Cloud-Telefonie

In Wartestellung

6. Dezember 2018, 8:58 Uhr | Autor: Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Langer Lebenszyklus

Die Prognosen für Cloud-Kommunikationslösungen sind trotz zahlreicher Hürden aber durchaus positiv. Die Analysten von Markets and Markets gehen davon aus, dass sich der weltweite Gesamtumsatz zwischen 2018 und 2021 mehr als verdoppelt – von 2,19 auf 4,45 Milliarden Dollar. In Deutschland könnte dieses Wachstum vor allem durch steigende Investitionen in neue Kommunikationssysteme beflügelt werden. Immerhin verwenden viele Unternehmen ihre ISDN-Lösungen im Zuge der IP-Umstellung zusammen mit unterschiedlichen Überbrückungsmethoden aktuell auch am neuen Anschluss weiter. 59 Prozent der Befragten einer Lancom-Umfrage haben diese Methode gewählt. Darüber hinaus erklärten lediglich vier Prozent der Unternehmen, dass sie im Zuge der IP-Umstellung auf eine Cloud-Lösung umgestiegen sind. Denn aktuell gibt es für viele Entscheider nur wenige Gründe, die für die Investition in eine neue Technologie sprechen, sofern die bestehende noch wie gewünscht arbeitet. „Solange die TK-Anlage funktioniert, hat das Thema in Unternehmen einen relativ geringen Stellenwert“, erklärte Snom-CEO Gernot Sagl auf einer Veranstaltung des Providers HFO im fränkischen Hof im vergangenen Januar. Sobald die regulären Lebenszyklen der Systeme jedoch auslaufen, die oftmals zehn Jahre und länger sind, muss die Entscheidung für eine neue Lösung fallen und die Cloud-Telefonie kann mit starken Argumenten in das Rennen gehen.

Vorteile der Cloud

Sofern ein Anschluss mit der nötigen Bandbreite vorhanden ist, bringt eine IP-Centrex-Lösung zahlreiche Vorteile mit sich. „Eine Cloud-Einführung ist ratsam, denn daraus resultieren vielfältige Vorteile wie niedrigere Betriebskosten, flexible Skalierbarkeit oder erhöhte Kunden- und Mitarbeiterbindung“, erklärt Jan Hickisch, Vice President Global Solution Marketing bei Unify. „Die Cloud-Lösung sollte leicht integrierbar sein, sich flexibel erweitern lassen und sich in die gesamte digitale Strategie des Unternehmens nahtlos einfügen.“ Viele Anbieter von Cloud-Lösungen betonen besonders die hohe Skalierbarkeit, die entsprechende Systeme  aus der Public Cloud mit sich bringen. In der Praxis dürfte diese Flexibilität jedoch allem voran für Großunternehmen relevant sein – weniger für kleine und mittelständische Anwenderunternehmen, wie Claßen von Swyx im funkschau Interview erklärte. „Wenn man beispielsweise morgens mehr Rechenleistung benötigt als abends, dann ist die Public Cloud genau das Richtige.“ Wenn aber etwa die Mitarbeiterzahl langsam wachse oder schrumpfe, dann zahle man zu viel für diese Flexibilität.

