Frage 1: Welche Wechselbeziehungen bestehen zwischen IT und physikalischer Infrastruktur und welche Parameter gelten als kritisch?
Steffen Breiter, Country Manager Germany, Socomec: Im Rechenzentrum reduziert sich die Kernanforderungen für ein unterbrechungsfreies Stromversorgungssystem auf die Verfügbarkeit. Anforderungen zur Kostenoptimierung und Energieoptimierung stehen zusätzlich im Focus des wirtschaftlichen Umfeldes des Investors und Betreibers und beeinflussen beziehungsweise stehen regelmäßig sogar im Widerspruch zur Versorgungssicherheit.
Frage 2: Wie bekommt man diese kritischen Wechselbeziehungen in den Griff?
Breiter: Basis der Entwicklung von USV-Systemen bei Socomec ist die Verfügbarkeit. Unter dieser Voraussetzung werden Entwicklungen geschaffen und Technologien angewendet, die unter Berücksichtigung der höchsten Störelimination, eine signifikante Verbesserung der Energieeffizienz und eine Kostenreduktion erreichen. So entwickelt Socomec USV-Systeme die im Doppelwandler-Betrieb der Klassifikation VFI SS 111 nach der EN 62040-3 entsprechen.
Frage 3: Kühlung: Etwa 40 Prozent der Energiekosten im Datacenter entfallen auf Kühlung: Welche Parameter könnte DCIM hier optimieren?
Breiter: Durch die Erreichung eines hohen Wirkungsgrades in der Stromversorgungshardware respektive der deutlich geringeren Verlustwärme, wird die Grunddimensionierung von Kühlsystemen und die Reduktion der Betriebsparameter maßgeblich unterstützt.
Frage 4: Stromversorgung: Was kann DCIM zu einem intelligenten Strommanagement im Datacenter beitragen?
Breiter: Der Mehrwert und Nutzen für den Anwender findet sich unter anderem in den laufenden Betriebskosten wieder. Das Einsparpotenzial beträgt konkret bei einer USV-Anwendung mit 1.000kVA / 1.000kW und einer 800kW Last bei einem zugrunde gelegtem Wirkungsgradunterschied von vier Prozent ca. 45.000 Euro pro Jahr. Hier sind nur die direkten Energiekosten mit 0,14 Cent pro kWh berücksichtigt worden.
Frage 5: Auslastung: Eine Überlastung der Infrastruktur ist verheerend, eine Unterlastung einfach nur teuer. Wie kann DCIM auf eine gleichmäßige beziehungsweise kostensparende Auslastung einwirken?
Breiter: In wachsenden Installationsphasen wie auch bei modernen Anwendungen können heute schon deutliche Tageszeit abhängige Verschiebungen im Lastprofil auftreten, die für das versorgende System einen unterschiedlichen Auslastungsgrad oder Teillastbetrieb in der Zeitachse ergeben. Das heißt, die versorgenden Systeme müssen auch im Teilastbetrieb optimiert werden.
Frage 6: Lastverteilung: In virtualisierten Umgebungen werden Maschinen dynamisch im Datacenter verteilt beziehungsweise in den Ruhestand gefahren. Welche Vorgaben beziehungsweise Gefahren kann DCIM hier aufzeigen?
Breiter: Systeme der sicheren Stromversorgung aus dem Hause Socomec sind in ihrem Design auf Lastsprünge, unterschiedliche Phasenbelastungen, etc. vorbereitet. Insofern liegt hier eine gute Vorbereitung auf die zukünftigen Anforderungen in einem dynamischen Versorgungsumfeld im Rechenzentrum vor.
Frage 7: Datacenter unterliegen verschiedenen Zyklen, im Schnitt ist ein Datacenter etwa alle 10 bis 15 Jahre runderneuert. Aktive Komponenten haben deutlich kürzere Lebenszyklen. Kann DCIM künftig als Planungstool agieren?
Breiter: USV-Systeme für RZs sind in ihrem Lebenszyklus basierend auf den Erwartungen in einem Datencenter ausgelegt. Unter Berücksichtigung von präventiven Kontrollen und Maßnahmen können USV-Systeme eine deutlich längere Lebenserwartung erreichen, die durch sich verändernde Lasten im Rechenzentrum oder neuere Technologien mit einer schnelleren Amortisation zum Teil keine entscheidende Rolle im Investitionsprozess spielt.
Frage 8: Ab welcher Größenordnung macht eine DCIM-Lösung überhaupt erst im Datacenter Sinn
Breiter: Für die Stromversorgungslösung lässt sich der Nutzen in allen Größenordnungen eines Rechenzentrums darstellen.
Frage 9: Kann man sich DCIM künftig als Machine-to-Machine-Lösung aus der Cloud vorstellen?
Breiter: Ja, es können bezogen auf wechselnde Anforderungen Systemparameter angepasst werden, die die Versorgungssicherheit unter Berücksichtigung höchster Effizienzdaten sicherstellen. Vorstellbar ist auch die sekundäre Nutzung, Speicherung oder Rückspeisung von zeitweise zur Verfügung stehender nicht abgerufener Ressourcen. Grundthema hier ist für die Grund-investition das maximale Portfolio zu dimensionieren und zur Verfügung zu stellen.
Frage 10: Was zeichnet Ihre DCIM-Lösung im Vergleich zu den Mitbewerbern aus?
Breiter: Im Fokus der Stromversorgungslösung von Socomec steht die höchste Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit im Rechenzentrum. Alle anderen Aspekte, wie die Kostenreduktion in der Investition und im Betrieb, der Energieoptimierung bei wechselnden Lastanforderungen sind sekundär, aber marktführend zum Nutzen des Anwenders in den Systemen implementiert und designed.