit wertet Czepluch unter anderem die extrem niedrige Kundenabwanderungsrate. Seine Aufgabe sieht der neue CEO somit vielmehr darin, das Unternehmen auf die nächste Wachstumsphase vorzubereiten. Konkret ist die Umstellung von traditionellen Server-Client-Lösungen hin zu modernen Cloud-basierten Software-as-a-Service (SaaS)-Modellen geplant. Diese Entwicklung spiegelt den Wandel wider, den die gesamte IT-Branche durchläuft, und ist Teil der langfristigen Strategie von Procilon, die Digitalisierung für ihre Kunden zu vereinfachen. „Unser Ziel ist es, die bestehenden Lösungen und architektonischen Ansätze, die vor zehn bis 15 Jahren gut funktioniert haben, in die neue SaaS-Welt zu überführen“, erklärt Czepluch. Die Cloud-basierte Ausrichtung verspreche dabei nicht nur mehr Flexibilität und Skalierbarkeit, sondern auch eine höhere Effizienz für die Kunden. Besonders im Energiesektor sieht der CEO großes Potenzial. Herausforderungen, insbesondere regulatorischer Art, bleiben jedoch bestehen und machen Procilon zu einem gefragten Gesprächspartner.

Mit Blick auf das Produktportfolio liegt der Fokus weiterhin auf zwei Marken innerhalb der Gruppe: Intarsys, das auf Signaturlösungen spezialisiert ist, und Procilon, das sich auf sichere Kommunikation und Archivierung konzentriert. Ausgehend von der sicheren Verschlüsselung von E-Mails konzentriere man sich mittlerweile eher auf die umfänglichere plattformbasierte Kommunikation, insbesondere für kritische Infrastrukturbereiche wie den Energiesektor, ordnet Czepluch die sichere Kommunikation näher ein.

Czepluch: „Das Thema E-Mail wird immer mehr abgelöst durch die sogenannte Plattform-Kommunikation.“

Ein zentraler Bestandteil des Angebots ist zudem die Langzeitarchivierung von Daten. Zu den Hauptkunden Procilons gehört in dem Zusammenhang die Bundesnotarkammer. Vor allem die Notwendigkeit, dass Dokumente (wie Kaufverträge) über Jahrzehnte hinweg überprüfbar bleiben müssen, sei dabei wichtig. Und angesichts neuer regulatorischer Anforderungen, wie der NIS2-Richtlinie, nehme diese noch weiter zu. Der CEO unterstreicht, dass Procilon das Portfolio in diesem Bereich ausbauen möchte, um den steigenden Bedarf an sicherer und langfristiger Archivierung zu decken.

Auf internationaler Ebene planen die Leipziger stärker zu expandieren. Der Fokus liegt zunächst auf der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA), da diese Märkte ähnliche regulatorische Anforderungen an digitale Sicherheit und Datenschutz stellen wie auch der bereits bekannte DACH-Raum. Czepluch betont jedoch im Gespräch, dass es aktuell weniger um die Entwicklung neuer Produkte, sondern vielmehr um die Anpassung bestehender Lösungen an neue Märkte gehe.

In der Schweiz, einem der Kernmärkte von Procilon, ist das Unternehmen bereits erfolgreich mit Signaturlösungen der Tochter Intarsys vertreten. Hier sieht Czepluch noch großes Wachstumspotenzial, insbesondere durch eine stärkere Verzahnung mit den deutschen Angeboten. „Wir überlegen, unsere Angebote aus Deutschland in die Schweiz zu bringen und umgekehrt“, so der Geschäftsführer.

Über die Notwendigkeit von Standardisierung

Neben der Archivierung soll auch die Cybersecurity weiterhin eine zentrale Rolle für Procilon spielen. Czepluch bringt aus seiner vorherigen Position als Geschäftsführer, unter anderem von Ipoque, einem Tochterunternehmen des deutschen Unternehmens Rohde & Schwarz, umfangreiche Erfahrungen in diesem Bereich mit. „Cybersecurity ist ein Thema, das mich stark beschäftigt. Die öffentliche Verwaltung in Deutschland hat hier noch Nachholbedarf“ sagt Czepluch und sieht große Chancen, Procilon als starken Partner in diesem Bereich zu etablieren. Vor allem eine vereinheitlichte digitale Identifikation, die verschiedene Funktionen wie Sozialversicherung, Führerschein und Krankenkasse auf einer einzigen Karte oder Plattform vereinen könnte, verspreche Czepluch zufolge Vorteile. Allerdings stellt der Procilon-CEO auch klar, dass Deutschland von einer solchen Lösung derzeit weit entfernt ist. Der Grund dafür seien die unterschiedlichen Anforderungen, die für Gesundheitskarte, Führerschein und Personalausweis gelten, obwohl alle im Prinzip dieselbe Funktion erfüllen: den Nachweis der Identität und Rechtsverbindlichkeit.

Czepluch: „Angesichts des dringenden Modernisierungsbedarfs im öffentlichen Sektor in Deutschland reizt mich besonders die Aussicht, digitale Dienstleistungen für die Bürger und Unternehmen zu unterstützen. Wie können wir der Gesellschaft wirklich einen Mehrwert bieten und mehr Services digital nutzen?“

Mit Seitenblick auf die Schweiz sieht Czepluch ähnliche Herausforderungen wie hierzulande: Seit über zehn Jahren versuche man dort bereits, die sogenannte „Schweiz ID“ zu realisieren, die eine zentrale digitale Identifikationslösung schaffen soll. Allerdings stehen sowohl in Deutschland (hier die EUID Wallet) als auch in der Schweiz regulatorische Anforderungen der Umsetzung einer solchen Vision im Weg. In der Folge sieht Czepluch die Notwendigkeit der Standardisierung im öffentlichen Sektor und plädiert dafür, Prozesse zu automatisieren, um den Fachkräftemangel zu kompensieren und Verwaltungsprozesse effizienter zu gestalten. „Je mehr wir standardisieren, desto einfacher wird es, neue Applikationen oder Services dem Bürger anzubieten“, so der CEO.

Letztlich jedoch müssten, so Czepluch, viele Entscheidungen auf politischer Ebene getroffen werden. Die Aufgabe von Procilon an dieser Stelle sei es sicherzustellen, dass die technischen Lösungen bereitstehen, sobald politische Einigungen erzielt sind: „Wir können helfen, dass es unter der Haube einfacher und schneller geht, das Thema voranzutreiben.“

Strategische Partnerschaften

Technologisch setzt Procilon vorwiegend auf selbst entwickelte Lösungen, arbeitet aber auch eng mit Rechenzentren zusammen, um die wachsenden Anforderungen der Kunden zu erfüllen. Die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern, insbesondere im Bereich der Cloud-Infrastruktur, könnte in Zukunft weiter ausgebaut werden, um die geplante Skalierung voranzutreiben. Ob man dabei eher mit einem der großen Hyperscaler auf der einen Seite oder lieber mit einem deutschen Anbieter auf der anderen Seite kooperieren will, lässt Czepluch noch offen. Ausschlaggebend dafür seien auch die entsprechenden Anforderungen der Kundenlandschaft vor Ort.


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