Neben Speicherplatz bieten Clouds auch eine Reihe von Services und Anwendungen, die eine bedeutende Rolle spielen. Und laut Dickehut hinken deutsche Clouds hier den großen Anbietern auf der anderen Seite des Teichs nicht hinterher. »In Sachen Services wird im Wesentlichen auf Virtualisierung- und Open Source Software gesetzt, die jedem beliebigen Anbieter zur Verfügung steht. Bei Bedarf können also kommerzielle Produkte eingekauft werden.«
Darüber hinaus ist laut Dickehut erfahrungsgemäß der Kontakt mit kleineren Anbietern enger. Kunden sind dort nicht nur lediglich eine Nummer, was besonders im Falle einer Störung oder eines Ausfalls eine schnellere Reaktion beziehungsweise eine engmaschige Betreuung zur Folge haben kann.
Andererseits haben die großen US-Anbieter jedoch enorme Ressourcen und das entsprechende technische Know-how auf ihrer Seite. Flierman sieht die Servicefrage daher etwas kritischer: »Mir würde kein kleinerer Host in Deutschland einfallen, der ansatzweise mit den Möglichkeiten von Microsoft Azure mithalten kann.« Eine Cloud müsse die Möglichkeiten bieten, die gesamte Infrastruktur dorthin zu legen und das möglichst komfortabel und bequem. Ziel sei es laut dem G Data-Experten, mit drei Klicks einen Teil der Infrastruktur abbilden zu können. Diese sollte zudem skalierbar sein und keine Latenzen aufweisen. »Alles muss vernünftig laufen.«
Zwar ist sich Fliermann sicher, dass es hierzulande gewiss Telekommunikationsanbieter oder kleine Provider gibt, die eine rein aus Deutschland betriebene Cloud im Portfolio haben. Jedoch stellt sich ihm die Frage, ob die Anbieter mit diesem Konzept auch die vielschichtigen und facettenreichen Anforderungen des gesamten Marktes in Gänze befriedigen könnten. »Für manche Sachen ist eine deutsche Cloud sicher von Vorteil, beispielsweise, um Problemen mit der Gesetzgebung aus dem Weg zu gehen. Aber nicht alle Anwendungsfälle lassen sich damit abbilden.«
Das Deutsche-Cloud-Projekt von Microsoft, bei dem die Deusche Telekom als lokaler Treuhänder fungierte, scheiterte. Im Sommer 2018 wurde bereits nach rund drei Jahren das Ende verkündet. Grund war neben den hohen Preisen auch die Abschottung der deutschen Umgebung von der globalen Cloud-Infrastruktur.