Flexibel und modular

Ein gewichtiges Argument für eine Cloud-Lösung steht hingegen seltener im Vordergrund: der Funktionsumfang. Viele IP-Centrex-Anbieter entwickeln ihre Systeme aktuell rasant weiter, rüsten sie mit neuen Funktionen aus und öffnen sie darüber hinaus für die Nutzung mit Drittanbieter-Anwendungen wie CRM- oder ERP-Systemen. So hat unter anderem der Münchner Hersteller Nfon für 2018 ein komplett überarbeitetes Kernprodukt angekündigt, das mehr UCC- als reine Cloud-Telefonie-Lösung sein soll und Videokommunikation, Gruppenchat, Screensharing und weitere Funktionen bieten wird. Aber auch andere Anbieter entwickeln sich in diese Richtung. So hat beispielsweise Unify unter dem Namen „OpenScape Cloud“ die Produkte „OpenScape Voice“ und „Circuit“ gekoppelt. Für Anwender ist diese Entwicklung äußerst spannend, denn im Gegensatz zu den reinen UCC-Anbietern können die Telekommunikationsunternehmen ihre lange Voice-Erfahrung in die Produkte einfließen lassen. So verspricht Unify eine „bessere Qualitätserfahrung als mit traditionellem UCaaS“. „Eine Komplettlösung wie OpenScape Cloud enthält bereits alle relevanten Anwendungen für die Kommunikation“, so Hickisch gegenüber funkschau. „Möglich wird dies auch dank der Integration von Lösungen von Drittanbietern. Darüber hinaus funktioniert auch der umgekehrte Weg: Die Echtzeit-Kommunikations- und Kollaborationswerkzeuge von Unify lassen sich in andere Applikationen einbinden.“ Möglich sei die beidseitige Integration grundsätzlich mit allen Software- Anbietern, insbesondere biete es sich für Hersteller von Business-Applikationen an, wie etwa Salesforce, Oracle und SAP, die selbst keine tiefergehenden Kommunikations- und Kollaborations-Funktionen anbieten würden.   

Viele der Hersteller verfolgen dabei einen stark modularen Ansatz. Anwenderunternehmen haben so die Möglichkeit, Funktionen auch nach der Einrichtung des Systems mit wenigen Klicks aus der Cloud hinzu zu buchen, Anwendungen über offene Schnittstellen zu integrieren, neue Endgeräte einzubinden und so Schritt für Schritt eine moderne Arbeitsplatzinfrastruktur aufzubauen, bei der die Telefonie ein Kanal unter vielen ist. Sicherlich ist diese Entwicklung auch mit On-Premise-Lösungen möglich, die Cloud kann ihren Mehrwert hier jedoch ganz klar ausspielen.   

Lukratives Wachstum

Für den Markt der Cloud-Telefonie dürften die nächsten Jahre sehr spannend werden. Zwar ist abzusehen, dass die zweistelligen Marktanteile, die Anbieter noch vor wenigen Jahren prognostizierten, kaum mehr zu erreichen sind. Viele Faktoren beflügeln jedoch bereits de Ab- und Einsatz der Lösungen. So wird die IP-Umstellung der Telekom zwar schon Anfang 2019 abgeschlossen sein, die Migration der internen Systeme folgt jedoch meist erst in darauf folgenden Jahren, wenn die TK-Anlagen das Ende ihres Lebenszyklus erreichen. Dann müssen sich Unternehmen für neue Lösungen entscheiden, dabei haben – sofern es die Breitbandanbindung erlaubt –Cloud-Produkte durch ihre Flexibilität sowie Modularität zwei wichtige Argumente in der Hinterhand. Besonders in Hinblick auf die Zukunftssicherheit der Entscheidung spielen diese eine wichtige Rolle.

Verschiedene Analysten zeigen sich überzeugt davon, dass der Anteil der Cloud-Dienste am Gesamtmarkt der TK-Anlagen deutlich steigen wird. Für die Anbieter dürfte das eine äußerst positive Nachricht sein. Jetzt müssen sie ihre Lösungen jedoch schnell in den Unternehmen etablieren, denn auch andere Hersteller schielen bereits auf das lukrative Geschäft mit der Telefonie. So hat Microsoft seine Collaboration-Lösung Skype for Business beziehungsweise Office 365 zuletzt mit PBX-Funktionalitäten ausgestattet und zur TK-Anlage weiterentwickelt. Sowohl Microsoft als auch viele Cloud-Telefonie-Anbieter bewegen sich aus unterschiedlichen Richtungen auf das Ziel zu, eine vollumfängliche Kommunikationsplattform aus der Cloud anzubieten. Dieser Wettbewerb dürfte in absehbarer Zeit für Anwenderunternehmen spannende Entwicklungen und Angebote bereithalten, aber nicht zuletzt auch eine Konsolidierung des Marktes nach sich ziehen.

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