In ähnlichem Maße wie bei der Hardware ist in den letzten Monaten auch die Nachfrage nach gebrauchter Software angestiegen. Immer mehr Unternehmen und Behörden entdecken diese günstige Alternative für sich, um beispielsweise schnell zusätzliche Lizenzen für die neu eingerichteten Heimarbeitsplätze nachzuordern, oder die Mitarbeiter mit den notwendigen Tools für das Remote-Arbeit auszustatten. „Wir sahen und sehen seit der Pandemie eine verstärkte Nachfrage im Gesundheitswesen, der öffentlichen Hand und für E-Commerce Lösungen – also allen Industriezweigen, die durch die Corona-Krise besonders gefordert beziehungsweise gefragt sind“, berichtet Enesto Schmutter, Geschäftsführer des Gebrauchtsoftwaredistributors MRM.
Selbst dass im Zuge der Umstellungen auch immer mehr Unternehmen in die Cloud wechseln, bereitet den Anbietern keine großen Sorgen. Einerseits erkennen immer mehr Anwender den Restwert ihrer dabei frei werdenden Lizenz-Assets und veräußern diese in den Gebrauchtmarkt. Durch diesen Nachschub kann sichergestellt werden, dass der früher oft herrschende Engpass im Zuge des Nachfrage-Booms nicht weiter verschärft wird, sondern sich sogar teilweise auflöst.
Andererseits berichten die Gebrauchtsoftwarehändler auch einstimmig von einer wachsenden Zahl von Kunden, die im Gegenzug sogar explizit nach On-Premises-Lösungen suchen. „Viele Unternehmen bleiben aber weiterhin bei den On-Premise Lizenzen, weil sie die dauerhaften Kosten und den Cloud-Zwang mit entsprechenden Risiken wie Lock-In-Effekten und mangelnden Datenschutz ablehnen“, nennt Andreas E. Thyen, Geschäftsführer des Anbieters LizenzDirekt, die wichtigsten Gründe hierfür. Die Erhöhung der Abo-Gebühren bei einigen Anbietern hat dem Gebrauchtmarkt hier zusätzlich in die Karten gespielt.
Und auch dem Wechsel auf Windows 11 sieht die Branche weitgehend gelassen entgegen. Im Software-Bereich ist aktuell sogar ein Anstieg der Nachfrage nach Windows 10 zu verzeichnen.