Frage 1: Welche Wechselbeziehungen bestehen zwischen IT und physikalischer Infrastruktur und welche Parameter gelten als kritisch?
Andreas Ganz, Head of Datacenter Business in CEU, ABB Automation: Die Infrastruktur (Strom, Kühlung, Fläche) wirkt auf die IT durch die Verfügbarkeit, Qualität (IT braucht „sauberen“ Strom und „richtige“ Kühlung) und Quantität (ausreichend Strom, Kühlung und Fläche). Die IT wirkt auf die Infrastruktur (Strom, Kühlung, Fläche) durch die Flexibilität der IT-Plattform und
kürzere Innovationszyklen (steigende absolute und relative Energienachfrage). Alle dieser
Parameter wären als kritisch einzustufen.
Frage 2: Wie bekommt man diese kritischen Wechselbeziehungen in den Griff?
Ganz: Durch die ganzheitliche Betrachtung und Einbeziehung in die zeitnahe Entscheidungsfindung in einem Rechenzentrum als Unternehmen aller kritischer Betriebsfaktoren eines Rechenzentrums über die Infrastruktur und IT hinweg.
Frage 3: Kühlung: Etwa 40 Prozent der Energiekosten im Datacenter entfallen auf Kühlung: Welche Parameter könnte DCIM hier optimieren?
Ganz: Die konzeptionelle Zusammenführung der IT und der Infrastruktur via DCIM erlaubt:
Frage 4: Stromversorgung: Was kann DCIM zu einem intelligenten Strommanagement im Datacenter beitragen?
Ganz: Sobald ein DCIM-System in die betriebswirtschaftliche Betrachtung eines Rechenzentrums auch die alternativen Energieressourcen miteinbezieht betreibt man intelligentes Strommanagement oder „Smart Grid“. Die technische Realisierung basiert auf einem „MicroGrid“-Konzept.
Frage 5: Auslastung: Eine Überlastung der Infrastruktur ist verheerend, eine Unterlastung einfach nur teuer. Wie kann DCIM auf eine gleichmäßige beziehungsweise kostensparende Auslastung einwirken?
Ganz: Dynamische DCIM-Modelle (auch über mehrere Standorte hinweg), die der Dynamik der IT-Plattformen angepasst werden, ermöglichen eine optimale Auslastung.
Frage 6: Lastverteilung: In virtualisierten Umgebungen werden Maschinen dynamisch im Datacenter verteilt beziehungsweise in den Ruhestand gefahren. Welche Vorgaben beziehungsweise Gefahren kann DCIM hier aufzeigen?
Ganz: Die primäre Aufgabe eines DCIMs besteht in der sicheren Versorgung der IT. Danach folgt die Energieeffizienz. Somit würde ein DCIM sicherstellen, dass bei der entsprechenden Dynamik der IT immer noch die Erfüllung der notwendigen Voraussetzungen der sicheren (hat ein RZ genug Strom und Kühlung, wenn eine VM startet?) und energieeffizienten Allokation (zeitliche und örtliche Berücksichtigung der Energiepreise) der VMs sichergestellt wird.
Frage 7: Datacenter unterliegen verschiedenen Zyklen, im Schnitt ist ein Datacenter etwa alle 10 bis 15 Jahre runderneuert. Aktive Komponenten haben deutlich kürzere Lebenszyklen. Kann DCIM künftig als Planungstool agieren?
Ganz: Ja. In der direkten Verknüpfung des IT-Asset-Managements mit der Infrastruktur können die gewünschten Planungsschritte durchgeführt werden.
Frage 8: Ab welcher Größenordnung macht eine DCIM-Lösung überhaupt erst im Datacenter Sinn
Ganz: Ich glaube nicht, dass es auf die Größenordnung im Sinne der elektrischen Anschlussleistung eines Rechenzentrums ankommt. Viel mehr spielt der Wunsch und die Bereitschaft eines RZ-Betreibers nach einer optimalen CAPEX-/OPEX-Betrachtung über die gesamte Lebensdauer für den Einsatz eines DCIMs eine Rolle. Dabei muss immer kundenspezifisch unterschieden werden wie tief und wie breit ein DCIM-System zum Einsatz kommt.
Frage 9: Kann man sich DCIM künftig als Machine-to-Machine-Lösung aus der Cloud vorstellen?
Ganz: Ich denke eine 100prozentige integrierte DCIM-Lösung (von der Feld-, über die Leit- bis zur Managementebene) aus der Cloud zu realisieren wird aus unterschiedlichen Aspekten nicht möglich sein. Vielmehr wird es in einem vollautomatisierten Datacenter auf die Kombination der spezifischen Funktionalitäten (wie Energiemanagement oder Monitoring) aus der Cloud, diverser lokaler Funktionalitäten und erfahrenem Bedienpersonal ankommen.
Frage 10: Was zeichnet Ihre DCIM-Lösung im Vergleich zu den Mitbewerbern aus?
Ganz: Wir bieten eine integrierte und offene Plattform unter dem Namen „Decathlon“ an. „Decathlon“ ist sowohl in der Breite als auch in der Tiefe über mehrere Datacenter hinweg skalierbar und kann mit nahezu allen Bestandsystemen in einem Rechenzentrum aktiv kommunizieren. Damit wird die ganzheitliche Betrachtung und Entscheidungsfindung in einem Rechenzentrum als Unternehmen ermöglicht.