Gleich mehrere Faktoren können den PC-Markt schon im Verlauf dieses Jahres wieder befeuern: Der anstehende PC-Refresh, das Supportende für Windows 10 und die neuen AI-PCs. Die Analysten von IDC sind mit ihren PC-Forecasts für das laufende Jahr trotzdem nur verhalten optimistisch.
In die neue Kategorie der AI-PCs setzen die Hersteller große Erwartungen. Dazu kommt der anstehende Refresh-Zyklus für PCs, denn viele Geräte wurden zu Beginn der Corona-Lockdowns 2020 angeschafft und müssen bald ersetzt werden. Spätestens im kommenden Jahr, wenn der Microsoft-Support für Windows 10 im Oktober endet, müssen viele Unternehmen reagieren. Ab dann gibt es für Windows-10-Geräte nämlich keine Security-Updates mehr – was gerade angesichts der neuen NIS2-Regelung für Firmen und deren Geschäftsführer zum Problem werden kann.
All das sollte den seit mehr als zwei Jahren rückläufigen PC-Markt wieder befeuern, da sind sich Branchenkenner einig. Die Marktforscher von IDC sind trotzdem für das laufende Jahr mit ihrem Forecast noch zurückhaltend. Ihrer Meinung nach werden der anstehende Refresh und die neuen AI-PCs das PC-Wachstum 2024 vorerst nur mäßig antreiben.
Laut dem „Worldwide Quarterly Personal Computing Device Tracker“ von IDC soll der weltweite Markt für klassische PCs im Jahr 2024 bei 260,2 Millionen ausgelieferten Geräten stagnieren – trotz einer leichten wirtschaftlichen Erholung und der neuen Kategorie von AI-PCs – Computer mit eingebauten neuronalen Verarbeitungseinheiten (NPU). Beeinträchtigt wird der globale Forecast durch China, dessen Wirtschaft mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert ist. IDC erwartet, dass die Lagerbestände hier auch in naher Zukunft weiterhin hoch bleiben uns sich der chinesische PC-Markt erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 erholt. Ohne China prognostizieren die Analysten für den PC-Markt 2024 ein Wachstum von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Mehrere Wachstumsfaktoren wirksam
Im Rest der Welt sehen die IDC-Analysten einige zusammenfallenden Faktoren, die die PC-Verkäufe im Jahr 2024 beeinflussen:
Der Auffrischungszyklus im Bildungswesen soll dazu führen, dass 29,6 Millionen PCs in diesen Markt geliefert werden. Obwohl die Budgets nicht mehr so hoch seien wie während der Pandemie, sei bei vielen PCs, die während der Pandemie gekauft wurden, eine Auffrischung fällig, so die Marktforscher. Die niedrigeren Budgets führten jedoch dazu, dass sich der Aktualisierungszyklus über mehrere Jahre erstrecken werde und nicht wie während der Pandemie in einem kurzen Zeitraum ein großer Schub erfolge.
Außerdem steht ein neuer Windows-Aktualisierungszyklus kurz bevor: Das Supportende für Windows 10 Ende 2025 wird voraussichtlich ab der zweiten Hälfte des Jahres 2024 dazu führen, dass viele PCs ausgetauscht werden.
Für den Consumer-Markt erwartet IDC 2024 einen erneuten Rückgang der Verkaufszahlen um insgesamt 1,1 Prozent. Auch hier zieht der chinesiche markt die Verkäufe nach unten. Ohne China soll der Endverbrauchermarkt im Jahresvergleich zumindest um 1,6 Prozent wachsen. Geddämpft werde das Wachstum in diesem Segment durch die erhöhten Zinssätze und die Nachfrage nach anderen Geräten, wie beispielsweise Smartphones.
Gedämpfte Erwartungen an neue AI-PCs
Außerhalb der Auffrischungszyklen dürften AI-PCs, die auf den aktuell eingeführten Qualcomm-Chips basieren, sowie neuere Bauteile von AMD und Intel, die im Laufe des Jahres auf den Markt kommen, für einen kurzfristigen Anstieg der Verkäufe sorgen. Langfristig erwarten die Analysten jedoch nicht, dass die AI-PCs zu einem Anstieg der Liefermengen führen. Sie rechnen aber damit, dass sie zu steigenden durchschnittlichen Verkaufspreisen (ASPs) führen.
„Während der Lärm um AI auf dem Gerät mangels klar definierter Anwendungsfälle für Geschäfts- und Unternehmensanwender etwas ungerechtfertigt erscheinen mag, werden diese Geräte in den nächsten Jahren einen bedeutenden Wandel im Computing mit sich bringen, weil sie die Erstellung von Inhalten und eine höhere Produktivität ermöglichen", erläutert Jitesh Ubrani, Research Manager bei IDCs Worldwide Mobile Device Trackers. „Die Akzeptanz bei den Verbrauchern wird jedoch wahrscheinlich länger dauern, da die Aufklärung der Nutzer über die Vorteile von AI auf dem Gerät im Vergleich zu Cloud-basierten Lösungen keine einfache Aufgabe sein wird."
Microsoft habe mit seinen jüngsten Ankündigungen auf der Build den Wettlauf um AI-PCs in Gang gebracht, so Linn Huang, Research Vice President, Devices and Displays bei IDC. Diese Ankündigungen seien aber nur die Spitze des Eisbergs, wenn es um die langfristige Vision der Industrie von AI-PCs gehe: Geräte, die ihre Nutzer durch den Einsatz von generativer KI automatisieren, unterstützen und inspirieren. „Letztendlich wird AI auf PCs allgegenwärtig sein. In der Zwischenzeit sehen wir, dass die Zahl der AI-PCs von etwa einem von fünf in diesem Jahr auf fast zwei von drei im Jahr 2028 ansteigt", so Huang.