Coach statt Chef
Doch gerade dieses oft zitierte Wort „Vertrauen“, das in vielen Unternehmensleitlinien steht, ist kein Selbstläufer. Vertrauen lässt sich nicht einfach verordnen, es muss wachsen und gepflegt werden. Hierbei kann ein agiles Wertesystem die Richtschnur für die Führung vorgeben, da die Eigenschaft Vertrauen ja bereits in der einfachen Scrum-Entwicklung und den Scrum-Teams angelegt ist. In einer agilen Arbeitsgruppe wird die Selbstverantwortung großgeschrieben. Die agilen Teams werden von Coaches begleitet, um sofort zu erkennen, wenn sich Probleme, Missverständnisse oder Dissonanzen anbahnen. Nach dem agilen Werte- und Führungssystem unterliegt auch die Rolle des Chefs oder der Chefin einem Wandel: Sie werden zu Coaches ihrer Teams und der einzelnen Mitarbeiter. Das heißt, eine Führungskraft gibt hier nichts mehr vor, sondern sie erarbeitet im Dialog mit den Teams Ziele, die gemeinsam realisiert und deren Ergebnisse am Ende selbstkritisch überprüft werden. Es geht also nicht mehr so sehr um Rollen und Positionen, sondern um eine neue Denkweise, die schon in den 1970ern von Frithjof Bergmann unter dem Begriff der New Work geprägt wurde. „Wenn die menschliche Arbeitskraft wegfällt, für was steht dann noch der Mensch“, stellte Bergmann die Frage nach dem Sinn der Arbeit und propagierte Mitgestaltung und Mitverantwortung als Kennzeichen von New Work.
Netiquette für Online-Konferenzen |
---|
Quelle: BTC AG |
Heute sagt man den Generationen Y und Z nach, dass sie besonders den Sinn suchen, wenn sie nach Arbeitsplätzen Ausschau halten. Doch schaut man genauer hin, wurden innovative Produkte und Services immer schon von denjenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt, die sich im Unternehmen einbringen konnten und mitgestalten. Was jedoch heute Unternehmen gerade bei jungen Bewerberinnen und Bewerbern auffällt: Verstaubte Arbeitsplätze ohne
moderne Technik und Methoden sind absolut out. Genauso fragen Hochschulkandidaten bei einem potenziellen Arbeitgeber nach, wie stark die cross-funktionale Teamarbeit gefördert wird, ob noch die Stechuhr oder schon flexible Zeitmodelle die Arbeit bestimmen. Das heißt, der digitale Arbeitsplatz ist unabdingbar mit einer gewandelten Unternehmens- und Arbeitskultur verbunden. Wobei wir wieder beim Homeoffice wären, das durch die Corona-Krise einen Schub erhielt. Ob sich dieses jetzt vollends durchsetzt, ist in Expertenkreisen noch nicht final beantwortet. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wird sich in Zukunft eine Mischform aus flexibel genutztem Büroarbeitsplatz und dem Homeoffice-Arbeitsplatz herausbilden. Das Büro als zentraler Kommunikationsort wird seine Bedeutung jedoch nicht verlieren, da der persönliche Austausch vor Ort den sozialen Bedürfnissen der Menschen entspricht, so die Meinung von Fachleuten. Und Selbstverantwortung und Mitgestaltung liegen auf jeden Fall im Trend.
Gabi Visintin ist Senior PR Beraterin und Account Director IT bei Storymaker